Die Ukraine hat bereits Ende 2024 ihren ersten Schützenpanzer Lynx erhalten, wie der CEO von Rheinmetall, Armin Papperger, der FAZ mitteilte. „Er geht dort nun in die Erprobung bei den Streitkräften, damit möglichst bald die Serienbeauftragung erfolgen kann“, sagte Papperger der FAZ. Bei der „Ukraine Recovery Conference“ im Juni dieses Jahres war die Rede von über hundert Lynx, welche später auch in nationaler Produktion in der Ukraine gefertigt werden sollen.
Somit hat Rheinmetall noch Ende 2024 Schützenpanzer Lynx an die beiden neuen Kunden Italien und Ukraine geliefert. Beide Länder werden diese nun erproben, beide Länder wollen diese später in nationaler Produktion herstellen. Ebenso wie der Erstkunde Ungarn, der im Juli dieses Jahres seinen ersten Lynx Made in Hungary erhielt.
Ungarn bestellte im August 2020 insgesamt 209 Fahrzeuge in sieben Varianten, das erste Serienfahrzeug mit den ungarischen Spezifikationen, aber noch aus deutscher Produktion, wurde im Oktober 2022 übergeben.
Italien traf im Oktober 2024 die Entscheidung für den Lynx, das erste Fahrzeug für die Erprobung traf am 31. Dezember 2024 im italienischen Testzentrum ein. Es geht beim italienischen Vorhaben um 1.050 Lynx in neun Versionen.
Der Lynx-Auftrag der Ukraine
Vom ukrainischen Auftrag ist bisher noch am wenigsten bekannt. Im Juni 2024 berichtete Rheinmetall zu den Ergebnissen der „Ukraine Recovery Group“: „Im Rahmen der Zusammenarbeit soll neben möglichen Direktlieferungen durch Rheinmetall auch die (Re-)Industrialisierung von nationalem Fertigungs-Know-how einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Verteidigungsfähigkeit der Ukraine bilden. Bestandteil eines noch zu schließenden Rahmenvertrags zur Lieferung von mehreren hundert Gefechtsfahrzeugen vom Typ Lynx an die Ukraine wären auch Ausbildungs- sowie Wartungs- und Instandsetzungsleistungen.“
Zudem schreibt Rheinmetall auf seiner Unternehmensseite am 3. Dezember 2024: „Weiterhin ist Rheinmetall dabei – über das bestehende Joint Venture Rheinmetall Ukrainian Defense Industries – die Produktion von Lynx-Schützenpanzern in der Ukraine aufzusetzen.“
2024 – Das Jahr des Lynx
Die drei Aufträge zeigen, wie schnell sich der Lynx in Europa ein Standbein schaffen konnte, bei Ungarn und Italien zudem im Verbund mit dem ebenfalls von Rheinmetall stammenden, neu entwickelten Kampfpanzer Panther. Dies dürfte an der Kombination aus Fähigkeiten bei gleichzeitig niedrigem Preis liegen.
cpm Defence Network konnte aus üblicherweise gut unterrichteten Kreisen der Bundeswehr-Beschaffung erfahren, dass aktuell ein Schützenpanzer Lynx nur etwa die Hälfte eines Pumas kostet, bei eher geringfügigen Leistungsunterschieden. Auch Papperger sagte bei der Vorstellung des ersten Lynx im Juni 2018 auf der Eurosatory: „Eine weitere Idee des Lynx – abgesehen von der Modularität und dem größeren Platzangebot – war es, vielleicht 80 bis 90 Prozent der Leistung des Puma für 60 bis 70 Prozent des Preises zu erhalten. Das bedeutet nicht, dass der Lynx ein billiges Produkt ist. Aber letztendlich gibt es viele Länder auf der Welt, die auf den Stückpreis achten, insbesondere Länder, die viele Fahrzeuge benötigen. Also haben wir den Stückpreis gesenkt.“
Rheinmetall hatte also bereits 2018 etwas umgesetzt, das nun im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung wieder an Bedeutung gewinnt: Mass matters! Fairerweise muss allerdings hinzugefügt werden, dass viele Entwicklungsschritte für den Lynx bereits durch das deutsche Puma-Programm abgedeckt waren.
Flexibilität bis hin zur Luftverteidigung
Was das Konzept des neuen Schützenpanzers allerdings tatsächlich von seinem deutschen Pendant unterscheidet, sind die einfach zu installierenden Missionsmodule, deren Idee Rheinmetall vom Boxer-Programm ableitete. Diese Missionsmodule können auf die Fahrmodule in kürzester Zeit aufgesetzt werden. Der Konfigurationswechsel lässt sich laut Rheinmetall innerhalb von acht Stunden bewerkstelligen. Wenn eine Nation also mehrere Missionsmodule beschafft, wäre der Lynx immer an die jeweiligen Erfordernisse anpassbar. Vorteile ergeben sich zudem für die Fahrschulpanzer, wo dann mehrere Fahrmodule pro Missionsmodul genutzt werden können.
Besonderes Interesse dürfte die Ukraine zudem an dem Flugabwehrpanzer Lynx mit Skyranger 30-Turm haben, dessen Entwicklung im Rahmen eines weiteren ungarischen Auftrags im Dezember 2023 erteilt wurde. Das Land erteilte diesen Entwicklungsauftrag explizit als ungarischer Beitrag zur europäischen Luftverteidigungsinitiative European Sky Shield Initiative (ESSI).
Der Skyranger-Turm ist ebenfalls eine Neuentwicklung von Rheinmetall, die das Potential hat zum Standard in Europa zu werden. Deutschland plant für seine Heeresflugabwehr den Skyranger auf Boxer-Basis. Diese Kombination bewies bereits im September 2024 ihr Können während eines Demonstrationsschießens in der Schweiz.
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