Die Zeit drängt, vieles steht für die Parlamentarier jetzt an, von Verhandlungen über mögliche Koalitionen über die Vorbereitung des Wahlkampfs bis hin zum Ringen um Finanzierungen wichtiger Projekte. Denn eines ist sicher, in das Jahr 2025 wird Deutschland mit einem vorläufigen Haushalt gehen. Neben dem BMVg kämpfen auch alle anderen Ressorts um Mittel, damit die Durststrecke bis zu einer neuen Regierung keinen Stillstand bedeutet.
Bei dieser Priorisierung konnte sich die Bundeswehr allerdings durchsetzen. Gut informierte Quellen aus der Spitze des BMVg rechnen mit ca. 40 Projekten oberhalb der 25 Mio Grenze, die noch in diesem Jahr und somit vor möglichen Neuwahlen durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages gebilligt werden. Aus dem parlamentarischen Bereich konnte cpm Defence Network wiederum erfahren, dass man sich konkret bereits auf 24 Projekte geeinigt habe, die bis Ende des Jahres noch durch das Parlament bewilligt würden.
Vier bis acht F127 zur maritimen Luftverteidigung
Zu den also bereits mit parlamentarischer Mehrheit versehenen Bundeswehr-Vorhaben – auch wenn die offizielle Abstimmung im Haushaltsausschuss noch aussteht – zählt die Beschaffung von mindestens vier Fregatten F127 für 7,5 Milliarden Euro. Eventuell könnten es sogar acht F127 für 15 Milliarden Euro werden, wurde cpm Defence Network berichtet. Dies ist den Anforderungen der aktuellen sicherheitspolitischen Lage geschuldet, schließlich wird die F127 die Fregatte der Deutschen Marine zur Flugabwehr.
Nach dem absehbaren Nutzungsdauerende der derzeitigen Flugabwehrfregatten der Klasse 124 in der nächsten Dekade wird in Zukunft die F127 dafür verantwortlich sein, den zeit- und bedrohungsgerechten Fähigkeitserhalt in der maritimen Luftverteidigung sicherzustellen. Dazu zählt auch ein Fähigkeitsaufwuchs hin zur seegestützten Ballistic Missile Defence und zur Abwehr von Hypersonic-Bedrohungen.
Die F127 wird auf dem MEKO-Konzept von thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) basieren. Auf der SMM in Hamburg unterzeichneten im September dieses Jahres tkMS und die NVL Group hierfür eine Vereinbarung über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zum Bau der MEKO-A400-Fregatte, um diese als F127 der Bundeswehr anzubieten. Da Deutschland sich darauf festgelegt hatte, die F127 national zu vergeben, ist die MEKO somit als F127 gesetzt.
Die MEKO A-400 ist ein modernes Kriegsschiff, das gemäß des Konzeptes Mehrzweck-Kombination (MEKO) durch modulare Flexibilität und anpassungsfähige Systemintegration gebaut wird. Es ist für eine Vielzahl von Missionen konzipiert, von klassischer Kriegsführung bis hin zu humanitären Einsätzen. Die MEKO A-400 kann leicht mit verschiedenen Waffensystemen und Technologien ausgestattet werden, um unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Geplant ist, die erste F127 im Jahr 2034 einsatzbereit in der Deutschen Marine zu haben. Ob sich dieser Zeitplan aufgrund der Dringlichkeit zum Ausbau der Fähigkeiten für die Landes- und Bündnisverteidigung beschleunigen lässt, konnte cpm Defence Network nicht erfahren. Die Tendenz bei den Experten lag allerdings in Richtung „Nein“.
Vier U-Boote U 212CD
Ebenfalls eine Mehrheit findet sich für die Bewilligung der 25 Mio Vorlage zum Kauf vier weiterer U-Boote U 212CD. Bislang hatte Deutschland nur zwei U 212CD bestellt, mit den vier weiteren käme die Deutsche Marine dann auf sechs dieser modernen Systeme. Realisiert wird das Vorhaben gemeinsam mit Norwegen.
Das Critical Design Review konnte in diesem Jahr planmäßig abgeschlossen werden, nun konzentriert sich das gemeinsame Projekt auf den Bau der U-Boote. Die erste U 212CD soll im Jahr 2027 mit der Erprobung beginnen und 2029 an die norwegische Marine ausgeliefert werden. Die Lieferung des ersten Boots für Deutschland ist für 2032 geplant.
U 212CD wird hinsichtlich seiner Unterwasserortungsfähigkeiten einen bedeutenden Fähigkeitsaufwuchs bekommen. Das im Bugbereich angeordnete Conformal Sonar Array verfügt über eine deutlich gesteigerte Ortungsfähigkeit. Auch das Flank-Array wird zukünftig über eine bedeutend gesteigerte Leistungsfähigkeit verfügen. Als Anhalt sei der Faktor zehn bei der Anzahl der akustischen Empfangskanäle genannt. Dieses Beispiel zeigt, dass es nicht nur auf einen mit neuen Technologien ausgestatteten Bootsentwurf hinausläuft, sondern dass die heute verfügbaren leistungsfähigen Technologien zu einer signifikanten Fähigkeitssteigerung genutzt werden. Und dies nicht nur bei der Sensorik.
Die Forderungen nach verbesserten Stealth-Eigenschaften des Bootes führten auch hinsichtlich der Schiffslinien zu einem neuartigen „diamantähnlichen Design“. So wird der Entwurf U 212CD so ausgeführt, dass die Ortung des Bootes mit Aktivsonaren soweit wie möglich reduziert ist. Der Anspruch an die eigenen Geräuschemissionen orientiert sich an U 212A – und das bei gesteigerter Größe.
So liegt die Länge der neuen U-Boote bei 73 Metern, die Verdrängung aufgetaucht bei ca. 2.500 t, getaucht bei ca. 2.800 t. Zum Vergleich: U 212A besitzt bei einer Länge von 57 Metern eine Verdrängung von ca. 1.500 t (aufgetaucht) bzw. 1.800 t (getaucht).
Weiterer Weg der 25 Mio Vorlagen
Eines ist allerdings weiterhin kritisch: Der Faktor Zeit. Denn bis zum Jahreswechsel gibt es nur noch drei Sitzungswochen und hierfür müssen alle Vorlagen durch das BAAINBw vorbereitet sein und dem Haushaltsausschuss rechtzeitig zur Prüfung vorliegen. Denn eines ist sicher: Die Parteien werden ihre Zustimmung nur jenen Vorlagen geben, die wirklich detailliert dargelegt sind und keinerlei Risiken enthalten. Denn nichts könnte ein Politiker weniger gebrauchen, als dass Kritik an den kurz vorher getroffenen Entscheidungen den Wahlkampf belastet.
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