Bei der Übergabe des ersten Schweren Waffenträgers Infanterie an die Bundeswehr (wir berichteten) sprach cpm Defence Network mit Generalleutnant Andreas Marlow, Stellvertreter des Inspekteurs des Heeres und Kommandeur Militärische Grundorganisation, über den weiteren Aufbau der Mittleren Kräfte. Das Interview führte Dorothee Frank.
Der Schwere Waffenträger Infanterie kam mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit in die Bundeswehr. Haben Sie so eine schnelle Beschaffung schon einmal erlebt?
Nein – und das überrascht mich positiv. Die aktuellen Zeiten erfordern, dass wir schnell Aurüstung auf den Hof bekommen. Der Schwere Waffenträger ist jetzt ein gutes Beispiel, wie die ganzen Planungen und Entscheidungen der letzten anderthalb bis zwei Jahre in Hardware umgesetzt werden.
Nicht nur der Zulauf der Systeme, auch der Aufbau der Mittleren Kräfte geschieht erstaunlich schnell. Wie genau werden diese aufgebaut?
Wir haben in der bisherigen Panzerbrigade 21 unsere radbasierten Kräfte – unsere Jägerbataillone – zusammengeführt. Für den Ausbau hin zu den Mittleren Kräften ist der Schwere Waffenträger ein sehr wichtiges Element, weil er die Feuerunterstützung leisten wird. Und damit sind die Jägerbataillone dann, wenn der Schwere Waffenträger eingeführt ist, vollends radbeweglich.
Dies planen wir noch für zwei weitere Brigaden. Aber wir brauchen für die Mittleren Kräfte auch weitere Fähigkeiten auf Radbasis, z.B. Artillerie oder Pionierfahrzeuge, sowie für die Panzergrenadiere den „Schützenpanzer Rad“. Es ist also noch ein Weg zu gehen, aber die Ankunft des ersten Schweren Waffenträgers Infanterie ist ein ganz großer und wichtiger Schritt vorwärts für uns!
Sind die Jäger mit dieser Umstellung überhaupt noch Jäger?
Es ist eine Weiterentwicklung der Jägertruppe. Die Jäger besitzen jetzt bereits radbasierte Elemente auf Boxer-Basis. Wir haben aber das operative Anforderungsprofil verändert, weil jetzt die Verlegbarkeit auf eigener Achse innerhalb Europas im Vordergrund steht.
Der zweite Vorteil, den wir uns von den Änderungen versprechen, ist, dass wir dadurch flexibler werden. Sollten wir jemals wieder Einsätze wie Afghanistan haben, dann besitzen wir mit diesen Truppenteilen Einheiten, die auch dafür bestens ausgestattet sind.
Wie viele Einheiten der Mittleren Kräfte soll es insgesamt geben?
Wir planen drei Brigaden. Das sind dann pro Brigade jeweils drei Kampftruppen-Bataillone plus je ein Artillerie-Bataillon und ein Pionier-Bataillon. Wie genau es sich am Anfang gestalten lässt, müssen wir auf dem Weg der Aufstellung sehen. Hinzu kommen weitere Einheiten, wie zum Beispiel Fernmeldeeinheiten oder Stabskompanien.
Welche Brigaden werden zu den Mittleren Kräften weiterentwickelt?
Die Ausgangsbasis der Mittleren Kräfte ist die Panzerbrigade 21, die für uns das Innovationsinstrument wird, in der wir moderne und innovative Systeme testen wollen. Diese Brigade ist derzeit auch in die Erprobung von Drohnen und Loitering Munition und Ähnlichem mit eingebunden.
Für die Mittleren Kräfte wird die Panzerbrigade 21 praktisch der Vorreiter, dann kommt die deutsch-französische Brigade, die auch teilweise schon mit Boxern ausgerüstet ist. Als letztes folgt die Panzergrenadierbrigade 41, sodass wir Ende der 20er Jahre über drei Brigaden Mittlere Kräfte verfügen werden. Möglicherweise werden uns unsere niederländischen Freunde auf diesem Weg mit deren 13. Brigade folgen. Hier besteht nach meiner Kenntnis großes Interesse.
Vielen Dank für das Gespräch!
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