Eurosatory: DND präsentiert moderne Sperrfähigkeiten

Spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine und der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung ist klar, es bedarf wieder moderne Sperrfähigkeiten durch Minen und ähnliche Systeme. Doch in der Vergangenheit wurden gerade Minen verteufelt und in der Breite abgeschafft. Daher bedarf es jetzt schnell verfügbarer Military-off-the-shelf (MOTS)-Lösungen. Dynamit Nobel Defence (DND) verfügt über solche Lösungen und präsentiert seine modernen Sperrfähigkeiten auf der diesjährigen Eurosatory in Paris.

Auf der Eurosatory in Paris zeigt DND moderne Sperrfähigkeiten und wie sich diese verbringen lassen.
Auf der Eurosatory in Paris zeigt DND moderne Sperrfähigkeiten und wie sich diese verbringen lassen.
Foto: cpm / André Forkert

DND verfügt über eine erfolgreiche und beeindruckende Historie in der Entwicklung, Produktion und Lieferung von Sperrmitteln und -systemen für die Operationsführung von Gefechtsverbänden. Inzwischen beschränkt sich der Anteil nicht nur auf die Herstellung und Lieferung von Panzerabwehrminen: Neben weiterentwickelten und neuen Effektoren wird DND zukünftig auch Plattformen und Integrationsleistungen liefern.

Auf der Eurosatory 2024 sind entsprechende Lösungen erstmals zu sehen, bei denen eine moderne und angepasste moderne Sperrfähigkeiten im Fokus steht. Darunter finden sich Effektoren, Verbringungsmittel und -verfahren sowie Netzwerklösungen zur Integration von Sperrsystemen in die digitale Gefechtsführung, zu bieten.

C²ATS, ein neuartiges Sperrkonzept

C²ATS (Command & Control Anti-Tank System) ist ein neuartiges Sperrkonzept für infanteristische Kräfte. Aber keine Premiere, denn diese fand bereits im März anlässlich der Enforce Tac in Nürnberg statt. C²ATS ist ein intelligentes, zur Richtmine komplementäres Sperrkonzept für infanteristische Kräfte zum Kanalisieren, Fixieren, Stören und Blockieren feindlicher Kräfte in jedem Gelände.

Moderne Sperrfähigkeiten basieren auf den qualifizierten DND-RGW-Panzerabwehrhandwaffen. Der Effektor wird auf einem anpassungsfähigen Stativ montiert und mit einem neuartigen Sensorsystem verbunden. Hauptfunktion des Systems ist die automatisierte Bekämpfung feindlicher Kampffahrzeuge, nach definierten Kriterien zur Panzererkennung und -unterscheidung. Zusätzlich kann eine manuelle Abfeuerung erfolgen, wobei stets der man-in-the-loop die Entscheidungsgewalt hat.

C²ATS ist ein intelligentes, zur Richtmine komplementäres Sperrkonzept aus DND-RGW-Panzerabwehrhandwaffen.
C²ATS ist ein intelligentes, zur Richtmine komplementäres Sperrkonzept aus DND-RGW-Panzerabwehrhandwaffen.
Foto: cpm / André Forkert

Die Grundlage bilden Effektoren der RGW90- oder RGW110-Familie. Diese werden mit einer Sensorsuite auf einem Dreibein montiert und fungieren dann wie eine (weitreichende) Panzerabwehrrichtmine.

C2ATS bietet verschiedene Modi: Im autonomen Modus liegt die Kampfreichweite derzeit bei 5 bis 100 m. Dabei nutzt das System sowohl IR-basierte als auch seismische Sensoren. Die Sensorik kann zwischen Personen, Rad- und Kettenfahrzeugen diskriminieren.

Durchfährt ein Fahrzeug die „Detection Area“, so nimmt der IR-Sensor dieses wahr und das System erwacht vollständig zum Leben. In der anschließenden „Spot Area“ findet dann die Bekämpfung statt. Im „Bedienmodus Soldat“ entspricht die Reichweite der Kampfentfernung des jeweils eingesetzten Effektors. Hier übernimmt ein Soldat aber die Auslösung („Man in the Loop“).

Reichweite und Kampfentfernung für moderne Sperrfähigkeiten könnten in der Zukunft noch gesteigert werden. Über die Sensorsystem-Auswahl und den Hersteller als Partner ist noch nicht final entschieden. Über eine Fernbedienung kann das System eingestellt werden. Und es ist bei Bedarf auch wieder aufnehmbar. Auch kann der Nutzer eine zeitliche Wirkbegrenzung einstellen.

Im Vergleich zu der klassischen Panzerabwehrrichtmine – in der Bundeswehr wird zum Beispiel die PARM DM22 von TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH aus Schrobenhausen genutzt – bietet das C2ATS neuartige Modi und damit eine höhere Flexibilität für den Nutzer sowie als infanteristisches Sperrkonzept ein alternatives Wirkprinzip. Und mehr Reichweite, die in Zukunft zudem noch weiter gesteigert werden soll. Die Reichweite ist dabei abhängig auch von der finalen Sensorausstattung. C2ATS stellt damit ein komplementäres Sperrkonzept zur Panzerabwehrrichtmine dar.

Moderne Sperrfähigkeiten 2.0

Unter dem Thema „Counter Mobility“ hat DND mehrere Systeme weiterentwickelt und so neue Ansätze geschaffen. So wurde zum Beispiel die fernverlegbare Panzerabwehrmine AT2 verbessert und firmiert jetzt unter der Bezeichnung AT2+ zur Nutzung für moderne Sperrfähigkeiten.

Dabei wurden bewährte Parameter übernommen, Obsoleszenzen beseitigt und einige Aspekte den neuen Anforderungen nach angepasst. Hier wurde vor allem die Elektronik und Sensorik verbessert, und damit ins 21. Jahrhundert überführt. Heute besitzt die AT2+ eine Sensorsuite aus einem Mix verschiedener Sensoren, früher hatte die Panzerabwehrmine nur einen. Dieser Schritt steigert vor allem die Diskriminationsfähigkeit und Räumresistenz.

Hinzu kommt eine Zwei-Wege-Programmierung bzw. -Kommunikation. Früher wurde bei der Programmierung nur eindimensional kommuniziert, jetzt gibt die AT2+ dank Zwei-Wege-Kommunikation ein entsprechendes Feedback. Das ist vor allem ein Sicherheitsmerkmal vor dem Auswurf.

Die verbesserte Panzerabwehrmine AT2+ von DND.
Die verbesserte Panzerabwehrmine AT2+ von DND.
Foto: cpm / André Forkert

Nicht bestätigen wollte DND, dass auch die Wirkung angepasst bzw. verbessert wurde. Es wurde aber auch nicht dementiert. Die neue AT2+ ist eine Insensitive Munition (IM), damit kann sie zum Beispiel nicht durch einen einfachen Gewehrbeschuss geräumt werden.

Früher wurde die AT2 vor allem durch das Minenwurfsystem SKORPION ausgebracht. Grundlage des Minenlegers war das Basisfahrzeug vom Typ M548 A1G. Dieses basiert auf dem M113, und die Bundeswehr verfügte über 300 solcher Systeme. Gleich mit mehreren Systemen hat DND die Mobilität und Funktionalität voneinander getrennt. Dieses bietet den potenziellen Nutzern eine deutlich höhere Flexibilität. Dies geschieht mit unterschiedlichen Partnern.

Aus dem Kettenfahrzeug Minenwurfsystem SKORPION ist das System SKORPION 2 geworden. Dabei handelt es sich um ein bodengestütztes, modulares System mit schneller, einfacher und sicherer Integration in verschiedene Fahrzeuge (Rad- und Kettenfahrzeuge, bemannt und unbemannt).

Das Auswurfsystem von DND basiert auf Auswurfkörpern, die direkt auf eine Mobilitätsplattform montiert oder auf einer auf einer modularen Containerplattform in den Größen 10 Fuß, 15 Fuß oder 20 Fuß mit ISO668 Twist-Lock-Schnittstelle montiert werden. So kann zum Beispiel eine Art Palette vier Werferkanister aufnehmen. Und die Palette wiederum flexibel auf unterschiedlichste Plattformen montiert werden.

Auf der Eurosatory wird zur Verbringung moderne Sperrfähigkeiten ein kleiner, geländegängiger Anhänger der litauischen Firma OstraLab gezeigt. Bei vier Werferstationen können so in einem Zug 4×20 AT2+ ausgebracht werden. Dank den AT2+ Magazinen ist auch eine schnelle Nachbestückung sichergestellt. Der Anhänger North Wagon PK02 kann von jedem 4×4, Traktor oder mittleren Unmanned Ground Vehicle (UGV) gezogen werden.

Das Fahrzeiug unter dem Auswurfsystem von DND ist das KNDS UGV Type-X mit Fahrgestell von Milrem Robotics.
Das Fahrzeiug unter dem Auswurfsystem von DND ist das KNDS UGV Type-X mit Fahrgestell von Milrem Robotics.
Foto: cpm / André Forkert

OstraLab zeigt vor Ort mit dem kleinen und geländegängigen diesel-elektrischen Hybrid-Buggy Krampus gleich ein entsprechendes Zugfahrzeug. Oder die SKORPION 2-Plattform wird direkt auf einem UGV montiert. Hier zeigt KNDS in Paris mit dem Type-X eine entsprechende Lösung. Das Fahrgestell des UGV Type-X kommt von Milrem Robotics.

So ermöglicht SKORPION 2 eine situationsorientierte, schnelle Ausbringung des künstlichen Hindernisses innerhalb von wenigen Minuten. SKORPION 2 platziert das AT2+-basierte Hindernisse mit einstellbarer Form und Dichte vollautomatisch. Da das System bereits ein Steuergerät, mit einer Schnittstelle zu einem BMS, wird ein einwandfreies Reporting gewährleistet.

Bisher musste der Verlegereport immer noch per Hand ausgefüllt werden, und dann wiederum per Hand in moderne Battle-Management-Systeme (BMS) wie zum Beispiel Systematics SitaWare eingepflegt werden. Mit SKORPION 2 geschieht dies nur digital und damit auch viel schneller.

Mit BOBCAT steht eine weitere Option zur Auswahl. Hierbei werden Einzelrohre aufgestellt und bei Bedarf ferngesteuerte ausgelöst. BOBCAT ist ein hochmobiles und flexibles System zur Ausbringung der AT2+-Munition. Dank seiner Fernaktivierung bietet BOBCAT eine einfache und schnelle Methode zur Blockierung kritischer Infrastruktur oder Zufahrten, ohne die eigenen Truppen zu behindern.

Wenn BOBCAT nicht aktiviert wird, kann das System wiederhergestellt und neu eingesetzt werden. Das einzelne System besteht aus: zwei AT2+-Abschussrohren (mit jeweils fünf AT2+), und der Grundplatte mit einer Steuereinheit.

Vier einzelne BOBCAT-Systeme können an ein modulares 360°-Ausbringungssystem verbunden werden (was zu einem Hindernis von 200×200 m führt). Mit dem System lassen sich zum Beispiel einfach Zufahrten zu kritischer Infrastruktur – Flughäfen und andere Anlagen – für die eigene Nutzung offenhalten, und erst bei Bedarf und anrückendem Feind schnell und abstandsaktiv sperren.

Weitere Ausbringungsarten für die AT2+ sind wie früher die Verbringung per Raketenartillerie MARS II – früher ebenfalls durch LARS – sowie per Abwurf von einem Hubschrauber aus. Auch hier hat DND entsprechende Systeme im Angebot.

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