Spezialkräfte demonstrieren Fähigkeiten auf der Eurosatory in Paris

Noch bevor die Messe in Paris richtig startete, zeigten französische Spezialkräfte ihr Können und ihre Ausrüstung. Allen voran gab das französische Heer einen Einblick in sein Fähigkeitsprofil und seine Fahrzeug- und Waffenflotte. Im Anschluss folgte eine Demonstration der Groupe d’intervention de la Gendarmerie nationale (GIGN) zum Thema Personenschutz und Geiselbefreiung. Unser Autor war live auf der Eurosatory in Paris dabei.

Ein Team des GIGN bei der Vorbereitung einer Türöffnung durch Sprengladung auf der Eurosatory in Paris. Anschließend wurden die Terroristen neutralisiert und die Geiseln befreit. Sicherlich eine Aktion, die in Frankreich aktuell und in Vorbereitung auf die Sommerspiele oft geübt wird.
Ein Team des GIGN bei der Vorbereitung einer Türöffnung durch Sprengladung. Anschließend wurden die Terroristen neutralisiert und die Geiseln befreit. Sicherlich eine Aktion, die in Frankreich aktuell und in Vorbereitung auf die Sommerspiele oft geübt wird.
Foto: cpm / André Forkert

Die GIGN (zu Deutsch: Eingreiftruppe der Nationalgendarmerie) ist eine Spezialeinheit der französischen Gendarmerie mit dem Einsatzschwerpunkt der Terrorismusbekämpfung, die auf der Eurosatory in Paris ihre Fähigkeiten demonstrierte. Sie ist vielleicht am ehesten mit der deutschen GSG 9 zu vergleichen. Da sie aber Teil der Gendarmerie ist, gehört sie nicht zur Polizei, sondern den Streitkräften.

Die GIGN feiert dieses Jahr das 50-jährige Bestehen und ist seit ihrer Aufstellung am 1. März 1974 praktisch an allen Auslandsmissionen Frankreichs beteiligt gewesen. Dort kommt sie aber eigentlich nur den Anti-Terror-Kampf zum Einsatz, sondern zum Schutz der Botschaft, der Botschafter und anderem hochrangigen Personal.

Auslöser für die Aufstellung der GIGN waren das Münchner Olympia-Attentat (1972) und der Besetzung der Botschaft Saudi-Arabiens in Paris (1973). Auch damit hat die GIGN wieder eine Parallele zur GSG 9, denn auch für deren Aufstellung war das Münchner Olympia-Attentat vom 5. September 1972, der Anschlag palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft, der Auslöser.

GIGN-Spezialkräfte mit vierbeinigen Kameraden.
GIGN-Spezialkräfte mit vierbeinigen Kameraden.
Fotos: cpm / André Forkert

Die GIGN-Spezialkräfte haben auch vierbeinige Kameraden in ihren Reihen. Die Diensthunde werden in jeweils 2 bis 3 Einsatzarten, von aktuell 5 Ausbildungsschwerpunkten, ausgebildet.

Zum Eigenschutz trägt der Hund im Bild oben einen Helm mit Brille. Die Kamera schaut nach vorne und hinten und dient der abstandsfähigen Aufklärung. Am Halsband hängt das Funkgerät zur Führung des Hundes. Neben Funk/Sprache kann der Hund auch mithilfe eines Laserpointers geführt werden. (Foto: AF)

Das französische Spezialfahrzeug FARDIER

Die französischen Fallschirmjäger nutzen als hochmobiles taktisches Fahrzeug den UNAC RIDER Fardier ATV. Dieses neue Fahrzeug wird erst seit April 2023 an die Truppe ausgeliefert. Bis Ende 2023 waren gerade einmal acht Systeme vorhanden. Die Gesamtauslieferung der bis jetzt bestellten 300 Systeme soll bis Ende 2027 erfolgen. Auf der Eurosatory in Paris ist es noch bis morgen zu bestaunen.

UNAC RIDER Fardier ATV. Dieses Fahrzeug wird von spezialisierten Luftlandekräften und Spezialkräften genutzt. Außerdem als Zugfahrzeug für ein Mörsersystem.
UNAC RIDER Fardier ATV. Dieses Fahrzeug wird von spezialisierten Luftlandekräften und Spezialkräften genutzt. Außerdem als Zugfahrzeug für ein Mörsersystem.
Foto: cpm / André Forkert

Der UNAC RIDER Fardier ATV wurde entwickelt und beschafft, um die Mobilität der französischen Spezialkräfte- und Luftlandeverbände zu erhöhen. Die französische Beschaffungsbehörde DGA hat 2022 neben den 300 Fahrzeugen insgesamt 172 Anhänger bestellt, die den Nutzraum und die Nutzlast signifikant zu erhöhen.

Zugfahrzeug mit Mörsersystem als Anhänger.
Zugfahrzeug mit Mörsersystem als Anhänger.
Foto: cpm / André Forkert

Der Fardier ist ein kompaktes, leichtes Geländefahrzeug mit einem Gewicht von zwei Tonnen und einer hohen Geländegängigkeit, mit der er sich auch in Terrain bewegen kann, das für herkömmliche Geländewagen unzugänglich ist. Er ist robust und zuverlässig und wurde ohne jegliche Elektronik entwickelt, um nicht reparierbare Pannen im Einsatz zu vermeiden.

Er bietet zwei Soldaten Platz und ist in der Lage, einen 120-mm-Mörser zu ziehen oder mehrere große Ausrüstungsgegenstände auf seinem Anhänger zu transportieren. Die Gesamtanhängelast beträgt bis zu 750 kg. Er ermöglicht auch die schnelle Evakuierung eines liegenden Verwundeten. Als Bewaffnung verfügt das Fahrzeug über eine MG-Lafette (FN Herstal MAG 58) am Beifahrerplatz.

Zudem zeigte der Hersteller das Fahrzeug noch als Unmanned Ground Vehicle (UGV) mit einer HORNET-Waffenstation des gleichnamigen französischen Herstellers.
Zudem zeigte der Hersteller das Fahrzeug noch als Unmanned Ground Vehicle (UGV) mit einer HORNET-Waffenstation des gleichnamigen französischen Herstellers.
Foto: cpm / André Forkert

Der Fardier ist luftverladbar und luftverlastbar als Innen- und Außenlast in Transportflugzeugen und -hubschraubern. Zudem kann es mittels eines Transportgestells per Lastenfallschirm abgeworfen werden.

Dadurch ermöglicht er den schnellen Einsatz von Kommandos, entlastet die angelandeten Trupps in jedem Einsatzgebiet beim Transport von Ausrüstung, Personal sowie gegebenenfalls Verwundeten und erleichtert die Selbstverteidigung in den Einsatzgebieten.

Griffon (VBMR) und der Jaguar (EBRC) für urbane Einsätze

Das auf der Eurosatory in Paris gezeigte Engin blindé de reconnaissance et de combat Jaguar (EBRC) (Gepanzertes Aufklärungs- und Kampffahrzeug) ist ein gepanzertes 6×6-Radfahrzeug der neusten Generation, ausgelegt für den Kampf in urbanen Gebieten ebenso wie im offenen Gelände.

Kann Aufklären und Kämpfen: Das Engin blindé de reconnaissance et de combat Jaguar (EBRC).
Kann Aufklären und Kämpfen: Das Engin blindé de reconnaissance et de combat Jaguar (EBRC).
Foto: cpm / André Forkert

Der JAGUAR ist eines der neusten Fahrzeuge des französischen Heeres. Der Turm ist mit der 40 mm Cased Telescoped Weapon System (CTWS) von Nexter/BAE Systems ausgestattet.

Die 40 mm Maschinenkanone als Hauptbewaffnung wird durch ein koaxiales 7,62×51 mm Maschinengewehr ergänzt sowie durch zwei Panzerabwehrlenkwaffen des Typs Missile Moyenne Portée (MMP) von MBDA (Reichweite: 4.000 m). Das Fahrzeug hat ein Maximalgewicht von 25 Tonnen.

Das Véhicule blindé multi-rôles Griffon (VBMR) ist ein gepanzertes Mehrzweckfahrzeug.
Das Véhicule blindé multi-rôles Griffon (VBMR) ist ein gepanzertes Mehrzweckfahrzeug.
Foto: cpm / André Forkert

Das ebenfalls auf der Eurosatory in Paris gezeigte Véhicule blindé multi-rôles Griffon (VBMR) (Gepanzertes Mehrzweckfahrzeug) ist ein gepanzerter Truppentransporter. Es ersetzt in der französischen Armee im Zuge des Programms Scorpion die veralteten Véhicules de l’avant blindés (VAB). Das Fahrzeug wird hergestellt von einem französischen Konsortium aus Nexter, Thales und Arquus.

Auch dieses Fahrzeug hat ein Maximalgewicht von 25 Tonnen, und bietet Platz für eine zweiköpfige Besatzung und bis zu acht weiteren Soldaten. Es gibt die Varianten Personentransport, Kommandofahrzeuge, Artilleriebeobachter und Sanitätsfahrzeuge.

Als Bewaffnung verfügt der GRIFFON über eine fernbedienbare Waffenstation für leichte und schwere Maschinengewehre und 40-mm-Granatmaschinenwaffen. Insgesamt sollen bis 2030 1.872 Fahrzeuge geliefert werden.

Die RAID-Demonstration auf der Eurosatory in Paris

Als weitere Spezialeinheit präsentierte sich die französische RAID. Die Recherche, Assistance, Intervention, Dissuasion (RAID; zu Deutsch: Suche, Unterstützung, Intervention, Abschreckung) ist eine Spezialeinheit der französischen Police National (Bundespolizei) und spezialisiert auf die Bekämpfung von Terroristen.

Anlässlich der Eurosatory wurde die Geiselnahme einer Sportmannschaft simuliert. Sicherlich ein Szenario mit Blick auf die kommenden Sommerspiele. Hier rücken die RAID-Kräfte mit ihrem geschützten Truppentransporter an.
Anlässlich der Eurosatory wurde die Geiselnahme einer Sportmannschaft simuliert. Sicherlich ein Szenario mit Blick auf die kommenden Sommerspiele. Hier rücken die RAID-Kräfte mit ihrem geschützten Truppentransporter an.
Foto: cpm / André Forkert

Sie wurde 1985 aufgestellt, damals als Reaktion auf eine Serie von Bombenanschlägen. Eine Besonderheit bei der RAID ist die Tatsache, dass sich bei ihr nicht nur Polizisten, sondern Personen aus allen Bereichen bewerben können. 2015 wurde mit der Groupes d’intervention de la Police nationale (GIPN) eine ähnliche Einheit in die RAID überführt.

Die RAID-Einsatzkräfte rücken über eine Sturmleiter auf den Bus der Entführer vor. Der 4x4-Panzerwagen von Trucks Defense Sherpa Light wird für solche Einsätze genutzt.
Die RAID-Einsatzkräfte rücken über eine Sturmleiter auf den Bus der Entführer vor. Der 4x4-Panzerwagen von Trucks Defense Sherpa Light wird für solche Einsätze genutzt.
Foto: cpm / André Forkert

Neben dem Kampf gegen Terroristen und Geiselbefreiung ist die RAID zudem für die Sicherheit im Eurotunnel verantwortlich – zumindest aus französischer Sicht, in Großbritannien würde der Special Air Service (SAS) zum Zuge kommen.

Hinzu kommen weitere kritische Infrastrukturen wie Kernkraftwerke. Auch der Schutz offizieller ausländischer Besucher gehört zum Aufgabenbereich der RAID, wie auf der Eurosatory in Paris gezeigt wurde.

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