Der scheidende Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, der niederländische Admiral Rob Bauer, verabschiedet sich mit scharfer Kritik an der westlichen Finanzwelt aus seinem Amt. Banken, Pensionsfonds und Ratingagenturen würden die Rolle der Verteidigungsindustrie in einer unsicheren Welt nicht erkennen. Gegenüber der Financial Times bezeichnete er die fehlenden Investitionen in die Verteidigungsindustrie als „dumm“.
Admiral Rob Bauer wird Ende des Monats sein Amt als Vorsitzender des Militärausschusses der NATO nach drei Jahren an seinen italienischen Nachfolger Admiral Giuseppe Cavo Dragone übergeben. In einem Interview mit der Financial Times fand Admiral Bauer noch einmal deutliche Worte. Er bezeichnete es als „dumm“, dass westliche Investoren die Rüstungsindustrie meiden.
Admiral Bauer argumentierte weiter, dass die steigenden globalen Sicherheitsbedrohungen und die Verschiebung geopolitischer Machtverhältnisse enorme Investitionen in Verteidigung erfordern – auch durch die privatwirtschaftliche Finanzwelt. Die Verteidigungsindustrie sei ein zentraler Baustein für die Stabilität und Sicherheit, auf dem der wirtschaftliche Wohlstand unserer Welt beruhe.
Schon früher war Admiral Bauer vehement für eine Stärkung der Rüstungs- und Verteidigungsindustrie eingetreten. Im November 2024 erklärte er: „Wenn wir sicherstellen können, dass alle wichtigen Dienstleistungen und Güter auf jeden Fall geliefert werden können, dann ist das ein zentraler Teil unserer Abschreckung.“
Kritik an Richtlinien der Finanzwelt
Bauer nahm jetzt insbesondere Banken und Pensionsfonds ins Visier, die Investitionen in die Rüstungsindustrie beispielsweise aus ethischen Gründen ablehnten. „Manchmal ist der Mangel an strategischem Denken erstaunlich“, sagte Admiral Bauer der Financial Times. „Es reicht für Unternehmen nicht, nur auf das nächste Quartal zu schauen.“
Die Investoren hätten ihre Rolle innerhalb der „kollektiven Verteidigung“ nicht verstanden und würden auch ökonomisch fahrlässig handeln. Schließlich würden die erwartbar steigenden staatlichen Ausgaben in Rüstung für sich beteiligende Unternehmen unter dem Strich auch Gewinne mit sich bringen. Ein Blick auf die Aktienkurse von Unternehmen wie der Düsseldorfer Rheinmetall AG bestätigt diese Annahme.
Ein weiteres Problem fehlender Investitionen würde durch Ratingagenturen verursacht, die beispielsweise nahe an Russland gelegene Länder grundsätzlich schlechter bewerten würden und es für die Finanzwelt so unattraktiver machen, in ihnen zu investieren – und das ungeachtet der Tatsache, ob sie NATO-Mitglieder seien oder nicht. Allerdings bewerten die drei großen Ratingagenturen Moody’s, Fitch und Standard & Poor’s die beiden Russland-Nachbarn Finnland und Estland immerhin mit Rankings der zweitbesten Kategorie.
„Verteidigung ist kein Kostenfaktor“
Besonders die europäische Verteidigungsindustrie steht unter Druck, ihre Kapazitäten auszuweiten, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Dennoch kämpfen kleinere Rüstungsunternehmen weiterhin mit Finanzierungslücken. Admiral Bauer fordert eine strategische Neuausrichtung bei der Verteidigung nicht mehr als Kostenfaktor, sondern als Investition wahrgenommen wird.
„Volkswirtschaften gedeihen nur in stabilen und sicheren Ländern“, so der NATO-Admiral. Er appellierte an die Finanzwelt, Verantwortung zu übernehmen und ihre Rolle in der kollektiven Verteidigung anzuerkennen – ein Aufruf, der angesichts der globalen Bedrohungen nicht ungehört bleiben sollte.
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