Rüstung

Das Planungsamt der Bundeswehr

Planen ist Vordenken: Wie kaum eine andere Stelle in der Bundeswehr verfügt das Planungsamt über einen Blick auf die Bundeswehr als Ganzes. Hervorgegangen aus dem Zentrum für Transformation der Bundeswehr ist es damit Basis und Garant für den Prozess IPD, Integrierte Planung durchführen“. Eine Einordnung der täglichen Arbeit und vielfältigen Herausforderungen des Planungsamtes durch Rainer Krug, Chefredakteur cpmFORUM.
Ein Transportflugzeug Airbus A400M landet für die Evakuierung Schutzbefohlener auf dem Flugplatz in Barth während der Übung Schneller Adler.
Ein Transportflugzeug Airbus A400M landet für die Evakuierung Schutzbefohlener auf dem Flugplatz in Barth während der Übung Schneller Adler.
Foto: Bundeswehr/Jana Neumann

Zum 1. Oktober 2022 feierte das Planungsamt der Bundeswehr sein 10-jähriges Bestehen. Hervorgegangen aus dem Zentrum für Transformation der Bundeswehr bringen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Planungsamtes ihre breitgefächerten Expertisen und Kompetenzen in die „Planungsarbeit“ der Bundeswehr ein. Auf dieser Grundlage leistet das Planungsamt der Bundeswehr seit einem Jahrzehnt einen wichtigen und grundlegenden Beitrag zum Fähigkeitsaufbau und zur Einsatzbereitschaft der Streitkräfte.

Mit seiner Organisation stellt das Amt dabei alle notwendigen Fähigkeiten sicher, eine durchgängige Begleitung in dem Planungs- und Ausrüstungsprozess der Bundeswehr bereitzustellen. Das Spektrum der Aufgaben erstreckt sich von der Strategischen Zukunftsanalyse, mit einer Betrachtungsperspektive von mehr als 25 Jahren in die Zukunft, über das Fähigkeitsprofil, das als Soll beschreibt, wie die Bundeswehr künftig aussehen soll, und das Fähigkeitsmanagement, das Wege für deren weitere Ausgestaltung beschreibt bzw. gestaltet, bis hin zur Planungsumsetzung, die die Antwort auf die Frage zu liefern versucht, wie das alles finanziert werden soll und letztendlich das Überprüfen planerischer und operationeller Ansätze mit wissenschaftlichen Methoden.

Dem Generalinspekteur direkt unterstellt

Das Planungsamt der Bundeswehr verfügt, wie kaum eine andere Stelle in der Bundeswehr, über einen Blick auf die Bundeswehr als Ganzes und leistet zu der Aufgabe des Generalinspekteurs „Tragen der Gesamtplanerischen Verantwortung“ einen wichtigen Beitrag. In logischer Konsequenz ist das Planungsamt der Bundeswehr dem Generalinspekteur direkt unterstellt. Grundsätzlich gilt, dass einzelne Waffensysteme in der Planung nicht isoliert betrachtet werden dürfen. In allen Planungskategorien wird daher im Rahmen des Planungsprozesses vorgedacht, wann die Truppe welches Material braucht, wie es finanziert werden soll und was es schlussendlich an Auswirkungen auf Betrieb, Personal und Infrastruktur hat. Planen ist Vordenken.

Das alles erfordert in der täglichen Arbeit und mit Blick auf die vielfältigen Herausforderungen von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Planungsamtes der Bundeswehr neben Fachkompetenz insbesondere auch Kreativität, Durchsetzungsvermögen und immer wieder den Willen, Lösungsräume aufzumachen und bei Bedarf eingetretene Pfade zu verlassen.

Soldaten der schweren Kompanie des Jägerbataillons 292 sichern die Ortschaft Heidedorf und Panzergrenadiere mit Schützenpanzer Marder werden nachgeführt bei der Station „Gefechtsschießen Operation verbundener Kräfte” im Rahmen der Informationslehrübung Landoperationen 2017 auf dem Truppenübungsplatz Bergen.
Soldaten der schweren Kompanie des Jägerbataillons 292 sichern die Ortschaft Heidedorf und Panzergrenadiere mit Schützenpanzer Marder werden nachgeführt bei der Station „Gefechtsschießen Operation verbundener Kräfte” im Rahmen der Informationslehrübung Landoperationen 2017 auf dem Truppenübungsplatz Bergen.
Foto: Bundeswehr/Marco Dorow

Der Blick in die Zukunft – Abteilung I „Zielbindung und Innovation“

Gerade in einer Zeit, in der sich alte und neue Bedrohungsmuster wieder in militärischen Operationen und Kriegen manifestieren, ist es wichtig, auf das eigene Ziel zu fokussieren und eigene Aktivitäten konsequent an diesem Ziel auszurichten: eine in ihrem gesamten Einsatzspektrum einsatzfähige Bundeswehr.

Für den Weg dahin stehen dem Planungsamt in der Abteilung I „Zielbildung und Innovation“ eine Palette an Werkzeugen zur Verfügung, die von der strategischen Zukunftsanalyse bis hin zum Innovationsmanagement reicht. In der Abteilung I arbeiten die Vordenkerinnen und Vordenker der Bundeswehr.

Zukunftsanalyse auf Basis langfristiger Trends aus Naturwissenschaft, Technik und Gesellschaft

Die Zukunftsanalyse blickt, gestützt auf wissenschaftlichen Methoden, nach vorn in die Zukunft. Es kommt darauf an, relevante Trends über einen langfristigen Zeithorizont zu erkennen, zu beobachten, zu sammeln und auszuwerten. Dies umfasst nicht nur naturwissenschaftlich-technische Trends, aktuell z.B. Quantencomputing, Big Data, Autonomie oder Künstliche Intelligenz, sondern auch gesellschaftliche Entwicklungen.

In der Abteilung I werden dazu verschiedene denkbare Szenarien über die Gesellschaft der Zukunft entwickelt, z.B. wie die Welt im Jahr 2040 aussehen könnte, welche Technologien verfügbar sein und wie diese unsere Gesellschaft und unsere Welt beeinflussen könnten.

Ableitung eines nationalen Future Operating Environment

Aus der strategischen Vorausschau wurde mit diesem Wissen ein eigenes nationales Future Operating Environment abgeleitet, das den Streitkräften umfangreiche Vorstellungen davon liefert, welche Einflüsse und Faktoren ein mögliches Operations- und Gefechtsfeld der Zukunft bestimmen könnten.

Auch der Blick über die eigenen nationalen Grenzen hinaus ist ein wichtiges Element der Arbeit. Multinationale Streitkräfteplanung stellt sicher, dass die eigenen Planungen die vereinbarten NATO-Planungsvorgaben berücksichtigen und mögliche bi- oder multilaterale Kooperationen frühzeitig mit betrachtet werden. Dadurch können Doppelungen von Fähigkeiten verhindert, Kosteneinsparungen erzielt und die Interoperabilität zwischen den Verbündeten erhöht werden.

Sicherheitspolitische Erfordernisse und die der Zukunft sowie multinationale Zusagen bestimmen wesentlich den nationalen politischen Anspruch an die Bundeswehr – das Level of Ambition. Im Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr aus dem Jahr 2016 wurden die Vorgaben für die Ausrichtung deutscher Streitkräfte definiert und auf die Landes- und Bündnisverteidigung neu ausgerichtet.

Level of Ambition im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr

Das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr operationalisiert das nationale Level of Ambition. Es beschreibt, ausgerichtet an der Aufgabe Landes- und Bündnisverteidigung, das Zusammenwirken der Kräfte aller Organisationsbereiche der Bundeswehr. Das Fähigkeitsprofil stellt das „Soll“ für die zukünftige Aufgabenerfüllung dar und ermöglicht so, eine Planung mit dem aktuellen Planungshorizont bis 2031 herzustellen. Die Abteilung I trägt in der Zusammenarbeit mit den zivilen und militärischen Organisationsbereichen den wesentlichen Anteil in der Erarbeitung für das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) bei.

Innovationen sind ebenfalls grundlegend für die Zukunftsfähigkeit der Bundeswehr. Das Planungsamt befasst sich im Innovationsmanagement mit der Identifikation von Ideen und deren Umsetzung in Innovationen. Die Innovationslandkarte, als Baustein eines CD&E-Vorhabens, hat das Potential, im Bereich Innovationsmanagement als wesentliches Tool für Wissensaustausch und Wissensmanagement zu fungieren. Die Innovationslandkarte ist eine IT-Plattform und eine Datenbank für Ideen und Innovationsvorhaben. Gleichzeitig dient sie als Kollaborationsplattform, die es ermöglicht, dass sich die verschiedenen Innovationsakteure miteinander vernetzen, Ideen über die verschiedenen Bereiche der Bundeswehr hinweg gemeinsam zu bewerten und mithilfe eines Ideentrackings die Innovationsvorhaben zu begleiten.

Zielsetzung ist es, die Innovationslandkarte noch weiter auszubauen und auch in der Fläche bekannter zu machen. Obwohl man zunächst geneigt ist, hinter Innovation vor allem technische Weiterentwicklungen zu sehen, ist Innovation weit mehr. Von Innovation sind grundsätzlich alle Gestaltungsbereiche betroffen und können Einflüsse ausüben, das Handlungs- und Leistungsvermögen einer Bundeswehr der Zukunft zu verbessern.

Ein Soldat der Luftlandepionierkompanie 270 blickt durch ein Fernglas auf dem Truppenübungsplatz in Seedorf.
Ein Soldat der Luftlandepionierkompanie 270 blickt durch ein Fernglas auf dem Truppenübungsplatz in Seedorf.
Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke

Die Moderation des Planungsprozesses – Abteilung II „Fähigkeitsmanagement“

Der Integrierte Planungsprozess durchläuft die Stufen der Zukunftsentwicklung, des Fähigkeitsmanagements und der Planungsumsetzung. Dabei wird das Fähigkeitsmanagement durch die Abteilung II des Planungsamtes der Bundeswehr verantwortet.

Das Fähigkeitsmanagement orientiert sich an der Zielsetzung der Fähigkeitsentwicklung und setzt diese in konkrete Projekte für neue, aber auch zu erhaltende Fähigkeiten um. Hierbei geht es im Wesentlichen darum, potentielle Fähigkeitslücken zu erkennen, zu analysieren und in konkrete Projekte zu überführen. In den drei Unterabteilungen werden die erkannten Fähigkeitslücken erfasst, für die Anforderung an einzelne Systeme detailliert beschrieben und hinsichtlich der entstehenden Kosten eingeordnet. Damit werden die Grundlagen für eine an den tatsächlichen qualitativen und quantitativen Bedarfen orientierte Realisierung geschaffen.

Bottom-Up- und Top-Down-Initiativen

Die einzelnen Schritte des Leistungsprozesses „Integrierte Planung durchführen – IPD“ sind wesentlicher Bestandteil der Arbeit im Planungsamt. Die Initiative ist der erste Schritt in diesem Prozess. Sie beschreibt die wesentlichen Anforderungen an eine Fähigkeit. Diese werden entweder vom Nutzer formuliert (Bottom-Up-Initiative) oder ergeben sich aus Analysen im Planungsamt oder der Abteilung Planung im BMVg (Top-Down-Initiative). Die Anträge und Initiativen – sowohl aus dem Bereich der nutzenden Teilstreitkräfte, als auch aus den zivilen Organisationsbereichen – werden hinsichtlich ihrer Notwendigkeit, der Konformität mit den Planungszielen und der finanziellen Einplanbarkeit bewertet. Leitgedanken des Prüfens und Bewertens sind immer der Mehrwert oder der Fähigkeitsgewinn für die Bundeswehr bei Umsetzung der Initiative.

Ein wesentlicher Schritt bei der Initiativenbewertung ist die Festlegung des sogenannten Projektaufsatzes. Der Projektaufsatz beschreibt das beabsichtigte planerische Vorgehen. Dabei wird der Zeitrahmen für die folgenden Prozessschritte herausgearbeitet und festgelegt, in welcher der fünf Planungskategorien die Initiative umgesetzt werden soll (Rüstung, Betrieb, Organisation, Personal oder Infrastruktur).

Vorhaben mit und ohne komplexen CPM-Prozess

Soll die Initiative als Vorhaben in der Projektkategorie Rüstung durchgeführt werden, sind weitere Schritte und Festlegungen erforderlich. Nicht für alle Vorhaben bedarf es erfahrungsgemäß aller Schritte des gesamten umfangreichen und komplexen Customer Project Management Prozesses. Viele kleinere Projekte und Vorhaben – sowohl hinsichtlich ihres finanziellen Volumens als auch hinsichtlich ihrer Komplexität – tragen zum Fähigkeitsaufbau bei, benötigen aber nicht alle Arbeitsschritte und Dokumente.

Das Prüfergebnis beendet die Voranalysephase und ist wesentliche Voraussetzung, um das Dokument „Fähigkeitslücke und Funktionale Forderung – FFF“ zu erstellen. Gleichzeitig ist es die Basis für das in den weiteren Phasen einzurichtenden Forderungscontrollings.

Erstellung der FFF-Dokumente in Integrierten Projektteams (IPT)

Die Erstellung des Dokuments FFF erfolgt in den vorhabenbezogenen Integrierten Projektteams, die das Planungsamt im ersten Teil der Analysephase einrichtet und in der Abteilung II verortet sind. Mitglieder in diesen IPTs kommen sowohl aus dem Bereich der zukünftigen Nutzer, als auch aus den Ämtern der zivilen Organisationsbereiche. Weitere Experten ergänzen das IPT, um beispielsweise auch Fragestellungen aus den Bereichen Logistik und Informationssicherheit abzudecken.

Welche Aufgaben gilt es bis zur Billigung der FFF zu bearbeiten? Die in der Voranalysephase bewertete Initiative beschreibt grob die Fähigkeitsforderungen, die seitens des Initiativengebers aufgestellt wurden. Nun geht es darum, diese Forderungen zu konkretisieren und in einem sogenannten Priorisierten Forderungskatalog darzustellen.

Aufgabe des IPT ist es, Forderungen aufzustellen und diese auf Plausibilität zu überprüfen. Untersucht wird, ob sie aus operativen Szenarien ableitbar und technisch umsetzbar sind. Die Zusammenarbeit im IPT ist zielorientiert, konstruktiv und kooperativ, manchmal aber auch durchaus kritisch und kontrovers.

Priorisierung kritischer Forderungen

Nicht jede Forderung ist gleichgewichtig. Die Priorisierung der Forderungen in die Abstufungen kritisch, muss, soll und zusätzlich/kann soll hier Ausweg und Hilfe sein. Kritische Forderungen prägen den Wesenskern eines Systems. Wird diese Kategorie nicht erfüllt, führt dies im Projektverlauf automatisch zu einem Projektabbruch. Daher sind nur solche Forderungen als kritisch festzulegen, die hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit wohl durchdacht sind und alle Risiken (technisch, finanziell, betrieblich) mitberücksichtigen.

Alle Arbeiten in dieser Phase erfolgen grundsätzlich produkt- oder lösungswegneutral. Allerdings soll die FFF stets das Erarbeiten von Lösungsvorschlägen (wird in der nächsten Phase durch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr BAAINBw durchgeführt) auf Basis marktverfügbarer Produkte oder bereits entwickelter oder in Entwicklung befindlicher Komponenten ermöglichen. Insofern kommt dem IPT in der Verantwortung des Planungsamtes in dieser Phase eine besondere Bedeutung zu.

Der erste Teil der Analysephase endet mit der Billigung der FFF. Die Leitung des IPT geht jetzt auf das BAAINBw zur Erarbeitung von Lösungsvorschlägen über.

Forderungscontrolling zwecks Einhaltung von Zeit- und Kostenrahmen

Nicht zuletzt die Absicht des Bundesministeriums der Verteidigung, die Beschaffungsorganisation zu optimieren, hat dem Forderungscontrolling zu besonderer Beachtung verholfen. Forderungscontrolling zielt darauf ab, den gegebenen Zeit- und Kostenrahmen besser einzuhalten. In der Vergangenheit war die Schere zwischen operativ Notwendigem und finanziell sowie technisch Realisierbarem oft weit auseinander.

Das Forderungscontrolling wird genutzt, um solche Forderungen kritisch zu hinterfragen, die einen Rückgriff auf mögliche marktverfügbare Produkte ausschließen oder die im Vergleich mit dem erzielbaren Nutzen hohe Beschaffungskosten mit sich bringen.

Dabei kann es durchaus vorkommen, dass Einzelforderungen zu besonderen Kosten- oder Risikotreibern werden. Diese gilt es zu identifizieren und kritisch zu betrachten, zu bewerten und ggf. anzupassen. Forderungscontrolling ist dabei sich zu etablieren und ist Bestandteil jeder Projektarbeit.

Die Korvette F 262 Erfurt verlässt den Hafen im Rahmen des German Operational Sea Trainings (GOST) 2017 vor der Küste von Plymouth/ Großbritannien.
Die Korvette F 262 Erfurt verlässt den Hafen im Rahmen des German Operational Sea Trainings (GOST) 2017 vor der Küste von Plymouth/ Großbritannien.
Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke

Arbeiten am und im Prozess – Abteilung III „Planungsumsetzung“

Der Prozess „Integrierte Planung durchführen“ reicht, vereinfacht ausgedrückt, vom ersten Schritt „Brauch ich“ bis zum abschließenden Schritt „Bekomme ich auch“. Diese Realisierung der geplanten Dinge benötigt Haushaltsmittel, die aus dem Einzelplan 14 des Bundeshaushaltes kommen. Davon ist nicht nur die Beschaffung von Rüstungsprodukten betroffen, sondern auch alle weiteren Planungskategorien wie Personal, Infrastruktur und Ausgaben für den Betrieb der Bundeswehr. Hierunter fallen beispielsweise auch Ausbildung, Übungen, Ersatzteilbeschaffungen und Dienstleitungen.

Bedarfsermittlung und -aktualisierung

Die Aufgaben innerhalb des Planungsprozesses werden im Bundesministerium der Verteidigung im Zusammenwirken zwischen der Abteilung Planung und der Abteilung Haushalt/Controlling wahrgenommen. Die Abteilung III des Planungsamtes der Bundeswehr leistet hierzu die Zuarbeit entlang eines grundsätzlich fest getakteten Zeitplans. Die Arbeiten der Planungsumsetzung beginnen mit dem Ermitteln des Bedarfs der Bundeswehr. Diese sogenannte Bedarfsaktualisierung ist der erste Schritt auf dem Weg zum Einzelplan 14. Diese Datenerhebung wird dann im Zusammenwirken mit den Fachleuten in der Bundeswehr, sowohl in den Organisationsbereichen wie auch in den bedarfsdeckenden Ressourcenämtern, qualitätsgesichert. Der Schwerpunkt liegt darauf zu prüfen, ob die einzelnen Bedarfsmeldungen auch dann noch plausibel sind, wenn man sie in einem funktional zusammenhängenden – bundeswehrgemeinsamen – Verbund betrachtet.

IT-Unterstützung für den Planungsprozess

Gleichzeitig ist die Abteilung III des Planungsamtes der Bundeswehr sowohl für das Management des gesamten Leistungsprozesses „Integrierte Planung durchführen“ als auch für den Hauptprozess Planung zuständig, der die Grundlage einer umfassenden IT-Umsetzung ist. Schwerpunkt hierbei ist die fachliche Begleitung der Erstellung einer durchgängigen IT-Unterstützung für den Planungsprozess.

Managementmethoden zur Abschätzung des Ressourcenaufwandes

In der Abteilung III erfolgt auch die Erarbeitung und Weiterentwicklung von Methoden der Planungsunterstützung für die Bereiche Life Cycle Cost Management, Risikomanagement und Aufwandsabschätzung im Planungsprozess. Diese Managementmethoden begleiten den Planungsprozess in einzelnen Fragestellungen aktiv. Die im IPD festgeschriebene Forderung, dass die Bewertung der Bedarfsträgerforderungen den zur Verfügung stehenden Finanzrahmen zu berücksichtigen hat, erfordert Betrachtungen über den gesamten Lebensweg eines Vorhabens. Dafür werden sowohl qualitative, als auch quantitative Verfahren zur Analyse von Risiken und Lebenswegkosten eingesetzt. Hier kommt es darauf an, den gesamten Ressourcenaufwand (finanziell, personell, infrastrukturell, betrieblich, etc.) abzuschätzen, der notwendig ist, um eine Rüstungsmaßnahme durchzuführen. So können Probleme bereits relativ früh analysiert und mögliche zukünftige Kosten und Risikoentwicklungen prognostiziert werden.

Priorisierte Maßnahmenliste zur Einhaltung der finanzplanerischen Vorgaben des BMVg

Zum Aufgabenbereich der Abteilung III gehört auch die finanzielle Bedarfsplanung. Ohne das erforderliche „Geld“ sind Vorhaben nicht umsetzbar. Daher sind im Planungsamt zunächst die finanzplanerischen Vorgaben des BMVg im jeweiligen Planungszyklus umzusetzen. Dies geschieht in der Regel durch die Erstellung der sogenannten „Priorisierten Maßnahmenliste“, einer Aufstellung aller zu finanzierenden Ausgabenpositionen und Beschaffungsprojekte. Darauf aufbauend wird die Finanzplanung für Materialerhaltung, Forschung, Entwicklung und Erprobung sowie Rüstungsbeschaffungen erstellt. Betriebliche Ausgaben, wie Ausgaben für Personal, Versorgung, sonstigen Betrieb, Betreiberverträge, Ausgaben für militärische Anlagen und sonstige Investitionen ergänzen die Planung.

Die erwähnte Priorisierte Maßnahmenliste spielt eine besondere Rolle. Sie ist Hilfsmittel für die finanzplanerische Arbeit, indem sie insbesondere die fähigkeitsbezogenen Bedarfe der Bundeswehr auf der Basis des Fähigkeitsprofils und der Fähigkeitslage priorisiert. Nach umfangreicher abteilungsübergreifender Abstimmung wird sie durch den Abteilungsleiter Planung im BMVg als Teil der Planungsvorgabe erlassen. Demnach ist die Finanzbedarfsplanung im Planungsamt Grundlage für die anschließende ministerielle Befassung. Sie ist Basis für die Finanzplanung der Streitkräfte und agiert damit quasi als Anwalt der Streitkräfte, indem sie die angemeldeten Bedarfe in den vorgegebenen Finanzrahmen des Haushalts einfügt und auf ggf. vorhandene finanzplanerisch nicht abdeckbare Defizite hinweist.

Soldaten mit Erweiterter Grundbefähigung (EGB) von der 3. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 26 werten gefundene Information und Karten aus im Rahmen der Übung Flugpuma in Saarlouis.
Soldaten mit Erweiterter Grundbefähigung (EGB) von der 3. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 26 werten gefundene Information und Karten aus im Rahmen der Übung Flugpuma in Saarlouis.
Foto: Bundeswehr/Marco Dorow

Überprüfen planerischer und operationeller Ansätze – die Abteilung IV „Wissenschaftliche Unterstützung und Interoperabilität“

Will man die Abteilung IV des Amtes beschreiben, trifft es vielseitiger Dienstleister am besten. Die Abteilung beantwortet im Auftrag von Entscheidungsträgern vielschichtige Fragestellungen innerhalb der Bundeswehr. Dazu nutzt sie IT-gestützte Methoden und Verfahren und erzeugt so fundierte, nachvollziehbare und belastbare Entscheidungsgrundlagen. Die Fachleute der Abteilung IV veranschaulichen die Ergebnisse regelmäßig in Form von Demonstratoren, Modellen, Simulationen und Architekturen bildhaft und transparent.

Sie verfolgt mit ihrem besonderen Fachwissen das Ziel, allen Stellen in der Bundeswehr und im BMVg passgenaue Lösungen für deren taktisch/operativen Fragestellungen anzubieten sowie die Grundlagen für die Interoperabilität mit den Verbündeten in der NATO zu schaffen. Sie harmonisiert die unterschiedlichen Interessen der Organisationsbereiche der Bundeswehr zu einer deutschen Position und vertritt Deutschland in entsprechenden NATO-Gremien.

Aufteilung auf Berlin und den Forschungs- und Technologiestandort München

Zu etwa gleichen Teilen ist die Abteilung IV auf die Hauptstadt Berlin und den Forschungs- und Technologiestandort München aufgeteilt. Diese Dislozierung ermöglicht eine enge wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Ministerium, Universitäten, Instituten sowie der gewerblichen Wirtschaft.

Operations Research sowie Modellbildung und Simulation

Seit Gründung der Bundeswehr spielen Operations Research sowie Modellbildung und Simulation – beides Kernaufgaben der Abteilung IV – eine bedeutende Rolle bei der Vorbereitung von Entscheidungen. Mit der enorm gestiegenen Leistungsfähigkeit von Rechnern können diese Kernaufgaben heute noch besser geleistet werden, wie z.B. simulationsbasierte Untersuchungen zu Konzepten, zu taktischen oder operativen Fragestellungen sowie zur Beurteilung des Mehrwerts von geplanten technischen Lösungen für zukünftige Operationen der Streitkräfte. Neben ihren Fachleuten für Operations Research sowie Modellbildung und Simulation kann die Abteilung IV für die Lösung ihrer Aufgaben auch auf eine eigene IT-Ausstattung, Labore und die Simulations- und Testumgebung Bundeswehr zurückgreifen.

Concept Development and Experimentation

Concept Development and Experimentation (kurz CD&E, also Konzeptentwicklung und deren experimentelle Überprüfung) ist ein weiteres Werkzeug zur Lösung von Fragestellungen aus der Bundeswehr. Zusammen mit der Truppe als Aufgabensteller werden iterativ in mehreren Experimenten neue Ideen auf ihre Tauglichkeit für zukünftige Einsätze überprüft. Häufig entstehen dabei Demonstratoren, die anschließend als Blaupause für die Realisierung dienen.

Eine der Unterabteilungen sorgt dafür, dass die Bundeswehr mit den Verbündeten interoperabel ist. Dazu gehört die Erarbeitung von Doktrinen mit den NATO-Partnern, das Management aller Standardisierungsabkommen (STANAG) sowie die Abstimmung eines gemeinsamen Fachwortschatzes in der NATO.

Die Abteilung IV trägt als Dienstleister für wissenschaftliche Unterstützung und Interoperabilität wesentlich zur Zukunfts- und Weiterentwicklung der Bundeswehr sowie zur Zusammenarbeitsfähigkeit der Bundeswehr mit den Verbündeten bei.

Ein Resümee: Herausforderung angenommen

In den vergangenen zehn Jahren seines Bestehens hat das Planungsamt der Bundeswehr seine Kompetenzen und Fähigkeiten nachdrücklich unter Beweis stellen können.

Aus der Fähigkeitsentwicklung im Leistungsprozess Integrierte Planung durchführen ist es nicht mehr wegzudenken. Zukünftig wird es darauf ankommen, benötigte Fähigkeiten und damit Material noch schneller und punktgenauer in die Streitkräfte zu bekommen. Ausgehend von den in der Vergangenheit vorgenommenen Optimierungen im Planungsamt der Bundeswehr sind auch künftig die Grundlagen der Arbeit kontinuierlich weiterzuentwickeln, um weiterhin erfolgreich und verlässlich zur Ausgestaltung und Ausrüstung der Bundeswehr beizutragen. Das Planungsamt ist dafür mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut aufgestellt.

Autor: Rainer Krug, Chefredakteur cpmFORUM

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