Erster Kölner Militärrabbiner übernimmt sein Amt

Heute wurde in der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn der erste Kölner Militärrabbiner der Jüdischen Militärseelsorge offiziell in sein Amt eingeführt. „Mit großer Dankbarkeit und Demut stehe ich heute vor Ihnen“, sagte der neue Kölner Militärrabbiner David Geballe. „Dieser Moment ist nicht nur ein persönlicher Meilenstein, sondern auch ein bedeutender Schritt für unsere Gesellschaft!“

Der neue Kölner Militärrabbiner David Geballe (links im Bild) erhält durch Militärbundesrabbiner Zsolt Balla zur Amtseinführung ein Gebet.
Der neue Kölner Militärrabbiner David Geballe (links im Bild) erhält durch Militärbundesrabbiner Zsolt Balla zur Amtseinführung ein Gebet.
Foto: CPM Defence Network/Dorothee Frank

Die Jüdische Militärseelsorge ist noch sehr jung in der Bundesrepublik Deutschland. Erst am 21. Juni 2021 erhielt die Bundeswehr mit Zsolt Balla den ersten Militärbundesrabbiner in ihrer Geschichte.

„Die Einführung eines Militärrabbiners in der Bundeswehr ist Ausdruck von Vielfalt, gelebter Integration und gegenseitigem Respekt“, sagte Geballe. Er erinnerte in einer sehr persönlichen Familienrückschau daran, dass sein Urgroßvater noch im Ersten Weltkrieg für Deutschland kämpfte, während sein Großvater im Zweiten Weltkrieg vor der Verfolgung aus Deutschland fliehen musste. „90 Jahre später stehe ich hier, als jüdischer Geistlicher in der Bundeswehr. Das ist nicht nur eine persönliche Geschichte, sondern auch ein starkes Zeichen für Wandel, Versöhnung und Fortschritt.“

Mit der Übergabe des Tallits, des jüdischen Gebetsmantels, und des Segens durch Rabbiner Jehuda Puschkin von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz wurde David Geballe heute offiziell in sein Amt als Kölner Militärrabbiner eingeführt.
Mit der Übergabe des Tallits, des jüdischen Gebetsmantels, und des Segens durch Rabbiner Jehuda Puschkin von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz wurde David Geballe heute offiziell in sein Amt als Kölner Militärrabbiner eingeführt.
Foto: CPM Defence Network/Dorothee Frank

Aktuell verfügt die Jüdische Militärseelsorge über nur fünf Rabbiner, demnächst wird diese Zahl auf sieben ansteigen. Dementsprechend groß ist das Seelsorgegebiet des neuen Kölner Militärrabbiners: Es umfasst die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, wobei Geballe nicht nur für Juden als Ansprechpartner dient, sondern für alle Soldatinnen und Soldaten. Jeder, der ein offenes Ohr oder seelische Hilfestellung braucht, kann sich an ihn oder einen anderen Militärseelsorger wenden.

Militärrabbiner und das jüdische Leben in der Bundeswehr

Wie viele Anhänger des jüdischen Glaubens sich aktuell in der Bundeswehr befinden kann niemand genau beantworten, da die Glaubenszugehörigkeit nur bei den christlichen Konfessionen – die Steuer macht es notwendig – erfasst wird. Allerdings ist die Zahl groß und aufgrund der deutschen Vergangenheit auch bedeutend genug, um von der Bundeswehr beachtet zu werden. Was sich mittlerweile nicht nur in dem Militärrabbinat, sondern beispielsweise auch im Vorhandensein von koscheren Einpersonenpackungen (EPAs) widerspiegelt.

Den Erfahrungen des Militärrabbinats nach zeigen die Vorgesetzten in der Bundeswehr zudem immer Verständnis, wenn etwa Urlaub für jüdische Feiertage gewährt werden soll. Gleichzeitig kennt der jüdische Glaube aber auch Ausnahmen von der Einhaltung von Vorschriften sobald Leib und Leben bedroht sind.

Doch vor dem gegenseitigen Verständnis steht das Kennenlernen. Und so will das Militärrabbinat einerseits den jüdischen Soldaten ein (Berufs-)Leben im Glauben, andererseits aber auch den nichtjüdischen Soldaten einen Einblick in ihre Religion gewährleisten, um ein gelebtes, respektvolles Miteinander zu ermöglichen.

„Gegenseitiges Verständnis wächst nicht durch Distanz, sondern durch Austausch“, hob Geballe diesen wichtigen Aspekt seiner künftigen Tätigkeit als Militärrabbiner hervor. Er wolle Orientierung, Hilfe und ein offenes Ohr bieten, damit jeder Soldat weiß, er steht mit seinen Nöten nicht alleine, sondern es gibt Personen, die ihn in seinen Ängsten und Schwierigkeiten begleiten. Die den Soldaten beistehen in dunklen Zeiten – ungeachtet der Herkunft oder des Glaubens, „denn niemand soll alleine bei seinen Herausforderungen bleiben“.

„Heute schließt sich für mich ein Kreis“, schloss Geballe. „Ein Kreis über Generationen hinweg, der von Flucht und Hoffnung, von Verlust und Neubeginn gezeichnet ist. Das ich heute hier stehe als jüdischer Geistlicher in der Bundeswehr ist weit mehr als eine persönliche Etappe. Es ist ein Zeichen dafür, dass Geschichte nicht nur trennt, sondern auch verbindet. Dass Wunden heilen können, dass aus Vergangenheit Verantwortung erwächst. Möge unser gemeinsamer Weg in der Bundeswehr ein Weg des Dialogs, des Respekts und des Vertrauens sein, damit jüdisches Leben in Deutschland und in der Bundeswehr nicht nur sichtbar, sondern eine selbstverständliche, gelebte Realität sein kann.“

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Verwendete Schlagwörter

BundeswehrMilitärseelsorge