F-35 Nuklearwaffen-Integration abgeschlossen

Einer der wichtigsten Pfeiler der NATO ist die Abschreckung. Ein Teil davon ist die nukleare Teilhabe. Dieses ist ein Konzept innerhalb der Abschreckungspolitik der NATO, das Mitgliedstaaten ohne eigene Nuklearwaffen in die Zielplanung und in den Einsatz (Verbringung) der Waffen durch die NATO einbezieht. Wozu die Nuklearwaffen-Integration in ein Waffensystem nötig ist. Dies gilt auch für Deutschland. Hier waren die TORNADO-Flugzeuge der Bundeswehr für diesen Auftrag entsprechend ausgerüstet.
Testabwurf der B61-12 von einer F-35 aus. Sollte die Waffe jemals zum Einsatz kommen, wird sie entweder durch Schwerkraft oder durch gelenkte Abwürfe aus der Luft abgeworfen. (Foto: DOD's F-35 Joint Program Office)
Testabwurf der B61-12 von einer F-35 aus. Sollte die Waffe jemals zum Einsatz kommen, wird sie entweder durch Schwerkraft oder durch gelenkte Abwürfe aus der Luft abgeworfen.
Foto: DOD's F-35 Joint Program Office

Aber die nukleare Teilhabe kann nur funktionieren, wenn die Glaubwürdigkeit dahinter auch real ist und durch den Gegner entsprechend akzeptiert bzw. eingeschätzt wird.

Jetzt berichten US-amerikanische Medien, dass das Lockheed Martin F-35 Flugzeug nach einer erfolgreichen Nuklearwaffen-Integration für diesen Einsatz zertifiziert ist. Daran beteiligt waren das integrierte F-35 Joint Program Office, Lockheed Martin, Sandia National Laboratories und das 412th Test Wing, Edwards Air Force Base (461FLTS), 53rd Wing (422 TES) und das Air Force Operational Test and Evaluation Center Det 6 United Operational Test Team (UOTT). All diese Kräfte waren für die Taktik- und Abwurftests notwendig.

Damit ist offiziell die Lockheed Martin F-35 Lightning II das erste Kampfflugzeug der 5. Generation – und der STEALTH-Flugzeuge – die als Träger einer Nuklearwaffe zertifiziert ist. Damit gilt der Tarnkappenjäger F-35A Lightning II nun als „dual-fähige“ Plattformen, die sowohl in der konventionellen als auch in der nuklearen Kriegsführung eingesetzt werden können. Die Zertifizierung soll laut den US-Medien bereits am 12. Oktober 2023 vorliegen. Zertifiziert wurde bei der Nuklearwaffen-Integration der Einsatz der nuklearer Schwerkraftbomben B61-12.

Die B61-Kernwaffe ist eine Wasserstoffbombe, die als Freifallbombe mit einer variablen Sprengkraft konstruiert wurde. Sie wurde 1968 in Dienst gestellt. Die technische Weiterentwicklung der thermonuklearen Atombomben B61-12 begann bereits 2012 als Teil eines Programms der sogenannten  der US-Atomwaffen. Nach erfolgreichen Tests startete die Serienproduktion der B61-12 im Mai 2022. Insgesamt sollen 400 Bomben umgerüstet werden. 100 davon werden nach der Nuklearwaffen-Integration in Europa stationiert.

Die B61-12 soll dann im Zuge der Nuklearwaffen-Integration die älteren Modelle der B61-Atombombe ersetzen. Als neuartige „Smart“-Bombe soll sie einige Eigenschaften der vorherigen Modelle behalten und den nuklearen Sprengsatz erhalten, aber sonst eine Reihe von neuen Eigenschaften wie Lenkfähigkeit und verbesserte Präzision haben.

Ausgestattet mit einem Raketenmotor, einem beweglichen Heckteil und einem Navigationssystem mit kann die neue Bombe nicht nur als eine ballistische Freifallbombe sondern auch als steuerbare Waffe eingesetzt werden. Sie soll eine hohe Abschusswahrscheinlichkeit und eine Zielgenauigkeit von nur 30 Metern haben.

Die herkömmlichen B61-Atombomben hatten bereits eine wählbare Sprengkraft von 0,3, 1,5, 10 und 50 bzw. 170 Kilotonnen TNT-Äquivalent. Die neue Bombe wird auch vier Optionen anbieten, jedoch maximal 45 Kilotonnen Sprengkraft entfalten können. Außerdem kann sie als „Bunker-Buster“ mehrere Meter in das Erdreich eindringen und somit trotz geringerer Sprengkraft gezielt gegen tief liegende Bunker eingesetzt werden können. Die F-35A kann zwei dieser B-61-12 Bomben intern mitführen.

Blick in die beiden internen Ladebuchten der F-35 mit jeweils einer B61-12. (Foto- Los Alamos National Laboratory)
Blick in die beiden internen Ladebuchten der F-35 mit jeweils einer B61-12.
Foto: Los Alamos National Laboratory

In den USA können nun neben der F-35A auch F-15E, F-16-Jäger, F-117 und der B-2 Bomber (seit Dezember 2023) den nuklearen Auftrag ausführen. In Deutschland werden die Tarnkappenjäger die Rolle von den TORNADOs komplett übernehmen. Die Fähigkeit ist bei den F-35 vom Erhalt des vollständigen Block-4-Upgrade-Pakets abhängig.

Es gibt Hinweise, dass China seinen J-20-Tarnkappenjäger zur nuklearen Angriffsfähigkeit aufrüstet, und Russland den Tarnkappenjäger Su-57.

Die oben schon abgesprochenen rund 100 taktische Atombomben des Typs B61 aus den USA, werden in Europa mit den NATO-Verbündeten Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden und der Türkei geteilt. Mit Ausnahme der Türkei werden alle diese Länder die F-35 in ihr Arsenal übernehmen, oder haben bereits damit begonnen. Damit würden alle dank des Block-4-Ugrades auch zur Nutzung der atomaren Abschreckung befähigt.

André Forkert

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