Unterseekabel sind weiterhin das Rückgrat der Kommunikation. Keine Satellitenkonstellation könnte die Mengen an Daten vermitteln, die durchgehend über die Unterseekabel gehen. Doch nun meldete das noch junge NATO-Mitglied Finnland eine Störung der Verbindung mit Deutschland.
„Am 18. November 2024 wurde ein Fehler im Unterseekabel Cinia C-Lion1 zwischen Finnland und Deutschland festgestellt“, berichtet das für die Kommunikation in Finnland zuständige Unternehmen Cinia. „Aufgrund des Fehlers sind die über das C-Lion1-Kabel bereitgestellten Dienste ausgefallen. Die Ursache des Fehlers wird untersucht. Weitere Informationen zur Situation werden am Dienstag, den 19. November 2024, aktualisiert.“
Bedrohung der Unterseekabel durch Russland
Das Unterseekabel verläuft mitten durch die Ostsee, es wurde ohne größere Sicherungsmaßnahmen auf dem Meeresgrund verlegt. Ein Vorgehen, das in der Vergangenheit als ausreichend angesehen wurde – bis zu den mittlerweile häufiger auftretenden Störungen in der Unterseeinfrastruktur jener Länder, die sich gegen Russland positionierten. So liegt auch hier die Vermutung nahe, dass Russland nicht unschuldig ist an der Beschädigung dieser Verbindung zwischen Finnland und Deutschland.
„Wir merken das jeden Tag in der Ostsee“, hatte Kapitän zur See Detlef Scheuer, Referatsleiter Einsatzunterstützung im Marinekommando, die Spannungslage mit Russland bei der diesjährigen LOG.NET beschrieben. „Weil russische Einheiten durchaus in unseren Gewässern fahren und auch in die Nordsee vorrücken. Es ist keineswegs so, als würden sich deren Tätigkeiten nur auf die westliche Ostsee beschränken. Sie bewegen sich in Gebieten, wo wir unsere Kritische Infrastruktur haben.“
Die Trennung zwischen ziviler und militärischer Schiffahrt sei bei russischen Schiffen nicht so strikt, erläuterte Kapitän zur See Scheuer. Die Deutsche Marine habe beispielsweise russische Handelsschiffe mit Schleppleinen beobachtet, „aber was die dort genau machen, das ist immer schwierig abzuschätzen“.
Schutz der Unterseeinfrastruktur durch die NATO
Angesichts der Probleme bei der Observation von und Ermittlungen am Meeresboden wird sich die tatsächliche Zuordnung des Vorfalls wahrscheinlich als unmöglich erweisen. Dies ist auch ein Grund, weshalb der Schutz der Unterseeinfrastruktur mittlerweile einen hohen Stellenwert erhalten hat. So weihte die NATO herst kürzlich das neue „Maritime Centre for the Security of Critical Undersea Infrastructure“ (CUI) ein, das den Schutz tausender Kilometer von Unterseekabeln und -pipelines sicherstellen soll. Ziel ist es, Angriffe zu verhindern, die die Energieversorgung, die globale Kommunikation und das Wirtschaftsgeschehen zum Erliegen bringen könnten, so wie jetzt beim Unterseekabel Cinia C-Lion1.
Norwegen und Deutschland haben darüber hinaus die Schaffung fünf regionaler „CUI Hubs“ für folgende maritime Gebiete vorgeschlagen: Ostsee, Nordsee, Atlantik, Mittelmeer und Schwarzes Meer. Diese fünf Hubs könnten von einem oder mehreren Bündnispartnern betrieben werden und sollen die Unterwasserinfrastruktur überwachen und durch regionales Fachwissen zur Verbesserung des Lagebildes in der Unterwasserdimension beitragen. Mit Personal und Fähigkeiten der jeweiligen nationalen Behörden könnten verdächtige Vorgänge frühzeitig erkannt sowie ein Beitrag zur Abschreckung geleistet werden.
Norwegen bietet an, einen CUI Hub für den Hohen Norden aufzustellen. Deutschland ist wiederum bereit Verantwortung in der Ostsee zu übernehmen. Wie sich die weitere Zusammenarbeit und die Aufteilung der Zuständigkeiten gestaltet bleibt abzuwarten, doch die heutige Störung der Kommunikationsverbindung zwischen Deutschland und Finnland zeigt die Dringlichkeit von wirksamen Maßnahmen auf.
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