cpm bei der Paris Air Show 2023

Die Paris Air Show 2023 startet für cpm in diesem Jahr mit leichter Verzögerung. Das Verkehrsaufkommen in der französischen Hauptstadt sorgte für eine viereinhalbstündige ungeplante Vorbereitungszeit auf dem Weg zu diesem Großevent. Dennoch konnte unser Team am heutigen Tag schon einige erste Eindrücke gewinnen. Die Paris Air Show hat auch in diesem Jahr wieder einiges zu bieten. Die bodengebundene Luftverteidigung ist garantiert eines der Schwerpunktthemen der kommenden Jahre. Auch FCAS dominiert weiterhin die europäische Zusammenarbeit im Bereich der Luftfahrtindustrie. In den kommenden drei Tagen werden Sie in unserem Defence Network viele spannende Informationen aus Paris bekommen.
SKY SONIC könnte die Abwehr von Hyperschallwaffen der Zukunft ermöglichen.
Foto: cpm Forkert/ Lauterer/ Wunsch

Ground Based Air Defense

RAFAEL mit großen Ambitionen.

Das israelische Unternehmen RAFAEL präsentiert auf der Pairis Air Show sein neustes Wirkmittel im Bereich der Ground Based Air Defense. Mit der Präsentation der SKY SONIC drängt der etablierte Hersteller weiter in den Bereich der Abwehr von Hyperschall Wirkmitteln. Das System befindet sich aktuell kurz vor den ersten Flugtests und soll innerhalb der nächsten Jahre Marktverfügbar sein. Rafale verwies nicht nur auf die Verwendung des Wirkmittels unter Verbündeten, sondern skizzierte sogar berits eine Möglichkeit des Technologietransfers.

Das Wirkmittel soll sich innerhalb Israels in den Wirkmittelverbund der Bodengebundenen Luftverteidigung eingliedern und somit die bestehenden Systeme ergänzen. Es soll über eine offene Architektur verfügen, um eine Integration in unterschiedliche Luftverteidigungssysteme zu ermöglichen. Mit diesem Schritt setzt RAFAEL einen deutlichen Schwerpunkt in der Entwicklung zukünftiger Abwehrsysteme. Gänzlich überraschend ist dieser Schritt natürlich nicht.

Die Entwicklung ist sicherlich eine Reaktion auf die anhaltenden und immer komplexeren Systeme, denen sich Israel gegenübersieht. Das Projekt soll nach erfolgreicher Umsetzung die aktuellen und kommenden Hyperschallbedrohungen erfolgreich bekämpfen können. Interessant war, dass die Machgeschwindgeit der Bedrohungen eine untergeordnete Rolle spielen soll. Wichtiger sind die Manövrierfähigkeit und die Aufklärung von Bedrohungen durch angebundene Radar- oder EO/IR Sensoren. Der Flugkörper wird neben einem Booster aus einem hochagilen „Kill-Vehicle“.

Auch für Deutschland ist das Thema der Bodengebundenen Luftverteidigung einer der wichtigen Meilensteine der kommenden Jahre. Mit Arrow 3 wurde eine erste Erweiterung der bestehenden Fähigkeiten in Aussicht gestellt. In welcher Form sich Deutschland in diesem breiten Themenfeld zukünftig aufstellen wird, bleibt abzuwarten. Der Bedarf sollte allerdings inzwischen vielschichtig bekannt sein.

Nano SPEAR gliedert sich in die SPEAR Familie aus dem Hause ELBIT SYSTEMS ein.
Foto: cpm Forkert/ Lauterer/ Wunsch

Electronic Warfare

PAS 2023: Nano-SPEAR EW-Schutz für Luftfahrzeuge vorgestellt

Elbit Systems hat auf der diesjährigen Paris Air Show 2023 mit Nano SPEAR ein aktives RF-Decoy zum Schutz von Flugzeugen vorgestellt. Bei Nano-SPEAR handelt es sich um ein digitales und miniaturisiertes System, das als Gegenmaßnahme gegen radargesteuerte Luft-Luft- und Boden-Luft-Raketen entwickelt wurde, um Fixed-Wing-Luftfahrzeugbesatzungen und ihre Plattformen zu schützen.

Der Nano-SPEAR ist Teil der SPEAR-Produktfamilie (Self Protection Electronic Attack and Reconnaissance), zu der auch der Micro-SPEAR für sehr kleine Plattformen, der Light-SPEAR für die Installation auf mittelgroßen Hubschraubern und UAVs und der Advanced SPEAR ECM Pod gehören, der derzeit für den aktiven Selbstschutz des Transportflugzeugs Embraer KC-390 unter Vertrag steht. Die SPEAR-Produktfamilie basiert auf fortschrittlicher Hardware, einschließlich Digital Receiver Exciters, die modular aufgebaut sind und eine einfache Skalierbarkeit ermöglichen. Der Nano-SPEAR ist ein fortschrittlicher RF-Täuschkörper, der das vorhandene Täuschkörpersystem (Dispenser) des Flugzeugs nutzt und nach dem Start selbständig feindliche radargesteuerte Flugkörper weglockt. Nano-SPEAR wirkt dabei gleichzeitig auf zwei Arten, als Jammer und als Täuschkörper. Dazu ist das System programmierbar, um bestimmte Flugzeugplattformen zu imitieren. Der Ausstoß erfolgt voll automatisiert nach dem Aufschalten einer Bedrohung, ohne dass die Besatzung eingreifen muss. Damit wird sie erheblich entlastet und kann sich auf die Taktik und Mission konzentrieren.

Ergänzend zum bestehenden Electronic Warfare (EW)-System des Flugzeugs und in Abstimmung mit diesem oder eigenständig bei fehlendem EW-System verbessert dieser ultra-intelligente RF-Täuschkörper mit einem Gewicht von weniger als 800 Gramm die Selbstverteidigung der Plattform und die Überlebensfähigkeit der Luftfahrzeugbesatzung, um den Erfolg der Mission zu sichern. Der Nano-SPEAR verfügt über einen fortschrittlichen digitalen Empfänger, DRFM, und einen hochentwickelten EW-Technik-Generator. Dank dieser Spitzentechnologie ist er in der Lage, mit den fortschrittlichsten Radarbedrohungen umzugehen. Der Nano-SPEAR wird über ein standardmäßiges Counter Measure Dispenser System (CMDS) gestartet und bietet wirksamen RF-Schutz für alte und neue Plattformen. Laut Elbit Systems befindet sich das System in den finalen Zügen der Entwicklung. Dank der Nutzung der vorhandenen Dispenser sind keinerlei Anpassungen am Luftfahrzeug notwendig. Das System klappt nach dem Abwurf vier Flügel aus und sieht dann ein wenig wie eine Drohne aus, ohne jedoch wie eine sich fortzbewegen.

Oren Sabag, General Manager von Elbit Systems ISTAR & EW: „Wir sind stolz darauf, dass wir unseren Kunden hochwertige Schutzfunktionen bieten können, die die Überlebensfähigkeit ihrer Plattformen und die Sicherheit der Besatzung erhöhen. Wir werden weiterhin erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung tätigen, um die fortschrittlichsten, modernsten und kosteneffizientesten Lösungen zu liefern, die umfassenden Schutz und Missionserfolg garantieren.“

MBDA zeigt auf der Paris Air Show 2023 seine neue Klasse von kollaborativen Effektoren.
Foto: cpm Forkert/ Lauterer/ Wunsch

Air Defence

MBDA zeigt kollaborative Gleit- und Antriebseffektoren

MBDA zeigt auf der Paris Air Show 2023 seine neue Klasse von kollaborativen Effektoren. Dabei handelt es sich um intelligente – dank integrierter Künstlicher Intelligenz (KI) – luftgestützte Waffen, die die nächste Generation von Kampfflugzeugen, wie dem Future Combat Air System (FCAS), ergänzen und unterstützen sollen. Diese auch Remote Carriers (RC) genannten Waffen und Sensoren werden in einem Kampf-Netzwerk miteinander und mit dem Kampfflugzeug zusammenarbeiten. Auf diese Weise können sie auf neue Entwicklungen der taktischen Situation oder neue Missionsanforderungen reagieren. Dazu gehören die Vermeidung von Bedrohungen (Umfliegen, Stören, etc.), die Zusammenarbeit bei der Zielbekämpfung, die automatische Neuzuweisung von Zielen, das Stören und Täuschungsmanöver.

Die Besucher werden eingeladen, in einen einzigartigen simulierten Angriff einzutauchen, bei dem die netzwerkfähigen Sensoren und Effektoren zum Einsatz kommen. MBDA nennt diese Lösung für kollaborative Kampfeffektoren auch ORCHESTRIKE. Der ORCHESTRIKE-Demonstrator für kollaborative Kampfeffektoren auf der Paris Air Show 2023 lässt die Zuschauer an einem simulierten Live-Angriff durch miteinander verbundene Effektoren teilhaben, bei dem Gleit- und Antriebsraketen sowie tragbare Fernlenkwaffen eng zusammenarbeiten. Der Demonstrator vergleicht auch in Echtzeit die operativen Vorteile, die ein Verbund von kollaborativen Effektoren im Vergleich zu einem Verbund von unverbundenen Effektoren mit sich bringt, und demonstriert so, wie ORCHESTRIKE im Kampfraum einen Unterschied macht. MBDA arbeitet aktiv an der Entwicklung der Technologien für die Bereitstellung kollaborativer Effektoren. Dazu gehören Konnektivität, Softwarearchitektur und Algorithmen, einschließlich künstlicher Intelligenz mit menschlicher Unterstützung. Kollaborative Effektoren sind Raketensysteme, die in der Lage sind, Informationen über das Kampfgebiet auszutauschen, während sie sich Zielen nähern, und ihre Aktionen zu koordinieren, um den Gegner zu überwältigen. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Elementen eines Pakets von Effektoren, die einen Bodenangriff durchführen, ist der Schlüssel zur Überwindung der gegnerischen Luftabwehr, zur Verbesserung der Überlebensfähigkeit der Effektoren und zur Steigerung der Effizienz beim Angriff auf Ziele. Verbünde von zusammenwirkenden Effektoren, die als Einheit agieren, werden ein wesentlicher Bestandteil der „gemeinsamen Bewaffnungsschicht“ künftiger Luftkampfsysteme sein.

Die gezeigten konzeptionellen Gleit- und Antriebsraketen sowie die erweiterbaren RCs sind ebenfalls in der Lage, Paketoperationen durchzuführen. Sie operieren mit einem gemeinsamen und geteilten Lagebild, teilen andere Informationen, während sie sich ihren Zielen nähern. Dank des Netzwerks können sie ihre Aktionen koordinieren. Diese Taktik ist der Schlüssel zur Überwindung der gegnerischen Luftverteidigung und zum Einsatz in gesperrten Gebieten (anti-access/area denial (A2/AD)). Sie wird auch die Überlebensfähigkeit der Sensoren und Effektoren verbessern.

So zeigt MBDA auf seinem Stand unter anderem Modelle des Future Supersonic Cruise and Anti-Ship Missile Konzeptes (FC/ASW RJ), Future Low Oberservable Subsonic Cruise and Anti-Ship Missile Konzept (FC/ASW TP), Light Remote Carrier, Medium Remote Carrier sowie Smart Glider und Smart Cruiser.

Das System R&S VCS R/B ermöglicht einen unkomplizierten Wechsel zwischen roter und schwarzer Kommunikation.
Foto: cpm Forkert/ Lauterer/ Wunsch

Kommunikation

Rohde und Schwarz mit neuem Mission Control System für End-to-End Kommunikation

Das deutsche Unternehmen Rohde und Schwarz zeigt auf der diesjährigen Paris Air Show eine neue Lösung zur Kommunikation zwischen Flugleitung und Cockpit. Das IP basierte Kommunikationssystem verfügt über eine klare Trennung zwischen roter und schwarzer Kommunikation. Sollte während einer Mission eine sichere Kommunikation nötig werden, lässt sich diese mit Hilfe der R&S VCS R/B unkompliziert herstellen. Dank der Integration zweier sicherer Elemente und einem Audio Switch mit TEMPEST Level A und Common-Criteria-BSI-Zertifizierung lässt sich das Modul leicht über einen Benutzeroberfläche zwischen den unterschiedlichen Sicherheitsdomänen bedienen. Schlussendlich erleichtert dies den Wechsel zwischen schwarzer und roter Kommunikation und vermeidet Fehlbedienungen.

Die gewünschten Kommunikationskanäle lassen sich über die Benutzeroberfläche speichern, was einen schnellen und unkomplizierten Wechsel ermöglicht. Das System kann unterschiedliche Installationsszenarien wie beispielsweise stationäre, verlegbare und mobile Systeme abbilden. Es ist inzwischen in 2 Staaten in der Nutzung, so zum Beispiel in Belgien.

 

 

Autoren: André Forkert, Christian Lauterer, Matthias Wunsch

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