Critical-Design-Review U-Boot U212 CD

Das bisher größte multinationale Kooperationsprojekt im Rüstungsbereich U-Boot U212 CD, das auch „ein gemeinsames Lebenszyklusmanagement“ beinhaltet, befindet sich jetzt in der sogenannten Critical-Design-Review-Phase: Die beiden Präsidentinnen der Beschaffungsämter von Norwegen und Deutschland kamen für Absprachen zum weiteren Verlauf der U-Boote der Klasse U212 CD zusammen.
U-Boot U212 CD vor der neuen Schiffbauhalle der thyssenkrupp Marine Systems in Kiel.
212CD U-Boot vor der neuen Schiffbauhalle der thyssenkrupp Marine Systems in Kiel.
Illustration: tkMS

In mehreren Beschaffungsprojekten arbeiten Deutschland und Norwegen mittlerweile eng zusammen, um von Synergieeffekten – wie beispielsweise Kostenvorteilen durch höhere Stückzahlen – zu profitieren. Neben der Beschaffung von Seeziel-Lenkflugkörpern vom Typ Naval Strike Missile (NSM) des norwegischen Herstellers Kongsberg ist hier vor allem das Projekt U-Boot U212 CD zu nennen.

Beschaffung: Deutsch-norwegisches U-Boot U212 CD

Bereits 2017 wurde zwischen den beiden Verteidigungsministerien Deutschlands und Norwegens ein Memorandum of Understanding – das sogenannte Naval Defence Material Cooperation MoU – geschlossen. Im Jahr 2021 folgte dann der gemeinsame Beschaffungsvertrag zur Lieferung von sechs U-Booten (zwei für Deutschland, vier für Norwegen) mit der Firma thyssenkrupp Marine Systems (tkMS).

Das Design baut auf den bereits in Kooperation mit Italien bewährten U-Booten der Klasse U212 A auf. Der jetzt verwendete Zusatz CD steht für „Common Design“ und betont die von Beginn an verfolgte Zusammenarbeit. Das Projekt befindet sich momentan in der Critical-Design-Review-Phase, in der die letztgültige Planungskontrolle durchgeführt wird und deren Abschluss für September 2024 geplant ist.

Konkrete Vorteile des „Common Design“-Ansatzes

  • Gemeinsames Concept of Operations (Betriebskonzept aus Anwendersicht)
  • Gemeinsam begleitete und durchgeführte Bauphase
  • Gemeinsame Abnahme und Einsatzprüfungen (full capability tests)
  • Gemeinsame Instandhaltung mit einem „Lifetime Management Program Office“ in Norwegen
  • Gemeinsame Ersatzteilbeschaffung und -haltung
  • Sensorik und Bewaffnung werden für beide Kooperationspartner gleich sein
  • Die internationale Kooperation behält sich die Option vor, für weitere Partner offen zu sein (die Niederlande und Griechenland sind hier mögliche Kandidaten).

Auf Einladung der Präsidentin des BAAINBw, Annette Lehnigk-Emden, war die Präsidentin des norwegischen Beschaffungsamtes (Norwegian Defence Materiel Agency, NDMAN), Gro Jære, jüngst zur weiteren Absprache nach Deutschland gekommen. Im Vordergrund stand sowohl die Sicherstellung einer zeit- und leistungsgerechten Lieferung der U-Boote als auch Absprachen hinsichtlich des geplanten gemeinsamen Lebenszyklusmanagements für das U-Boot U212 CD.

Die Präsidentinnen der norwegischen und der deutschen Beschaffungsbehörde der Streitkräfte, Gro Jære (l.) und Annette Lehnigk-Emden (r.) vereinbaren das weitere Vorgehen bei der Beschaffung der U-Boote 212 CDCommon Design Bundeswehr/Dirk Bannert
Die Präsidentinnen der norwegischen und der deutschen Beschaffungsbehörden, Gro Jære (l.) und Annette Lehnigk-Emden (r.) vereinbaren das weitere Vorgehen bei der Beschaffung der U-Boote 212 CD.
Foto: Bundeswehr / Dirk Bannert

Für die U-Boote der Klasse U212 CD ist eine Instandsetzung beider Nationen in der norwegischen Instandsetzungswerft in Bergen vorgesehen. Ein Projekt dieser Größenordnung nicht nur gemeinsam zu beschaffen, sondern auch während der Nutzung gemeinsam zu koordinieren, ist nach Angaben der Präsidentin des BAAINBw für beide Nationen ein Novum. Die langfristige Kooperation hat allerdings nicht zuletzt auch finanzielle Vorteile, denn durch die Bündelung von Bedarfen reduzieren sich die Kosten für Ersatzteile.

Das U-Boot U212 CD im Detail

Abgesehen davon, dass die U-Boot-Klasse U212 CD auf einem bereits bestehenden Konzept aufbaut (und damit finanziell besser planbar sein sollte), bestanden Fähigkeitsforderung nach einer weitgehenden Stealth-Eigenschaft, hoher Feuerkraft, weitreichenden Sensoren und der Möglichkeit zur Verbringung von Special Forces.

Technische Details des norwegisch-deutschen U-Bootes

  • Länge: ca. 73 m
  • Breite: ca. 10 m
  • Antrieb: Weiterentwicklung der Brennstoffzellen-Technologie des U212 A, sowie zwei Dieselmotoren der Serie MTU 4000
  • Verdrängung aufgetaucht: ca. 2500 t
  • Verdrängung getaucht: ca. 2800 t
  • Stealth-Eigenschaft durch „diamantähnliches Design“ des U-Boot U212 CD
  • Geplante Bewaffnung:
Vergleich der Klassen U212A und U212CD. Griechenland könnte beim U212CD Projekt einsteigen.
Vergleich der Klassen U212A und U212CD.
Grafik: tkMS

Der Baubeginn mit dem erste Stahlschnitt für das erste U-Boot der Klasse U212 CD erfolgte bereits im September 2023. Die Indienststellung dieses für Norwegen gebauten U-Boots ist für 2029 geplant. Deutschland soll sein erstes U-Boot U212 CD im Jahr 2032 in Dienst stellen.

Navid Linnemann

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