Für ihre strategische Autonomie ist die belgische Regierung am 17. November 2023 eine langfristige Partnerschaft zwischen den belgischen Streitkräften (Belgian Defence) und FN Herstal als Industriepartner eingegangen. Die Partnerschaft ist Teil des DIRS (Defence, Industry and Research Strategy) des belgischen Staates, die seit 2020 von der belgischen föderalen Regierung und Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder umgesetzt wird, um strategische Autonomie zu erreichen. Sie Partnerschaft trägt zur Verwirklichung der Ziele der strategischen Autonomie und der Versorgungssicherheit Belgiens im Rahmen der Europäischen Union und der NATO bei.
Sie zielt insbesondere darauf ab, die Versorgung mit Kleinkalibermunition zu sichern und den Bestand der belgischen Armee an Kleinwaffen für 20 Jahre lang in einsatzfähigem Zustand zu halten. Im Einklang mit der Verpflichtung Belgiens, einen Beitrag zum der europäischen verteidigungstechnologischen und industriellen Basis beizutragen, ist die Partnerschaft auch ein multinationaler Rahmen, der auch anderen europäischen Staaten offen steht, um ihren langfristigen Bedarf an Munition und strategischer Autonomie zu decken.
Die Investitionen in den Produktionsstandorten Zutendaal und Herstal (beide Belgien) sind bereits angelaufen und werden in den kommenden Monaten verstärkt. Sie werden zu einer erheblichen Steigerung der Munitionsproduktion, die Wiedereinführung von Munitionproduktion der Kaliber 5,56 mm x 45 NATO und Kaliber 7,62 mm x 51 NATO und zur Schaffung von mehr als 60 Arbeitsplätzen an beiden Standorten führen. Außerdem stell FN Herstal die Kaliber 9 mm x 19 NATO, 5,7 mm x 28 sowie 12,7 mm x 99 her.
Die Partnerschaft bezieht sich ausschließlich auf das Kleinwaffenarsenal des Verteidigungssektors, d. h. die Produktgruppen von FN Herstal (Munition, tragbare Waffen, integrierte Waffensysteme), und umfasst die Lieferung, Verwaltung, Wartung und Digitalisierung des Kleinwaffenarsenals, die Lieferung von Munition, inklusive des Bereichs Forschung & Technologie.
Neben der Verbesserung der Versorgungssicherheit und Erlangung strategische Autonomie des belgischen Verteidigungsministeriums wird das Projekt auch die administrative und finanzielle Verwaltung des Kleinwaffenarsenals verbessern und vereinfachen.
Julien Compère, CEO von FN Herstal: „Ich freue mich besonders, dass unser Unternehmen FN Herstal einen langfristigen industriellen Beitrag zur Verteidigungsstrategie Belgiens, Europas, der NATO und ihrer Verbündeten leisten wird. Unser Partnerschaftsabkommen ebnet den Weg für große Investitionen, darunter die Einrichtung neuer Produktionskapazitäten für Munition an unseren Industrieanlagen in Zutendaal und Herstal. Wir können diese Kapazitäten ausbauen, um den Bedarf anderer Länder zu decken. Diese Partnerschaft verdeutlicht die Qualität unserer Beziehungen zu unseren europäischen und NATO-Kunden und -Partnern, insbesondere mit dem belgischen Verteidigungsministerium. FN Herstal wurde 1889 gegründet, um die belgische Armee auszurüsten: Heute schreiben wir eine neue Seite in dieser Geschichte mit dem Verteidigungsministerium und der föderalen Regierung, denen ich herzlich für ihr Vertrauen danken möchte.“
Immer mehr europäische Länder gehen Partnerschaften für ihre strategische Autonomie ein oder kaufen private Hersteller aus dem Defence Bereich, um sie zu Staatsunternehmen zu machen. Ein herausragendes Beispiel ist Ungarn, die unter anderem die Rüstungssparte Hirtenberger Defence aus Österreich aufgekauft und jetzt als ungarisches Staatsunternehmen HDT Defence Industries führt. Zudem ist man eng mit Rheinmetall in Verhandlungen, weitere Werke im Land zu bauen. Auch die Bundesrepublik hätte 2022 beim Thema Kleinkalibermunition einen ähnlichen Weg einschlagen können, als die schweizerische RUAG Ammotec ihr Werk in Fürth verkaufte. Anstelle eine eigene Autonomie und Versorgungssicherheit aufzubauen, gab das Bundeskartellamt die Übernahme des fränkischen Munitionsherstellers Ruag Ammotec durch die italienische Waffenfirma Beretta frei.
André Forkert
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