Synergien zwischen militärischer und ziviler Forschung zu fördern, ist eines der Anliegen, dem die Forscher der Bundeswehr in einer überhohen Lagerhalle nachgehen. Noch ist der Umbau nicht abgeschlossen. Stahlträger werden eingezogen, Plattformen, Labors und Abstellkammern eingerichtet. Auf einer Seite soll die Halle ihre Höhe behalten, um auch Indoor-Drohnenflüge zu ermöglichen.
An Drohnen wird in Erding längst geforscht. Zivile Drohnen – oft aus China – stehen in den Regalen. Im Labor schrauben Techniker an Anbauteilen; analysieren, was mit vorhandener Technik möglich und was militärisch brauchbar ist. Die Halle, die einmal das Herzstück des Bundeswehr-Innovationszentrums bilden soll, liegt gleich hinter dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeb) – auch so eine gut nutzbare Synergie. Genau wie der nahgelegene ehemalige Fliegerhorst Erding und zahlreiche Freiflächen, die sich für die Erprobung unterschiedlichster Innovationen eigen.
Doch noch längst ist nicht alles fertig im neuen Innovationszentrum der Bundeswehr. Handwerker tragen Wandelemente in einen zukünftigen Empfangsraum – Schnittstelle für die Innovationskraft außerhalb der Streitkräfte. Der Standort bei München ist klug gewählt. In Bayern gibt es neben der Bundeswehr Universität München auch viele innovative Start-ups, die vom Austausch mit der Bundeswehr profitieren können.
Ein Innovationszentrum auch an der Küste
Da die Bayern zwar viel haben, Salzwasser in ausreichender Menge jedoch nicht dazu gehört, bemüht man sich in Schleswig-Holstein ebenfalls darum, ein Stück vom Innovationskuchen abzubekommen. Hier schrieb der Landeswirtschaftsminister, Claus Ruhe Madsen, jüngst an Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, er wolle ein vergleichbares Innovationszentrum der Bundeswehr in Schleswig-Holstein beheimaten. Für maritime Fragen versteht sich.
„Ich bin überzeugt“, so Minister Madsen, „dass wir im Schulterschluss mit dem Verteidigungsministerium und der Bundeswehr die Innovationsfähigkeit der Marine sowie der maritimen Wirtschaft und deren Zulieferer wesentlich stärken können. Vor allem die Kieler Förde mit ihren Unternehmen und Einrichtungen bietet dafür ein ideales Umfeld.“
In Erding ist man derweil schon weiter. Das geplante Innovationszentrum wird schon bald eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen, nicht nur in den Bereichen Luft- und Raumfahrt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Forschung und Entwicklung neuer Technologien, welche die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr generell verbessern sollen.
Im benachbarten WIWeb werden neue Stoffe für Kampfbekleidung getestet und entwickelt. Mit 3D-Körperscannern – die heute auch im Innovationszentrum stehen – konnten Soldatinnen und Soldaten exakt vermessen werden. Eigene Passformen für bequeme und schützende Bekleidung bleibt das Ziel. Im Innovationszentrum forscht man bereits an Sensoren für Kampfbekleidung, die Vitaldaten in Echtzeit erfassen und übermitteln. Puls, Körpertemperatur und Schweißfluss als Entscheidungsgrundlage für Gruppenführer im Gefecht. (Mehr dazu auch im bald erscheinenden Sonderheft zur Enforce Tac in Nürnberg).
Durch die enge Zusammenarbeit mit externen Partnern, darunter Start-ups und Forschungseinrichtungen, sollen innovative Ansätze identifiziert und in militärische Anwendungen überführt beziehungsweise weiterentwickelt werden. Eine große Aufgabe. Doch auch eine bedeutende Aufgabe, wenn man an die ukrainische Innovationsgeschwindigkeit in seit Ausbruch des Krieges 2014 denkt. Mit der Gründung des Innovationszentrums in Erding setzt die Bundeswehr daher ein klares Zeichen für ihre Zukunftsorientierung.
Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!
Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen:
