Umgang mit GPS-Denial in den aktuellen Kriegen

Die massiven Bemühungen zur Verhinderung der Nutzung des GPS durch militärische Systeme (GPS-Denial), die während des weiterhin andauernden Krieges zwischen Israel, den iranischen Stellvertretern und dem Iran selbst im Jahr 2024 eingesetzt wurden, weisen auf ein schwerwiegendes Problem hin, mit dem moderne Streitkräfte konfrontiert sind: Die Abhängigkeit von GPS sowie die mittlerweile sehr fortschrittlichen Methoden, um den Empfang des GPS-Signals zu stören.

„Der russische radio-elektronische Schild deckt nun die Arktis ab“, meldete die „The Moscow Times“ am 22. Mai 2019. Die russischen Fähigkeiten für GNSS- und GPS-Denial gelten als hervorragend.
„Der russische radio-elektronische Schild deckt nun die Arktis ab“, meldete die „The Moscow Times“ am 22. Mai 2019. Die russischen Fähigkeiten für GNSS- und GPS-Denial gelten als hervorragend.
Foto: Rostec.ru

Der russische Einsatz von GPS-Denial in Syrien in den vergangenen Jahren hat in Israel die Entwicklung von Systemen beschleunigt, welche die israelischen Militärsysteme gegen solche Störungen immun machen sollen. Einige dieser Systeme sind bereits in der Nutzung während andere noch getestet werden.

Weitergabe von Waffensystemen an den Iran

Generalmajor a.D. Giora Eiland, ehemaliger Leiter des israelischen Nationalen Sicherheitsrates, erklärte gegenüber cpm Defence Network, dass die Weitergabe fortschrittlicher westlicher Waffensysteme an den Iran ein Problem darstellen kann. „Wenn ein Land wie der Iran in den Besitz eines fortschrittlichen Waffensystems aus den USA – beispielsweise der JDAM-Bombe – gelangt, besteht die Gefahr, dass die Schwachstellen eines solchen Systems aufgedeckt werden. Im Fall der JDAM-Bombe kann das GPS-Navigationssystem durch fortschrittliche GPS-Denial-Technologien, wie sie von Russland entwickelt wurden, beeinträchtigt werden.“

Generalmajor a.D. Issac Ben Israel, ehemaliger Leiter der Abteilung für Einsatzforschung, Analyse und Bewertung des Nachrichtendienstes der israelischen Luftwaffe (IAF) und Leiter der militärischen Forschung und Entwicklung bei den israelischen Streitkräften und im Verteidigungsministerium, ergänzte gegenüber cpm Defence Network, dass die wahre Bedrohung einer solchen Weitergabe von Waffensystemen an den Iran in den Details liege: „Bei Systeme für GPS-Denial- und GPS-Immune ist das Entscheidende, welche Seite der anderen einen Schritt voraus ist. Wenn es den russischen Streitkräften dadurch gelingt, einen Schritt voraus zu sein, dann ist die Weitergabe dieser Technologie von Bedeutung.“

Reverse Engineering Fähigkeiten des Iran

Durch die Analyse der in Syrien betriebenen russischen GPS-Denial-Systeme hat Israel Maßnahmen ergriffen, um besser auf aggressivere Störungen vorbereitet zu sein. Quellen aus dem israelischen Verteidigungsbereich sagten, dass der Iran über „beeindruckende“ Fähigkeiten im Bereich Reverse Engineering verfüge. Dies sei auf die internationalen Sanktionen zurückzuführen, die den Verkauf fortschrittlicher Waffensysteme an dieses Land blockierten.

Die Quellen wiesen auf die iranische Drohne Shahed-191 hin, von der vermutet wird, dass sie auf dem Design der in den USA hergestellten Drohne RQ-170 Sentinel basiert. Dieses fortschrittliche unbemannte System wurde 2011 vom Iran abgeschossen.

Israels Antwort auf GPS-Denial

Die Verbreitung von in Russland hergestellten GPS-Störsystemen im Nahen Osten beschleunigte dabei die Ausstattung der Flugzeuge der israelischen Luftwaffe (Israeli Air Force – IAF) mit Anti-Jamming-Systemen. Bereits im Jahr 2021 gab die IAF bekannt, dass fortschrittliche Anti-Jamming-Systeme von Israel Aerospace Industries (IAI) in ihre Plattformen in verschiedenen Staffeln integriert wurden. Hierbei handelt es sich um das ADA Anti-Jam GPS-System, das entwickelt wurde, um die GPS/GNSS-Navigation vor Störungen zu schützen.

Laut IAI wurde das System in mehrere IAF-Plattformen integriert, darunter F-16-Kampfflugzeuge und verschiedene Arten von UAS. Das ADA-System hat seine Einsatzreife bereits unter Beweis gestellt und wird von einer Reihe internationaler Kunden auf verschiedenen Plattformen in der Luft, zu Lande und zu Wasser eingesetzt.

Das ADA-System von IAI schützt nicht nur israelische Kampfflugzeuge vor GSP-Denial.
Das ADA-System von IAI schützt nicht nur israelische Kampfflugzeuge vor GSP-Denial.
Bild: IAI

Laut IAI hat sich ADA im Kampf bewährt, indem es Immunität gegen GPS-Störsender bietet. Der erste offizielle erfolgreiche Einsatz fand bei der Operation „Guardian of the Walls“ im Gazastreifen im Jahr 2021 statt.

GPS-Anti-Jamming-Systeme

Technische Möglichkeiten zum Schutz vor der Störung beruhen zum Großteil auf denselben Prinzipien. GPS-Anti-Jamming-Systeme schützen die GPS-Empfänger vor absichtlichen Störungen und Interferenzen. Wenn das GPS-Signal die Erdoberfläche erreicht, ist es schwach und kann durch stärkere Hochfrequenzenergie (RF) überlagert werden.

Ein ungeschützter Code-Empfänger kann durch einen winzigen Störsender mit einer Leistung von etwa 10 Watt über eine Entfernung von bis zu 30 Kilometern (Sichtlinie) gestört werden. Selbst günstige Low-End-Ausrüstung kann die GNSS-Position, Navigation und Zeitgebung (PNT) ernsthaft beeinträchtigen.

Weiterentwicklung zur Compact ADA

Die israelischen Bemühungen zur Entwicklung von Anti-GPS-Störungssystemen gehen weiter. Vor kurzem hat IAI Compact ADA vorgestellt, ein fortschrittliches System mit geringerer Größe, Gewicht und Leistung (SWaP), das Avioniksysteme vor GNSS-Störungen und GPS-Denial schützt.

Compact ADA ist eine Ableitung des ADA-Systems, das an taktische Luftplattformen angepasst wurde. Compact ADA bietet die Vorteile der fortschrittlichen Immunitätsfunktionen von ADA in taktischen Plattformen.

Das von IAI entwickelte ADA-Produktportfolio ist mit einer Vielzahl von Satellitennavigationssystemen (GNSS) kompatibel. Seine hochmoderne Technologie implementiert mehrere Methoden zur Schadensbegrenzung und spezialisierte Algorithmen zur digitalen Signalverarbeitung. Die Vielseitigkeit des Systems erleichtert die Integration in zahlreiche Plattformen.

Das Compact ADA-System gewährleistet PNT (Position, Navigation und Timing), indem es GNSS-Störungen überwindet und sicherstellt, dass taktische Plattformen weiterhin mit konsistenter GNSS-Verfügbarkeit arbeiten können, wodurch sie sich von den meisten Navigations-, Kommunikations- und Waffensystemen abheben, die auf die kontinuierliche Verfügbarkeit von GPS/GNSS-Signalen angewiesen sind.

Langstreckenraketen trotz russischer Störmaßnahmen

Israel erfuhr erstmals starke GNSS-Verweigerung, als die russischen Streitkräfte in Syrien einige leistungsstarke Störsysteme einsetzten. Der Krieg in der Ukraine schuf ebenfalls ein weites Gebiet, in dem GNSS-Signalen nicht vertraut werden kann.

Die Fähigkeit der russischen Streitkräfte, GNSS zu unterdrücken, veranlasste einige Länder dazu, in Technologien zu investieren, die es ihren Streitkräften ermöglichen sollten, trotz russischer Störungen weiter auf GNSS-basierte Navigation zu setzen.

Die israelische Rüstungsindustrie arbeitet aktuell parallel zur Entwicklung von Gegenmaßnahmen auch an neuen Sensoren für ihre fortschrittlichen Waffensysteme, hauptsächlich Langstreckenraketen.

Diese sind so konzipiert, dass sie auch funktionieren, wenn das Waffensystem von GPS-Denial betroffen ist. In einem solchen Fall sind die anderen hochklassifizierten Sensoren oder eine „Mischung“ aus ihnen so konzipiert, dass sie die Waffensysteme weiterhin mit sehr hoher Genauigkeit zum Ziel bringen.

infiniDome für kleine Systeme

Die Nachfrage nach kompakten und zuverlässigen Schutzlösungen für GPS-Denial ist für alle Bereiche aktuell so hoch wie nie zuvor. Das israelische Unternehmen infiniDome hat ebenfalls ein neues System entwickelt, das auf der Xponential Europe 2025 vorgestellt wird, die nächsten Monat erstmals in Düsseldorf stattfindet.

infiniDome wird dort die neue Generation des Anti-Jamming-Moduls GPSdome-SunStone des Unternehmens vorstellen, das speziell für kleine UAV und kompakte Plattformen entwickelt wurde. Mit einem Gewicht von nur 50 bis 100 g bietet es ausgezeichneten Schutz vor GPS-Denial und GNSS-Störungen und gewährleistet eine unterbrechungsfreie Navigation selbst in komplexen Umgebungen.

„Die heutige UAV-Branche benötigt nicht nur Agilität und Skalierbarkeit, sondern auch eine robuste Navigationsstabilität, um in schwierigen Umgebungen effektiv eingesetzt zu werden“, sagt Omer Sharar, CEO von infiniDome. „Mit SunStone haben wir eine Lösung geschaffen, die perfekt auf die neue Ära der UAV-Strategie abgestimmt ist.“

Laut dem Unternehmen stellt die Markteinführung von GPSdome-SunStone nach einer Reihe bedeutender Erfolge einen weiteren Meilenstein für infiniDome dar. Dazu gehören der Abschluss eines Großauftrags mit einem Kunden in Westeuropa, der Einsatz seiner Lösungen in realen Störszenarien in Konfliktgebieten und die erfolgreiche Integration in verschiedene Plattformen, darunter Schiffe, bemannte Flugzeuge und sogar Black Hawk-Hubschrauber, wo sie entscheidende Unterstützung bei der Überwindung störungsbedingter Startprobleme leisteten.

„In den letzten Jahren haben wir gesehen, wie die Zukunft der Navigation von zuverlässigen, flexiblen und bewährten Anti-Jamming-Lösungen abhängt. Wir haben auch miterlebt, wie Regierungen und Militärs ihr Ziel verkündeten, die Investitionen in den Markt für unbemannte Luftfahrzeuge im Jahr 2025 zu erhöhen.“

Omer fügt hinzu: „GPSdome-SunStone ist nicht nur ein weiteres Anti-GPS-Denial-Produkt, es ist eine Antwort auf die wachsende Nachfrage nach Navigationsstabilität angesichts der sich entwickelnden Bedrohungen in der modernen Zeit. Basierend auf dem proprietären SW-definierten Anti-Jamming-Kern von infiniDome schützt es nicht nur vor den fortschrittlichsten Bedrohungen von heute, sondern ist zudem vor Ort aufrüstbar, um auch den anspruchsvollsten Bedrohungen von morgen gewachsen zu sein.“

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