Wo stehen wir bei FCAS & NGWS – Zukunftsprojekte der Luftwaffe

Die Zukunft der deutschen Luftwaffe formiert sich entlang zweier Großprojekte: dem Future Combat Air System (FCAS) und dem Next Generation Weapon System (NGWS). Beim Air Force Tech Summit gab Oberst i.G. Jörg Rauber, Plg I FCAS im BMVg, Einblicke in die Unterschiede, Herausforderungen und Fortschritte beider Projekte.

NGWS: Oberst i.G. Jörg Rauber beim Air Force Tech Summit 2024 in Berlin
Oberst i.G. Jörg Rauber beim Air Force Tech Summit 2024 in Berlin
Foto: cpm / Navid Linnemann

Mit FCAS und NGWS gibt es auf dem Papier gleich zwei ambitionierte Projekte, welche die Zukunft der europäischen Luftwaffe gestalten sollen. Doch worin unterscheiden sich die beiden Ansätze oder sind es gar Synonyme derselben Sache?

„In der Gesellschaft, in der Politik, aber auch in Teilen des Militärs wird FCAS mit NGWS gleichgesetzt, wird verwechselt“, stellte Oberst Rauber fest. „FCAS ist jedoch der konzeptionelle Rahmen, in dem wir arbeiten, und NGWS ist das trinationale Programm, das wir 2017 aufgesetzt haben.“

Der Zielhorizont von FCAS als ein langfristiges Konzept liege um das Jahr 2040. „Too late“, meint Oberst Rauber. NGWS sei hingegen ein technologiegetriebenes Programm, welches schon jetzt die Weichen für zukünftige Einsatzanforderungen stellen soll. Nach diesem Verständnis bildet NGWS eine der Säulen von FCAS ab.

Grafischer Vergleich zwischen dem konzeptionellen Rahmen FCAS (l.) und dem darin enthaltenen Projekt NGWS (r.).
Grafischer Vergleich zwischen dem konzeptionellen Rahmen FCAS (l.) und dem darin enthaltenen Projekt NGWS (r.).
Illustrationen: Bundeswehr

NGWS – Status quo und Herausforderungen

Unter NGWS wird auch ein Kampfflugzeugsystem der 6. Generation verstanden, welches jedoch weit mehr sein soll, als nur ein Nachfolger des Eurofighters. Das Programm wird in Zusammenarbeit mit Frankreich und seit 2019 mit Spanien vorangetrieben und soll das Kernelement des darüber liegenden FCAS-Projekts bilden.

Ein zentraler – über den reinen Kampfjet hinausgehender – Punkt von NGWS ist die Entwicklung der „Remote Carrier“ (RC). Das sind unbemannte Begleitsysteme, die als „Game Changer“ für zukünftige Missionen betrachtet werden. „Sie bringen Combat Mass, sie nehmen auf den Faktor Demografie in Betracht, sie bringen Flexibilität ins System, sie bringen die Durchsetzungsfähigkeit“, ist Oberst Rauber überzeugt.

Die Säulen, auf die sich das FCAS-Programm stützt.
Die Säulen, auf die sich das FCAS-Programm stützt.
Foto: cpm / Navid Linnemann

Dabei müsse jedoch „jeder einzelne RC für seinen jeweiligen Einsatzzweck optimiert sein“, erläutert Oberst Rauber. Detailfragen, die für lange Entwicklungszeiten sorgen.

Doch bereits die Abstimmung des Konzepts mit Frankreich sorgte für Verzögerungen beim gesamten Projekt NGWS. „Was wir nicht gemacht haben“, erklärt Oberst Rauber, „und das ist tatsächlich die größte Enttäuschung für mich: Wir haben uns nicht geeinigt auf ein gemeinsames Konzept, auf eine gemeinsame Architektur.“ Dabei lag bereits 2016/17 ein entsprechender Entwurf im Kommando Luftwaffe vor, auf dem man hätte binational aufbauen können.

Blick in die Zukunft

Wenigstens – und das ist Oberst Raubers Hoffnungsschimmer – könnten einzelne Systeme des Projekts bereits früher fertig werden als – wie derzeit geplant – 2040. Das wird sich ab 2026 zeigen, wenn in die Phase der Demonstration eingetreten wird.

Der Fighter der Zukunft wirkt mit unbemannten Systemen.
Der Fighter der Zukunft wirkt mit unbemannten Systemen.
Foto: cpm / Sascha Schuermann

Obwohl beide – FCAS und NGWS – auf langfristige Entwicklungen setzen, sieht Rauber die Notwendigkeit, Flexibilität in den Planungen zu bewahren. Eine zentrale Herausforderung ist dabei die Konnektivität zwischen den einzelnen Systemen. „Um ein FCAS später mal wirklich kompatibel, interoperabel zu machen, brauchen wir die Konnektivität“, sagte Oberst Rauber, „und das ist eine der zentralen Herausforderungen, nicht nur im Programm; über die Schlüsseltechnologien, sondern eben auch über die anderen Systeme.“

Zusammenfassend skizziert Rauber ein Zukunftsbild, in dem FCAS und NGWS als zwei Komponenten der europäischen Verteidigung agieren. Während NGWS technologische Fortschritte ermöglicht, bietet FCAS die Vision eines vollständig integrierten Kampfsystems.

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