Nuklear-U-Boote für die Verteidigung Großbritanniens

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist die Nukleare Abschreckung wieder in den Fokus der NATO und seiner Mitglieder gerückt. Da zur Abschreckung allerdings auch gehört, dass der Gegner über die Fähigkeiten – so sie denn vorzeigbar sind – informiert ist, veröffentlichte das britische Verteidigungsministerium nun sein 44 Seiten umfassendes Papier zu den britischen Fähigkeiten im nuklear-strategischen Bereich sowie die weiteren Ausbau- bzw. Modernisierungsstufen. Eines wird dabei wieder deutlich: Strategische Kräfte sind teuer.

Allein rund 36 Milliarden Euro sind für das Programm der neuen nuklear-strategischen U-Boote der DREADNOUGHT-Klasse vorgesehen.
Allein rund 36 Milliarden Euro sind für das Programm der neuen nuklear-strategischen U-Boote der DREADNOUGHT-Klasse vorgesehen.
Bild: BAE Systems

Das im März 2024 veröffentlichte jährliche Defence Budget von Großbritannien beläuft sich auf 55,6 Milliarden Pfund (ca. 64,86 Milliarden Euro). Vor diesem Hintergrund ist die Aussage in dem Papier „Delivering the UK’s Nuclear Deterrent as a National Endeavour“, dass 31 Milliarden Pfund – mit einer Reserve von zehn Milliarden Pfund (ca. 36,16 Milliarden Euro) – in die neuen SSBN (Ship Submersible Ballistic Nuclear – Nuklear betriebene U-Boote mit ballistischen Raketen) der DREADNOUGHT-Klasse investiert werden sollen.

Strategische U-Boote der DREADNOUGHT-Klasse

Das erste U-Boot der DREADNOUGHT-Klasse soll Anfang 2030 einsatzbereit sein. Der Auftrag ging an BAE Systems Submarines. Insgesamt sollen vier Schiffe gebaut werden:

  • Dreadnought (Brennstart Oktober 2016, Endausrüstung und Montage war für Juli 2024 geplant, wird aber wahrscheinlich aufgrund von Problemen mit dem Common Missile Compartment verschoben)
  • Valiant (Brennstart September 2019)
  • Warspite (Brennstart Februar 2023)
  • King George VI (Geplant)

Bei einer Länge von 153,5 Metern sollen die Schiffe der DREADNOUGHT-Klasse die ersten britischen U-Boote sein, auf denen auch Frauen dienen werden. Das Design wurde entsprechend angepasst.

Als Nuklearantrieb wurde der PWR3 von Rolls Royce gewählt, ein neuer Antrieb, der auf dem bereits in der VALIANT-Klasse eingesetzten PWR2 aufbaut.

Im Rahmen des britischen Trident-Programms zur nuklearen Abschreckung wurde bereits in der 80ern festgelegt, dass immer ein strategisches U-Boot mit nuklearen Gefechtsköpfen in den Meeren auf Wache sein muss. Hiervon wurde bisher nie abgewichen.

Doch das Bekenntnis zur strategischen U-Boot-Flotte ist nicht der einzige Ausblick in dem Dokument. So soll etwa die Zahl der Nuklearwaffen steigen. „Wir entwickeln einen Ersatzgefechtskopf für das Vereinigte Königreich und behalten gleichzeitig unsere bestehenden Bestände bei“, schreiben die Autoren aus dem Verteidigungsministerium und ergänzen: „Wir stehen kurz vor der Fertigstellung einer britischen Flotte von konventionell bewaffneten, nuklear angetriebenen SSN der Astute-Klasse und haben mit dem Entwurf der nächsten Generation von Jagd-U-Booten, SSN-AUKUS, begonnen.“

Neue nuklear-betriebene U-Boote der AUKUS-Klasse

Wenn die SSN-AUKUS ab Ende der 2030er Jahre die U-Boote der ASTUTE-Klasse ersetzen, werden sie die größten und leistungsstärksten Jagd-U-Boot sein, welche die Royal Navy je betrieben hat. Zudem handelt es sich nicht um eine reine Eigenentwicklung, auch Australien und die USA sind an dem Programm beteiligt.

Das britische Verteidigungsministerium hat BAE Systems im Oktober 2023 knapp vier Milliarden Pfund (ca. 4,61 Milliarden Euro) für die nächste Phase des SSN-AUKUS-Programms bewilligt. Diese Finanzierung deckt laut dem Unternehmen die Entwicklungsarbeiten bis 2028 ab und ermöglicht es BAE Systems, die detaillierte Entwurfsphase voranzutreiben und lang benötigte Elemente zu beschaffen. Mit dem Budget würden auch bedeutende Infrastrukturinvestitionen in Barrow finanziert, durch die sich die Größe der Anlagen des Standorts bis Ende der 2030er Jahre von 80.000 m2 auf 160.000 m2 verdoppelt.

Am 21. März 2024 verkündeten der stellvertretende australische Premierminister Richard Marles und der britische Verteidigungsminister Grant Shapps zudem, dass die australische Regierung BAE Systems und ASC Pty Ltd für den Bau der neuen australischen Atom-U-Boot-Flotte ausgewählt habe. „Dies ist die jüngste wichtige Entwicklung im Rahmen des trilateralen Sicherheitspakts AUKUS zwischen den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und Australien“, meldete BAE Systems vergangene Woche. „Im Rahmen des AUKUS-Abkommens werden Australien und das Vereinigte Königreich ein gemeinsames U-Boot der Zukunft betreiben, in das Technologien aller drei Nationen einfließen und das auf dem britischen Entwurf der nächsten Generation basiert, bei dem BAE Systems führend ist.“

Noch ist dieses Programm in einem zu frühen Stadium, um über die tatsächlichen Eigenschaften zu berichten, die Schiffe sollen allerdings eng an die VIRGINIA-Klasse angelehnt sein. Es zeigt zudem das britische Bekenntnis zu seiner U-Boot-Flotte und den Fähigkeiten, damit weltweit operieren zu können.

So hält auch das britische Verteidigungsministerium in „Delivering the UK’s Nuclear Deterrent as a National Endeavour“ fest: „Die Erneuerung der Abschreckungsfähigkeit Großbritanniens ist ein gewaltiges Unterfangen, das unsere Sicherheit gewährleistet und unseren Wohlstand mehrt. Ein Vorhaben, das ein wahrhaft nationales Engagement erfordert.“

Dorothee Frank

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