48 KAAN-Kampfjets für Indonesien – Türkei vor Milliardenvertrag

Ein spektakulärer Rüstungsdeal bahnt sich an: Indonesien hat schon länger Interesse am türkischen Mehrzweckkampfflugzeug KAAN; heute verkündete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, man habe dem Verkauf von 48 Flugzeugen mit der Option auf 12 weitere an Jakarta zugestimmt. Der potenzielle Vertragswert liegt bei rund zehn Milliarden US-Dollar. Für die Türkei wäre es der größte Exportauftrag ihrer Rüstungsgeschichte – und der erste Exportauftrag für das Prestigeprojekt KAAN-Kampfjet.

Der türkische KAAN-Kampfjet soll an Indonesien als ersten ausländischen Kunden verkauft werden. Geplant sind 48 Exemplare der türksichen Eigenentwicklung.
Der türkische Kampfjet KAAN soll an Indonesien als ersten ausländischen Kunden verkauft werden. Geplant sind 48 Exemplare der türksichen Eigenentwicklung.
Illustration: TAI

Die Türkei steht offenbar kurz davor, einen großen Rüstungsvertrag mit Indonesien abzuschließen. Das Interesse in Süd-Ost-Asien ist schon länger bekannt: Im April schlug Indonesiens Präsident Prabowo Subianto beim Staatsbesuch in Ankara eine indonesische Beteiligung am KAAN-Kampfjet vor. Damals war unklar, was Indonesien den Türken für den Fall einer Kooperation zu bieten hätte.

Auch zeigten sich die Indonesier als nicht besonders zuverlässig in einem anderen Projekt: Seit 2010 gibt es eine Beteiligung am südkoreanischen Kampfjetprojekt KF-21 „Boramae“, bei dem vereinbarte Zahlungen nicht erfolgten. Dennoch verfolgt der Inselstaat seit Jahren den Plan, seine alternde Luftflotte zu modernisieren. Dennoch überrascht der Kauf in der Türkei, da es neben der Beteiligung am südkoreanischen Projekt sehr unterschiedliche Flugzeuge bei den indonesischen Luftstreitkräften gibt. Das Land betreibt derzeit unter anderem ältere F-16-Modelle sowie russische SU-27 und Mirage 2000-5.

Präsident Erdoğan bestätigt Rüstungsdeal

Der Türkei scheint es jetzt gelungen, einen Verkauf spruchreif zu machen. „Im Rahmen des Abkommens“, erklärte der türkische Präsident heute auf der Plattform X, „das wir mit unserem befreundeten und brüderlichen Land Indonesien unterzeichnet haben, werden 48 KAAN-Kampfjets in der Türkei hergestellt und nach Indonesien exportiert.“

Der Umfang des möglichen Geschäfts soll zehn Milliarden US-Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren betragen und wäre demnach der größte Exportvertrag in der Geschichte der türkischen Verteidigungsindustrie. Als möglichen Ort der Vertragsunterzeichnung wurde das heute gestartete Indo Defence Expo & Forum genannt. Dort leitete der Präsident der türkischen Verteidigungsindustrie, Haluk Görgün, die letzten Vertragsverhandlungen für den Deal.

Indonesien & Türkei – Kooperation in Rüstung

Beide Länder – die Türkei und Indonesien – arbeiten bereits seit Längerem in Rüstungsfragen zusammen. Ein Beispiel dafür ist Modern Medium Weight Tank bezeichnete mittelschwere Panzer Kaplan MT bzw. Harimau (beides bedeutet in den jeweiligen Landessprachen „Tiger“. Der Panzer wurde gemeinsam vom türkischen Hersteller FNSS und dem indonesischen Hersteller Pindad entwickelt.

Auch andere gepanzerte Fahrzeuge, wie der ebenfalls auf dem Kaplan basierende Transportpanzer Kaplan APC werden bereits gemeinsam hergestellt. Neben dem Kauf des KAAN-Kampfjets möchte sich Indonesien auch am türkischen U-Boot-Projekt MILDEN beteiligen.

Prototyp des TAI TF-X (MMU) während des Roll- und Bodenlauftests am 17. März 2023. Anschließend wurde er in Kaan umbenannt.
Prototyp des TAI TF-X (MMU) während des Roll- und Bodenlauftests am 17. März 2023. Anschließend wurde er in Kaan umbenannt.
Foto: Dimir / Wikimedia.Commons / CC BY-SA 4.0

Sollte der Deal über 48 türkische KAAN-Jets kommen, könnten Teile der Produktion und Wartung lokal in Indonesien stattfinden. Für Jakarta stellt das einen wichtigen wirtschaftspolitischen Anreiz dar. Erdoğan erklärte dazu: „Bei der Herstellung des KAAN werden auch die lokalen Kapazitäten Indonesiens genutzt.“

Der türkische Kampfjet KAAN

Der KAAN-Kampfjet ist das bisher ambitionierteste Rüstungsprojekt in der Geschichte der Türkei. Entwickelt wird er vom staatlich geführten Unternehmen Turkish Aerospace Industries (TAI) und wird als Jet der fünften Generation konzipiert. Er soll sowohl Luftüberlegenheit als auch Bodenangriffe ermöglichen und mit moderner Tarnkappentechnologie, einem modularen Avioniksystem und leistungsstarken Sensoren ausgestattet sein.

Die Entwicklung des KAAN begann bereits 2010, und im Februar 2024 absolvierte der Jet seinen verspäteten Erstflug. Erste Serienmodelle für die türkische Luftwaffe sollen ab 2028 ausgeliefert werden. Langfristig soll das Flugzeug die F-16-Flotte der Türkei ersetzen. Ähnlich dem FCAS-Projekt soll der KAAN-Kampfjet auch für Manned-Unmanned Teaming (MUM-T) ausgelegt sein. Hier kommen insbesondere Drohnen der türkischen Hersteller TAI und Baykar ins Spiel.

Der türkische Kampfjet KAAN in der Draufsicht.
Der türkische Kampfjet KAAN in der Draufsicht.
Foto: TAI

Trotz des Optimismus bleiben Herausforderungen: Der KAAN-Kampfjet ist derzeit noch in der Entwicklungs- und Erprobungsphase. Serienreife Modelle werden frühestens 2028 erwartet – ein Zeitrahmen, der selbstverständlich auch für Indonesien gelten dürfte. Zudem ist unklar, wie schnell TAI die geplante Stückzahl produzieren kann, zumal auch die türkische Luftwaffe auf die Auslieferung wartet.

Dennoch: Internationales Interesse am KAAN-Kampfjet vorhanden

Die Türkei scheint mit dem KAAN ein Produkt geschaffen zu haben, das nach dem internationalen Erfolg von Drohnen auch in der bemannten militärischen Luftfahrt Käufer findet.

Der geplante Verkauf von 48 KAAN-Kampfjets an Indonesien markiert einen Meilenstein für die türkische Verteidigungsindustrie. Sollte der Deal in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar zustande kommen – und Indonesien zahlen – wäre dies nicht nur ein wirtschaftlicher Durchbruch für Turkish Aerospace, sondern auch ein Signal an andere Staaten: Die Türkei ist im globalen Rüstungsmarkt angekommen.

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