Enforce Tac: „Ein Trend ist die Integration digitaler Technologien.“

Die Meier-Medizintechnik GmbH ist seit über 18 Jahren ein zuverlässiger Partner für hochwertige Medizinprodukte und hat sich als führender Anbieter für notfallmedizinische Produkte in sicherheitsrelevanten Einsatzbereichen etabliert. Seit 2006 sind wir Vertragspartner zahlreicher behördlicher Einrichtungen und unterstützen diese mit modernster Ausrüstung für die taktische Verwundetenversorgung – stets auf Basis der TCCC-Guidelines. Interview mit Marcus Meier, Geschäftsführer und Gründer der Meier-Medizintechnik GmbH

Integration: Die Digitalisierung schreitet auch in der Sanitätsversorgung voran. (Foto- Meier-Medizintechnik)
Die Digitalisierung schreitet auch in der Sanitätsversorgung voran.
Foto: Meier-Medizintechnik
Herr Meier, stellen Sie uns das Portfolio der Meier-Medizintechnik für den Behördenbereich bitte einmal näher vor.

Unser Portfolio für den Behördenbereich umfasst eine breite Auswahl an medizinischer Ausrüstung, Notfalllösungen und Rettungsausrüstung, die speziell auf die Anforderungen von Behörden, Militär, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten zugeschnitten sind. Mit über 40.000 Produkten verstehen wir uns als einzigen Vollsortimenter auf dem europäischen Markt in diesem Bereich. Von Pflastern bis hin zur Bestückung kompletter Feldlagersysteme – inklusive Fachplanung – liefern wir alles aus einer Hand.

Ein besonderer Fokus liegt auf hochwertigen, praxiserprobten Produkten, die sich durch Robustheit und intuitive Handhabung auszeichnen. Dabei arbeiten wir eng mit renommierten Herstellern und Partnern wie ZOLL Medical, Corpuls, Safeguard Medical, SAM Medical, Kärcher Futuretech, Weinmann Emergency, TacMed Solutions und vielen weiteren zusammen.

Darüber hinaus treiben wir aktiv technologische Weiterentwicklungen voran. Dazu gehören Projekte wie das gemeinsame Vorhaben mit DIEHL Defence zur Weiterentwicklung des ZIESEL UGV CasEvac, das eine autonome Verwundetenevakuierung ermöglicht. Zudem arbeiten wir an einer Patiententracking-Lösung in Zusammenarbeit mit INMM und Garmin, um eine lückenlose Erfassung und Dokumentation der Patientenversorgung im Einsatz sicherzustellen.

Dank unserer Erfahrung und unserem starken Netzwerk können wir Behörden individuell abgestimmte Lösungen anbieten – von der Einzelbeschaffung bis hin zu komplexen Systemlösungen für komplette Fahrzeuge oder Einsatzeinheiten. Unser Ziel ist es, Einsatzkräfte mit den besten verfügbaren Produkten und maßgeschneiderten Lösungen zu unterstützen, um im Ernstfall eine schnelle und effektive Patientenversorgung zu gewährleisten.

UGV ZIESEL für den autonomen und überwachten Patiententransport. (Foto- AF)
UGV ZIESEL für den autonomen und überwachten Patiententransport.
Foto: CPM / André Forkert
Was sind die aktuellen Trends bei der taktischen Verwundetenversorgung?

Ein zentraler Trend in der taktischen Verwundetenversorgung ist die farbliche Kodierung von Produktverpackungen nach dem xABCDE- bzw. M.A.R.C.H.-Schema. Diese Systematik erleichtert Einsatzkräften die schnelle Identifikation der richtigen Materialien und reduziert Fehlerquellen in hochstressigen Situationen. Unser nextRESCUE RapidColor System setzt genau hier an und bietet eine klare, intuitive Farbkennzeichnung für eine effizientere Patientenversorgung.

Die Miniaturisierung und Modularität von Ausrüstungen ist ebenfalls auf dem Vormarsch. Einsatzkräfte benötigen kompakte, leichte Kits, die flexibel auf die jeweilige Einsatzlage angepasst werden können. Lösungen mit intelligenten Packkonzepten bieten hier große Vorteile.

Ein weiterer Trend ist die Integration digitaler Technologien. Smarte Medizingeräte, digitale Dokumentationssysteme und telemedizinische Unterstützung gewinnen zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklungen verbessern die Kommunikation zwischen Rettungskräften und medizinischen Einrichtungen und tragen dazu bei, eine präzisere und schnellere Versorgung sicherzustellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Zukunft der taktischen Verwundetenversorgung liegt in intuitiven, standardisierten und technologisch fortschrittlichen Lösungen, die sich konsequent an den realen Anforderungen von Einsatzkräften orientieren.

Welche Neuheiten zeigen Sie auf der diesjährigen Enforce Tac?

Auf der Enforce Tac 2025 präsentieren wir innovative Lösungen für die taktische Verwundetenversorgung und Notfallmedizin.

Ein Highlight ist die ORCA MEDIC von Intelsius, eine hochleistungsfähige Transportverpackung für Blutprodukte, die über 68 bis 72 Stunden zuverlässigen Temperaturhalt bietet – ideal für militärische Einsätze. Zur Überwachung sind ein Standalone-Datenlogger und / oder eine cloudbasierte Liveüberwachung optional erhältlich, um eine lückenlose Kontrolle der Temperaturwerte zu gewährleisten.

Mit SIMTCCC-XR – Simulated Tactical Combat Casualty Care-XR von HENSOLDT zeigen wir ein XR-gestütztes Simulationssystem, das eine realitätsnahe Ausbildung in der taktischen Verwundetenversorgung ermöglicht.

Ein weiteres Highlight ist die Kärcher Futuretech WTC 200, eine kompakte Wasseraufbereitungsanlage, die innerhalb kürzester Zeit hochwertiges Trinkwasser unter extremen Bedingungen bereitstellen kann – ein entscheidender Faktor für medizinische Einsätze im Feld. Zudem stellen wir fahrzeugintegrierte Notfalllösungen vor, darunter Versorgungspanels in PELI-Boxen und die Compact Treatment Station.

Kurz gesagt: Praxistaugliche, zukunftssichere Lösungen für Behörden und Militär – live bei uns auf der Enforce Tac!

Verwundetenversorgung. (Foto- AF)
Verwundetenversorgung.
Foto: CPM / André Forkert
Was gehört heute in den Rucksack eines MEDICS für Einsatzlagen?

Das kommt immer auf den genauen Einsatzzweck und den jeweiligen Ausbildungsstand des MEDICs an. Im Grunde sind es Produkte, die nach dem xABCDE- bzw. M.A.R.C.H.-Schema geordnet sind. Ein moderner Medic-Rucksack für den taktischen Einsatz muss modular, kompakt und auf effiziente Erstversorgung unter extremen Bedingungen ausgelegt sein. Er sollte eine klare Struktur und intuitive Anordnung haben, damit lebenswichtige Materialien schnell gefunden und eingesetzt werden können.

Kurz gesagt: Ein gut gepackter Medic-Rucksack ist entscheidend für den Einsatzerfolg. Modularität, intuitive Organisation und die richtigen Materialien machen den Unterschied in kritischen Situationen.

Und welche Lösungen in das Individual First Aid Kit (IFAK)?

Auch das ist, wie der Name schon sagt, eine individuelle Lösung, die auf die Bedrohungslage, den Einsatzzweck und die Ausbildung des Nutzers abgestimmt sein muss.

Wir empfehlen als Standard-Ausstattung:

  • Tourniquet (z. B. TMT von Safeguard Medical) zur schnellen Blutstillung
  • Marker zur Kennzeichnung der Anlegezeit
  • Traumabandage (z. B. Hartmann) zur effektiven Wundversorgung
  • Nasopharyngealtubus mit Gleitmittel für die Atemwegssicherung
  • Gaze (z. B. nextRESCUE Compressed Gauze Red Point) zur Blutstillung und Wundversorgung
  • Beatmungstuch für eine hygienische Atemspende
  • Pflasterset für kleinere Verletzungen
  • Rettungsdecke zum Schutz vor Unterkühlung
  • Kleiderschere / Traumaschere zur schnellen Entfernung von Kleidung
  • Handschuhe (z. B. nextRESCUE Nitrilhandschuhe Guard) zum Schutz des Helfers
  • Pinzette für das Entfernen von Fremdkörpern oder Zecken

Je nach Einsatzzweck können zusätzliche Komponenten wie Chest Seals, Entlastungsnadeln oder eine Hämostyptische Gaze sinnvoll sein. Entscheidend ist, dass das IFAK schnell zugänglich und intuitiv organisiert ist, um im Ernstfall sofort einsatzbereit zu sein.

Welche Neu- oder Weiterentwicklungen gibt es bei Ihren Produkten im Vergleich zum vergangenen Jahr?

Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben wir gezielt Weiterentwicklungen vorgenommen, um unsere Produkte noch besser an die Anforderungen von Einsatzkräften anzupassen.

Ein besonderes Highlight ist die nextRESCUE Compressed Gauze Red Point, die mit einer innovativen Verpackung ausgestattet wurde. Der rote Punkt markiert den Startpunkt, sodass die Gaze ohne Verzögerung einsatzbereit ist – ein entscheidender Vorteil unter Stressbedingungen, wenn Sekunden zählen.

Ein weiteres wichtiges Produkt ist das SAM Medical XT Extremity Tourniquet Military. Es zeichnet sich durch einen hochfesten Knebel aus High-Impact-Polymer aus, der für eine noch stabilere und zuverlässigere Anwendung sorgt. Diese Weiterentwicklung verbessert die Handhabung und Robustheit, was gerade in extremen Einsatzsituationen essenziell ist.

Zusätzlich wurde der PAX CasEvac Thermal Cocoon, ein Thermo-Transport- und Evakuierungssystem, weiterentwickelt. Jetzt ist eine leichtere, kompaktere Version als „Leichte Version“ verfügbar. Die Abmessungen entsprechen dem amerikanischen Vergleichsprodukt, jedoch bietet die neue Version einen hochwertigen Saugkern sowie eine Aluderm-Beschichtung im Inneren, die für eine optimierte Wärmeerhaltung und besseren Schutz des Patienten sorgt.

Dies stellt nur einen kleinen Auszug unserer Weiterentwicklungen dar. Unser Fokus bleibt weiterhin auf intuitiver Bedienbarkeit, optimierter Modularität und maximaler Praxistauglichkeit – genau das, was Einsatzkräfte im Ernstfall benötigen.

Letztes Jahr feierte der autonome Verwundetentransport auf dem UGV Ziesel seine Premiere. Gibt es hier eine Weiterentwicklung oder sogar schon einen Kunden?

Ja, seit der Premiere des autonomen Verwundetentransports auf dem UGV ZIESEL im letzten Jahr haben wir das System gezielt weiterentwickelt. Besonders im Bereich der Patientenüberwachung und Kommunikation konnten wir durch die Integration von Corpuls und ein 360°-Videoüberwachungssystem große Fortschritte erzielen. Damit kann der Patient während des gesamten Transports kontinuierlich überwacht und betreut werden, während Einsatzkräfte per bidirektionaler Kommunikation jederzeit Rückmeldungen geben und erhalten können.

Zusätzlich haben wir die Geländegängigkeit und Steuerungsoptionen weiter optimiert, um das System noch zuverlässiger für anspruchsvolle Einsatzumgebungen zu machen. Die Rückmeldungen aus ersten Testanwendungen sind durchweg positiv.

Auch auf der Kundenseite gibt es Entwicklungen: Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben zeigen verstärktes Interesse, und erste konkrete Projekte sind bereits in Planung. Besonders militärische Einheiten und Spezialkräfte sehen den autonomen Verwundetentransport als eine essenzielle Lösung für zukünftige Einsätze.

Wir sind überzeugt, dass das ZIESEL UGV mit CasEvac-Kit in den kommenden Jahren einen festen Platz in der taktischen Verwundetenversorgung einnehmen wird.

Haben Sie für Ihren Bereich schon die „Lessons Identified/Lessons Learned“ für den Krieg gegen die Ukraine ausgewertet?

Ja, wir haben die Lessons Identified / Lessons Learned aus dem Krieg in der Ukraine intensiv analysiert und in unsere Produkt- und Systemlösungen einfließen lassen. Besonders deutlich zeigt sich, dass schnelle Verwundetenevakuierung, effiziente Blutstillung, Hypothermieprävention sowie die frühzeitige Versorgung mit Blutprodukten essenziell für das Überleben von Verletzten sind.

Durch den Einsatz von Drohnen und Minen kommt es vermehrt zu komplexen BLAST-Verletzungen, die eine schnelle und strukturierte Erstversorgung erfordern. Gleichzeitig zeigen sich viel zu lange Evakuierungszeiten, was den Bedarf an autonomen und geschützten Transportlösungen erhöht.

Ein zentraler Punkt ist der Ausbildungsbereich. Wir stellen zunehmend fest, dass für die Verwundetetenversorgung immer mehr Kompetenzen nicht mehr zur Verfügung stehen und hier von Monat zu Monat größere Wissenslücken entstehen. Dies betrifft nicht nur den klinischen Bereich, sondern insbesondere die tatsächliche Erstversorgung im Einsatz.

Gleichzeitig erhalten wir immer mehr klinische Erkenntnisse, die von großer Bedeutung für die Weiterentwicklung der präklinischen Versorgung sind. Diese Erkenntnisse fließen in unsere Entwicklungen ein, um Einsatzkräfte mit praxisgerechten Lösungen zu unterstützen und die Lücke zwischen Erstversorgung und klinischer Behandlung zu schließen.

Besonders besorgniserregend ist, dass in den letzten Jahren von den verschiedensten Organisationen Material über diverse Marktplätze beschafft wurde, das keinen Anspruch an ein zugelassenes und zertifiziertes Medizinprodukt hat. Hier haben wir zahlreiche Erfahrungsberichte erhalten, die uns zutiefst erschüttern. Ich glaube nicht, dass diese Produkte böswillig beschafft wurden, sondern vielmehr aus Unwissenheit.

Wir sehen uns in diesem Bereich zunehmend in einer beratenden Funktion, um sicherzustellen, dass nur qualitativ hochwertige und zugelassene Produkte in den Umlauf gelangen. Denn eine CE-Kennzeichnung allein ist kein Beweis für eine tatsächliche Zulassung oder Qualität. Wir vermarkten ausschließlich Produkte, auf die sich unsere Kunden verlassen können – denn in kritischen Situationen gibt es keinen Raum für Kompromisse.

Üben und Ausbilden für das korrekte Anlegen eines Tourniquet (Aderpresse).
Üben und ausbilden für das korrekte Anlegen eines Tourniquet (Aderpresse).
Foto: CPM / André Forkert
Was bedeutet die Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung für die Herstellung und Lagerung von Produkten der taktischen Medizin?

Die Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung stellt neue Anforderungen an die Herstellung, Lagerung und Verfügbarkeit von Produkten für die taktische Medizin. Während in der Vergangenheit primär Einsätze in Auslandmissionen im Fokus standen, rückt nun die flächendeckende Verfügbarkeit großer Mengen an Einsatzmaterial wieder in den Vordergrund.

Die Nachfrage nach medizinischen Einsatzmaterialien ist durch die aktuellen geopolitischen Entwicklungen stark gestiegen. Es geht nicht mehr nur um die individuelle Ausstattung einzelner Einheiten, sondern um die flächendeckende Versorgung im Ernstfall. Dafür müssen Lagerkapazitäten für kritische Produkte ausgebaut und die Lieferketten stabilisiert werden.

Ein entscheidender Schritt für uns ist deshalb der Neubau unserer neuen Firmenzentrale, mit dem wir in den kommenden Wochen beginnen werden. Auf einer Fläche von ca. 20.000 qm entstehen Büro- und Werkstattbereiche, ein Schulungszentrum sowie eine hochmoderne Logistik mit einer Grundfläche von 5.000 qm. Dies ermöglicht uns, die Verfügbarkeit wichtiger medizinischer Produkte zu sichern und gleichzeitig Schulungen für Einsatzkräfte anzubieten.

Gerade im Bereich der Medizinprodukte zeigt sich, dass die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten ein kritischer Faktor für die Verfügbarkeit von medizinischem Material ist. 90 Prozent der Produkte oder deren Bestandteile stammen derzeit aus Asien – eine alarmierende Zahl, wenn man die zunehmend angespannte geopolitische Lage in Asien betrachtet. Wir müssen hier deutlich resilienter werden und stärker auf europäische Produktion setzen.

Es gibt bereits Hersteller, die diesen Weg gehen – ein Beispiel ist die Trauma Bandage der Firma Hartmann, die in der Schweiz gefertigt wird. Doch die Beschaffungsstellen haben aus der Corona-Pandemie wenig gelernt: Nach wie vor wird fast ausschließlich nach dem günstigsten Preis eingekauft, anstatt Faktoren wie Produktionsstandort und Qualität stärker zu gewichten.

Ein sinnvoller Bewertungsmaßstab wäre beispielsweise eine 40-40-20-Regelung:

  • 40 Prozent Produktionsstandort,
  • 40 Prozent Qualität und
  • 20 Prozent Preis.

Diese Gewichtung würde mehr Sicherheit für Unternehmen sowie deren Produktionsstandorte in Europa schaffen und langfristig eine verlässlichere Versorgung sicherstellen.

Unser Schwesterunternehmen nextRESCUE geht hier bereits mit gutem Beispiel voran und setzt schon heute verstärkt auf Produkte aus europäischer Fertigung. Wir sind überzeugt, dass dies der richtige Weg ist, um langfristig eine sichere und nachhaltige Versorgung für taktische Medizinprodukte zu gewährleisten.

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