Die griechische Regierung sieht sich zunehmend mit geopolitischen Spannungen konfrontiert, insbesondere in der Ägäis und dem dortigen Dauerstreit mit Griechenlands Nachbar Türkei. Ein Nachbar, der trotz gemeinsamer NATO-Mitgliedschaft als potenzieller Feind gesehen wird und in den letzten Jahren durch sein erfolgreiches Drohnen-Programm Schlagzeilen machte.
Der Einsatz von Drohnen in Konflikten wie in der Ukraine hat gezeigt, wie effektiv und kostengünstig diese Waffensysteme sein können – ein Risiko, das Athen nicht ignorieren will. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis betonte, dass Griechenland mit einem modernen Abwehrschild sowohl die Luftverteidigung als auch die Sicherheit seiner Grenzen sicherstellen will. Bisher besteht die griechische Luftverteidigung aus Patriot-Systemen und alten sowjetischen S-300 Luftverteidigungssystemen – für die Bekämpfung von Drohnen viel zu teuer.
ESSI reicht den Griechen nicht
Zwar ist Griechenland – genau wie die Türkei – Mitglied der von Deutschland initiierten European Sky Shield Initiative (ESSI). Nur geht diese Initiative den Griechen nicht schnell genug. Mit Fokus auf die Abwehr von Drohnen will das Land für rund 1,5 Milliarden Euro ein eigenes System bereits in zweieinhalb Jahren einsatzbereit haben, wie die griechische Zeitung Protothema berichtet.
Der geplante Schutzschild soll auf einem Netzwerk aus Radaren, elektronischer Abwehrtechnologie und Interceptoren basieren, die potenzielle Bedrohungen frühzeitig erkennen und neutralisieren sollen. Dabei setzt Griechenland auf enge Zusammenarbeit mit Israel. Die Gespräche dazu würden bereits intensiv laufen, berichtet The Times Of Israel.
Auch wenn in manchen Medien von einem „griechischen Iron Dome“ die Rede ist, dürfte sich das System durch seinen Fokus auf Drohnenabwehr vom israelischen Original unterscheiden. Auch der potenzielle Angreifer Türkei setzt auf ein eigenes Luftverteidigungssystem nach israelischem Vorbild – zumindest der Wortwahl nach. Das Land baut derzeit eine „Stählerne Kuppel“.
(Wieder) Massive Investitionen in die Verteidigung
Parallel zur Drohnenabwehr investiert Griechenland insgesamt stark in seine Rüstungskapazitäten. Das im NATO-Vergleich ohnehin hohe Verteidigungsbudget wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich vergrößert, um die Streitkräfte zu modernisieren. Neben dem Kauf neuer Kampfjets wie den französischen Rafale und amerikanischen 35 stehen auch Investitionen in Marineschiffe und gepanzerte Fahrzeuge auf der Agenda.
Während 2024 rund 3,6 Milliarden Euro für Verteidigung ausgegeben wurden, sollen es im kommenden Jahr 6,1 Milliarden Euro sein. Die Steigerung des Etats ist allerdings keine Rekordsumme. In den Jahren 2021, 2022 und 2023 lag der griechische Verteidigungsetat mit 8,3 bzw. 8,75 und 7,73 Milliarden Euro höher – zeitweise über 4 Prozent des griechischen BIPs. Es ist also vielmehr eine Rückkehr zu einem Trend, der seit Längerem zu beobachten ist.
Sicherheit durch technologische Souveränität
Der Ausbau der Drohnenabwehr und die militärische Modernisierung in Griechenland insgesamt machen deutlich, dass das Land nicht nur auf Reaktion setzt, sondern proaktiv die eigene Verteidigungsarchitektur weiterentwickeln möchte. Damit sendet Athen ein klares Signal – auch über die ägäische Region hinaus.