THEON International/THEON Sensors S.A. ist eine mittelständische, europäische Unternehmensgruppe, die sich auf die Entwicklung und Herstellung von elektrooptischen Nachtsichtsystemen und Wärmebildgeräten für Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen spezialisiert hat. Mittlerweile kann das Unternehmen ohne Einschränkung von sich behaupten, führend in der Entwicklung und Herstellung von hochmodernen Geräten, sowohl für tragbare als auch für plattformbasierte Systeme zu sein. Die Lösungen des Unternehmens ermöglichen die Visualisierung von Bildern bei schlechten Lichtverhältnissen und erfüllen die Anforderungen der anspruchsvollsten Streitkräfte.
eit ihrer Gründung im Jahr 1997 hat sich die Gruppe zu einem der wichtigsten Akteure der Branche entwickelt und ist weltweit präsent. THEON INTERNATIONAL hat seinen Hauptsitz in Zypern und unterhält hochmoderne Produktionsanlagen in Griechenland. Die Gruppe hat Tochtergesellschaften und Büros in Kempen (Deutschland), Arlington (USA), Abu Dhabi & Dubai (VAE), Zug (Schweiz), Kopenhagen (Dänemark) und Singapur. Darüber hinaus ist sie in Riad (Saudi-Arabien) tätig und verfügt über Koproduktionsstätten in Wetzlar (Deutschland) und Plymouth (USA).
Wir sprachen mit Philippe Mennicken, Commercial Director und Business Development bei THEON Sensors S.A.
CPM: Zeigt Theon Sensors auf der Enforce Tac etwas Neues?
Mennicken: Im öffentlichen Bereich zeigt Theon auf der EnforceTac das bekannte Produktportfolio inklusive der neuen Generation Wärmebildgeräte, mit denen Theon schon verschiedene Ausschreibungen in Europa gewonnen hat, wie beispielsweise in Belgien, England und über die NSPA. Ausgewählte Kunden bekommen darüber hinaus auch das hauseigene ARMED-System zu sehen. Dabei handelt es sich um ein vernetztes Kopfsystem für den Einsatz bei Tag und Nacht. Durch Anbindung an ein vorhandenes Battle Management System hat der Soldat jederzeit eine ausgezeichnete Lagekenntnis und einen Informationsvorteil.
Dabei spielen vernetzte, fusionierte Sensoren eine wesentliche Rolle. Das System funktioniert heute bereits zuverlässig, die üblichen Kinderkrankheiten bei Neuentwicklungen sind überwunden. Theon ist mit diesem Konzept Technologievorreiter und hat damit bereits das Interesse internationaler Kunden gewonnen, darunter das US SOCOM und die Bundeswehr.
CPM: Was sind die aktuellen Fähigkeitsforderungen der Nutzer an die kommende Generation an Nachtsichtgeräten?
Mennicken: Es sind keine großen technologischen Veränderungen zu erwarten, vielmehr zeigt sich der Fortschritt im Kleinen. Es werden viele kleine Schritte unternommen, beispielsweise hinsichtlich Ergonomie, Robustheit, Gewicht und Leistung. An all diesen Aspekten arbeitet Theon kontinuierlich, um den Soldaten das bestmögliche Gerät zur Verfügung zu stellen, das im Einsatz intuitiv funktioniert und den veränderten Anforderungen widersteht.
Aufgrund der politischen Rahmenlage wird derzeit bei vielen Beschaffungen Wert auf schnelle Auslieferung und Projektabwicklung gelegt. Als Marktführer verfügt Theon über hinreichend große Kapazitäten, um auch große Aufträge schnell und zuverlässig abzuwickeln. Ein gutes Beispiel dafür ist der OCCAR-Auftrag, bei dem nicht nur der Grundvertrag von 4.550 binokularen Nachtsichtbrillen für die belgischen Streitkräfte und 5.000 Sätzen für die Bundeswehr fristgerecht abgewickelt wurde, sondern auch ein beschleunigter Lieferplan für die 1. Option mit 20.000 weiteren Sätzen für die Bundesrepublik im Kosten- und Zeitrahmen liegt und bis Ende Q3 2024 fristgerecht abgeschlossen sein wird.
CPM: Gibt es signifikante Unterschiede bei den Anforderungen von Spezialkräften zu denen der Standard-Einheiten?
Mennicken: Gemäß ihrem Einsatzspektrum wünschen Spezialkräfte immer die bestmögliche Leistungsfähigkeit, wobei auch die Gewichte größer ausfallen können, bedingt durch ihr spezifisches Einsatzprofil. Allgemein gibt es aber keine allzu großen Unterschiede mehr. Auch die „normalen“ Geräte haben heute ein sehr hohes Maß an Leistung und Funktionalität.
Früher war Nachtsichtfähigkeit den Spezialkräften vorbehalten, aber heute ist diese Fähigkeit zunehmend auch im Querschnitt zu finden. Wie ein Helm und Schutzweste gehört sie zur persönlichen Ausrüstung in fortschrittliche Armeen. Der Ukraine-Krieg hat die Bedeutung der Nachtkampffähigkeit nochmal verdeutlicht und dementsprechend gibt es nach wie vor eine starke Nachfrage, deren Ende noch nicht abzusehen ist.
CPM: Theon ist sehr erfolgreich mit Partnern in den USA, u.a. beim U.S. Marine Corps. Können wir aus den Programmen etwas für Deutschland und Europa lernen?
Mennicken: Sie sprechen den Rahmenvertrag über bis zu 500 Millionen Dollar an, das Squad Binocular Nightvision Goggle Programm Programm. Anhand des Volumens sieht man, dass auch in den USA die binokulare Nachtsichtbrille immer noch als bestmögliche Lösung angesehen und nicht von einer zeitnahen Ablösung der Technologie ausgegangen wird.
Dass Theon mit seinem lokalen Partner auch die oben genannte 2. Tranche des Programms für sich entscheiden konnte, unterstreicht die aktuelle Marktposition der Theon Nachtsichtbrille eindrucksvoll. Für den guten Ruf bei den Streitkräften sind unter anderem die oben genannten kontinuierlichen Verbesserungen ausschlaggebend, die dazu beitragen, dass das Gesamtsystem State-of-the-Art ist und auch bleibt.
CPM: Werden wir in Zukunft bei den Theon Sensoren auch Künstliche Intelligenz und Fusions-Fähigkeiten integriert in Nachtsichtbrillen und Sensoren sehen?
Mennicken: Definitiv. Wie schon in der Vergangenheit erwähnt, arbeitet Theon an einer modernen fusionierten binokularen Nachtsichtbrille. Diese wird ITAR-frei angeboten und hat wie alle THEON Produkte eine Menge neuer und interessanter technische Features. Diese fusionierte Nachtsichtbrille ist Teil der ARMED-Systems und des Kopfsystems, wie schon vorher beschrieben. Das Wichtigste am ARMED-System ist aber die Vernetzung. Sie ist die Voraussetzung, um die Möglichkeiten von KI in der Zukunft voll ausspielen zu können.
CPM: Gibt es für Theon schon Lessons Learned aus dem Krieg gegen die Ukraine in Sachen Nachtsicht- und Wärmebildtechnologien?
Mennicken: Der Ukraine-Krieg liefert den Beleg, dass in westlichen Armeen die Bedeutung der Nachtkampffähigkeit verstanden wurde und ernst genommen wird. Bei nunmehr wachsenden Budgets wird auch entsprechend weltweit stark investiert. Der Auftrag der OCCAR kann da in Europa als wegweisend gesehen werden. Von einem Rahmenvertrag mit Optionen ausgehend, wurden bei Bedarf schnell und unkompliziert bestehende Optionen ausgelöst, welche die Anzahl der zu liefernden Geräte auf ein Mehrfaches anwachsen ließen.
Des Weiteren wurde aufgrund der nur begrenzt vorhandenen Munition die Bedeutung von schneller und präziser Feuerleitung offensichtlich. Das gilt auch im Bereich Infanterie. Theon hat hier eine Kooperation mit einem ukrainischen Unternehmen und hat daher Feedback aus erster Hand. Des Weiteren kooperieren wir mit Aimpoint, wo wir die FCS 13/14 nachtkampffähig machen. Wir verfolgen die Weiterentwicklungen in diesem Technologiefeld mit großem Interesse und wollen auch hier eine aktivere Rolle spielen.
Ähnlich wie bei Munition gilt bei Nachtsichtgeräten und anderen wesentlichen Gegenständen der persönlichen Ausrüstung der alte Satz: „Führer ohne Reserven werden Zeugen großer Schlachten“. Es reicht nicht, gerade so ausreichende Mengen für den Regelbetrieb zu haben, sondern es muss voll ausgerüstet bzw. für eine Reserve gerüstet werden.
Auch nehmen wir wahr, wie viel schneller das Kampfgeschehen durch Vernetzung, den vielfältigen Einsatz von Sensoren und Drohnen und den entsprechenden, teilweise automatisierten Abwehrmaßnahmen heute ist. Vernetzung ist dafür die Voraussetzung und dieser Trend wird sich ungebrochen fortsetzen. In diesem Marktsegment ist Theon mit dem ARMED-System da gut aufgestellt und teilweise an der Spitze der Technologie.
CPM: Theon in jetzt an der Börse, um zusätzliches Geld für Wachstum zu generieren. Was heißt das konkret? Wachstum durch neue Produktionsstätten oder durch Zukauf?
Mennicken: Theon wird auch in Zukunft weiterwachsen. Die notwendigen Produktionskapazitäten wurden frühzeitig aufgebaut und sind auf absehbare Zeit ausreichend. In unserem angestammten Bereich wollen wir durch die nun verfügbaren Mittel das organische Wachstum beschleunigen und durch gezielte Zukäufe auch anorganisch wachsen.
Im Stammgeschäft werden wir die bereits angefangene Diversifizierung des Portfolios schneller vorantreiben, z.B. mit unserem ARMED System, aber auch im Bereich Feuerleitung und nicht zu vergessen bei Plattform basierten Geräten. Auf der DSEI 2023 haben wir beispielsweise mit dem TALOS MR den ersten Vertreter einer neuen Produktfamilie, welche auf Land- bzw. Seebasierten Plattformen genutzt werden kann, vorgestellt. Hier wird auch die Entwicklung der weiteren Familienmitglieder Komponentenvorangetrieben. Auch bereits bestehende Systeme, wie das ARMED-System werden zügig weiterentwickelt und ergänzt.
Durch Zukäufe einschlägiger Unternehmen werden wir unsere Position im Markt weiter stärken. Dabei wird es sich um Firmen im Bereich Optronik handeln, die unser Portfolio sinnvoll ergänzen können. Mit Hinblick auf die hier vorhandene industrielle Basis steht hier auch die Bundesrepublik im Fokus. Theon folgt dabei seiner Vision der Schaffung internationaler Exportchampions durch Kooperation auf europäischer Ebene.
Andre Forkert
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