Das Projekt System zur Weltraumüberwachung (SysWRÜbw) zeugt gleich in mehrfacher Hinsicht von einem gewissen Pioniergeist in der Bundeswehr – einerseits nimmt die militärische Weltraumüberwachung in Deutschland konkrete Gestalt an, andererseits geht man mit der Vorgehensweise „Bauen durch Dritte“ einen neuen Weg der Verfahrensbeschleunigung. Heute fand auf dem Truppenübungsplatz Heuberg bei Meßstetten in Baden-Württemberg das Richtfest statt.
Der Blick der Teilnehmer des heutigen Richtfestes auf dem Heuberg ging nicht nur über die Alb, sondern weit darüber hinaus – bis ins All. Denn hier errichtet die Bundeswehr ein hochmodernes Teleskopsystem zur Weltraumüberwachung. Was zunächst nach trockener Forschung klingt, hat strategische Tiefe: Es geht schließlich um die Souveränität im Orbit.
Herzstück der Anlage werden zwei leistungsstarke Teleskope sein, die zukünftig Objekte im erdnahen Orbit eigenständig aufspüren, verfolgen und klassifizieren sollen. Ausgewertet werden die Daten im Weltraumlagezentrum in Uedem. Hier werden Weltraumschrott, Annäherungen durch Satelliten oder mögliche Bedrohungen genau beobachtet. Neben den neuen Teleskopen wird die Bundeswehr auch über andere Datenquellen verfügen, wie beispielsweise ein Weltraumüberwachungsradar von Indra.
Weltraumteleskope – Bauen heißt Verteidigen
Den Auftrag zur Realisierung des SysWRÜbw hatte im vergangenen August die steep GmbH erhalten. Neben der Systemtechnik verantwortet das Unternehmen auch den kompletten Infrastrukturausbau.
„Dieses Projekt markiert für uns als Unternehmen einen Meilenstein“, erklärte Franz Tümler, Geschäftsführer der steep GmbH, im Rahmen seiner heutigen Rede auf dem Heuberg. „Mit unserer Arbeit an diesem System leisten wir nicht nur einen Beitrag zur technologischen Weiterentwicklung der Bundeswehr, sondern auch zur sicherheitspolitischen Handlungsfähigkeit Deutschlands im All.“
Das neue Teleskopsystem für die Bundeswehr wird im Modell „Bauen durch Dritte“ umgesetzt. Dieses Pilotverfahren kombiniert technische Entwicklung und bauliche Umsetzung in einem Gesamtvertrag. Ziel ist es, Schnittstellen zu reduzieren, Prozesse zu beschleunigen und die Realisierung effizienter zu gestalten. Dadurch soll auch vermieden werden, Bauverwaltung, Beschaffungsamt und Industrie sich gegenseitig die Verantwortung zu schieben.
Auge der Bundeswehr – Pilotprojekt „Bauen durch Dritte“
„Mit diesem Verfahren betreten wir Neuland“, erklärte Petra Müller, Projektleiterin bei steep. Sie sprach von einem neu gedachten Miteinander zwischen Auftragnehmern, Infrastruktureinrichtungen und dem Beschaffungsapparat der Bundeswehr.
Ein vernetztes Vorgehen, das auch personell sichtbar wird: Im Projektteam für das Teleskop auf dem Heuberg übernahm das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) erstmals auch operative Aufgaben, die sonst bei der Landesbauverwaltung lagen.
In engem Schulterschluss mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und der die bauausführenden Firma Rosenberger Bau GmbH entstand so ein durchgängiges Projektteam, welches von der Planungsphase bis zum heutigen Richtfest für das Auge der Bundeswehr an einem Strang zog.
Unabhängige Überwachung auf dem Heuberg
Deutschland will in der Lage sein, eigenständig den Orbit zu beobachten, zu bewerten und anschließend auf Bedrohungen reagieren können. Das System zur Weltraumüberwachung auf dem Heuberg bietet dazu einen weiteren Mosaikstein. Das Bauvorhaben in Meßstetten ist somit mehr als nur ein neues Bauprojekt. Es ist ein Schritt hin zu einem präzisen Blick ins All – für Deutschland und seine Partner.
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