Aktuell macht das Wort Kill-Switch in Bezug auf die F-35 die Runde. Die USA sollen dadurch in der Lage sein, ihre hochperformanten Fighter abzuschalten – aus der Ferne und gegen den Willen der eigentlichen Betreiber. Während die Bundeswehr sich in dieser Diskussion bisher zurück hält, meldet sich nun der Chef der Schweizer Luftwaffe, Divisionsgeneral Peter Merz, und nennt die Fakten, die für alle europäischen F-35-Käufer gelten.
„Es ist schier unerträglich, wie sich nun aufgrund der geopolitischen Entwicklungen all die Experten von neuem auf den F-35 einschießen, mit technischen Behauptungen fahrlässig um sich werfen, ohne wirklich eine Ahnung zu haben“, schreibt Divisionsgeneral Merz auf LinkedIn. Einige würden sogar fordern, aus der Beschaffung komplett auszusteigen, „ohne wirklich zu begreifen, was das wirklich bedeuten würde. Dass gewisse Kreise nun versuchen, den F-35 im zweiten Anlauf abzuschießen, weil sie es im ersten nicht schafften, ist ja offensichtlich und ziemlich billig.“
Dabei würden diese Kreise vollständig ignorieren, dass es zur F-35 aktuell keine Alternative gebe. „Wenn Sie sich den Markt mal anschauen, dann gibt es genau EIN einziges westliches Kampfflugzeug, das alle anderen mit Abstand und in jeder Hinsicht in den Schatten stellt und welches Potenzial für die nächsten 30 Jahre hat, nämlich der F-35!“, betont der Chef der Schweizer Luftwaffe. „Europa ist noch immer am Entwickeln von künftigen Kampfflugzeugen und liegt damit technologisch 20 bis 30 Jahre auf die USA im Rückstand. Ob Europa es je schaffen wird, ein 5. oder gar 6. Generations-Flugzeug zu bauen, muss erst noch bewiesen werden. Es ist also in unserem ureigensten Interesse, dass wir den F-35 beschaffen, denn es ist der einzige Flugzeugtyp, der heute und in naher Zukunft technologisch relevant sein wird. Alle anderen Kampfflugzeuge sind nicht nur qualitativ eindeutig unterlegen, sondern in Beschaffung und Betrieb auch teurer.“
Der Kill-Switch und die Abhängigkeit von den USA
Da es sich bei den F-35 um die modernsten Fighter weltweit handelt, ist natürlich auch entsprechende Hochtechnologie enthalten. „Zur Abhängigkeit: Alle westlichen Kampfflugzeuge verwenden bei den Match-entscheidenden Fähigkeiten amerikanische Technologien (z.B. Datalink, Freund-Feind-Erkennung, Crypto-Voice, GPS-Navigation)“, erläutert der Kommandant der Schweizer Luftwaffe. „So oder so ist Europa und sind auch wir beim Betrieb und bei der Weiterentwicklung der entscheidenden technologischen Bereiche von den USA abhängig, egal für welches westliche Kampfflugzeug wir uns entscheiden würden! Der schwedische GRIPEN zum Beispiel besteht zu großen Teilen aus amerikanischen Komponenten.“
Niemand käme auf die Idee, keine Updates seines iPhones oder der Microsoft-Produkte mehr zu machen, weil die USA einem damit Schadcode einpflanzen könnte. Niemand würde auf GPS verzichten (können), weder im zivilen noch im militärischen Bereich. Die Lebensrealität aller Europäer sei mit amerikanischen Technologien durchdrungen. Technologien, die sich natürlich auch in der F-35 finden, aber eben nicht ausschließlich dort.
F-35 – Die Wahrheit auch für die Bundeswehr
Divisionsgeneral Merz führt zudem ein wichtiges Argument an, das auch für die Bundeswehr gilt: „Unsere F/A-18 erreichen ihr baldiges Ende. Wir würden in eine Lücke ohne Flugzeuge hineinlaufen, und dies ausgerechnet in der gefährlichsten Zeit in Europa seit Jahrzehnten.“
In der deutschen Luftwaffe sind es zwar nicht die F/A-18, die ihr baldiges Ende erreichen, wohl aber die Tornados. Der Eurofighter verfügt nicht über die Fähigkeiten der F-35 – und das nicht nur in Bezug auf die Nukleare Teilhabe. Während die F-35 ein digitalisiertes Kampfflugzeug der neuesten Generation ist, kann der Eurofighter weder die vernetzte Operationsführung noch die Führung von unbemannten Systemen oder die Datengewinnung bzw. deren Austausch leisten, alles Selbstverständlichkeiten für die F-35. Dementsprechend nannte auch die deutsche Luftwaffe die Einführung des amerikanischen Kampfjets einen Game Changer.
Oberst Samuel Mbassa, Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 der deutschen Luftwaffe, hatte in einem Interview mit CPM Defence Network betont: „Die F-35 wird uns einen riesen Fähigkeitsgewinn bringen, da diese Plattform sehr viele Fähigkeiten auf sich vereint. Im Prinzip kann die F-35 das, was Tornados und Eurofighter können, nur zusammengefasst in einem System. Das Flugzeug ist also nicht nur neuer, sondern auch besser. Mit der F-35 kann man deutlich mehr Bereiche abdecken. Sowohl was den Luftkampf betrifft als auch Angriffe auf Bodenziele, diese Plattform vereint verschiedene Fähigkeiten in wunderbarer Weise. Hinzu kommt der Vorteil der quasi Nicht-Sichtbarkeit, zumindest für Radare.“
Alle diese Vorteile bietet die F-35. Und nur die F-35. Auch der Schweizer Luftwaffenchef hebt hervor: „Meine europäischen Homologen mit F-35 (plus USA, Kanada, Israel) sagen ganz klar: Es gibt keine Alternative zum F-35! Die kürzlichen Einsätze von F-35 in Israel oder an der Grenze zur Ukraine zeigen eindrücklich, wie fähig, überlegen und entscheidend dieses Flugzeug bei der Abwehr, im Angriff, bei der Frühwarnung und der Informationsbeschaffung ist. Die Flugzeugbereitschaft ist hervorragend und das Flugzeug erfüllt die Anforderungen voll und ganz gemäß Spezifikationen.“
Unabhängigkeit in Europa
Zudem hebt Divisionsgeneral Merz hervor: „Wir werden unsere F-35 autonom betreiben können und beschaffen eine Logistik, die den autonomen Betrieb über sechs Monate ermöglicht.“ Es wird also die Ressourcen in Europa geben, unter anderem mit der Wartung und Teilendmontage in der Schweiz sowie Fertigungskapazitäten in Deutschland durch Rheinmetall.
Und schließlich gelte es der Wahrheit ins Auge zu sehen. Einer Wahrheit, die nicht nur für die Schweiz, sondern auch für Deutschland und alle anderen europäischen F-35-Kunden gilt. „Ein Ausstieg der Schweiz würde eine totale Destabilisierung unserer aktuell begonnenen Ausrichtung auf die Verteidigung bedeuten, und dies in einer Zeit, wo wir sowieso viel zu langsam und zu zögerlich unterwegs sind und dringendsten Handlungsbedarf hätten“, betont der Schweizer Luftwaffenchef. „Die USA sind für uns Luftwaffe seit Jahren ein verlässlicher Partner. Die Schweizer Luftwaffe betreibt seit den 70er Jahren erfolgreich amerikanische Kampfflugzeuge. Wir haben keine Anzeichen, dass diese Zusammenarbeit nicht so weitergehen könnte. Ein Ausstieg würde nicht Präsident Trump oder die USA bestrafen, sondern wir uns selbst. Wir stellten uns selbst ins sicherheitspolitische Offside.“
Man solle schließlich nicht vergessen, wer der wahre Aggressor, wer der Angreifer ist, der mit seiner Expansionsbestrebung den Krieg nach Europa getragen hat. „Wenn in Europa gegenüber einem östlichen großen Aggressor etwas einen klar überlegenen Gegenpol darstellen kann, dann sind es die künftig über 800 in Europa stationierten F-35“, betont Divisionsgeneral Merz. „Die Schweiz als Nicht-Bündnis-Partner der USA sollte sich glücklich schätzen, dass wir diese Technologie überhaupt anvertraut bekommen.“
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