Schützenpanzer PUMA VJTF meistern Gefechtsübung

Der Schützenpanzer (SPz) PUMA leitete nicht weniger als einen Paradigmenwechsel für die Panzergrenadiertruppe der Bundeswehr ein. Das ist wenig überraschend, da er ein mittlerweile über 50 Jahre älteres Waffensystem, den Schützenpanzer MARDER, sukzessive ersetzt. Obgleich diese altbewährten Schützenpanzer an unterschiedlichen Stellen noch gute Dienste leisten, muss konstatiert werden, dass er sich hinsichtlich Schutz, Mobilität und Feuerkraft mit heutigen Leistungsparametern schwertut. In diesem Beitrag aus unserem Magazin cpmFORUM schaut die Truppe genauer auf die Veränderungen, die mit dem PUMA VJTF einziehen.

Einsatzbereit und siegfähig: Schützenpanzer PUMA VJTF nähern sich ihrem Verfügungsraum an. Dank der neuen Lenkflugkörper SPIKE LR, verschossen aus dem rechts am Turm integrierten Panzerabwehrsystem MELLS, können auch feindliche Kampfpanzer mit dem modernsten Schützenpanzer treffsicher vernichtet werden. Foto: Bundeswehr / Marco Dorow
Einsatzbereit und siegfähig: Schützenpanzer PUMA VJTF nähern sich ihrem Verfügungsraum an. Dank der neuen Lenkflugkörper SPIKE LR, verschossen aus dem rechts am Turm integrierten Panzerabwehrsystem MELLS, können auch feindliche Kampfpanzer mit dem modernsten Schützenpanzer treffsicher vernichtet werden.
Foto: Bundeswehr / Marco Dorow

Da die Einführung des SPz PUMA noch nicht abgeschlossen und der MARDER nach wie vor in der Nutzung ist, wird er durch die Bundeswehr weiterhin eingesetzt, sei das im Inland oder in NATO-Verpflichtungen wie der Enhanced Forward Presence (EFP) in Litauen. Die MARDER, die an die Ukraine abgegeben wurden, werden dort im realen Kampfeinsatz in hohen Intensitäten eingesetzt.

Einen einfachen Start hatte der Schützenpanzer PUMA, der auch dem Namen nach näher an den Kampfpanzer herankommt, mit dem er regelmäßig gemeinsam eingesetzt wird, nicht. Immer wieder kam es zu Kritik, zuletzt im Dezember 2022, als in Presse und Öffentlichkeit Begriffe wie „Totalausfall“ und „Lotteriespiel“ im Zusammenhang mit der Einsatzbereitschaft und Resilienz des PUMA Einzug hielten.

18 von 18 Raubkatzen in ihrer modernsten Ausführung (VJTF, benannt nach der Very High Readiness Joint Task Force, der sogenannten „Speerspitze“ der NATO Response Force, NRF) waren offenbar im Zuge eines Übungsplatzes ausgefallen. 2023 befinden sich zwei Kompanien des Panzergrenadierbataillons 112 als Teil der VJTF in der höchsten Einsatzbereitschaftsstufe „Stand By“, um im Falle eines Abrufs innerhalb von 48 bis 72 Stunden bereit zu sein, dorthin verlegt zu werden, wo die Truppe benötigt wird.

Kurz nach dem Jahreswechsel musste die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht bekanntgeben: Der MARDER springt ein. Der PUMA – nicht das erste Mal mit negativen Schlagzeilen in der Presse – war angezählt. Es folgte ein Schlagabtausch zwischen Industrie und Bundeswehr, wer verantwortlich sei für die zahlreichen Ausfälle. Im Hintergrund begann bereits das, was dem PUMA wieder Erfolge verschaffen würde: die gemeinsame Arbeit an Lösungen.

Im Juni 2023 führte die Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ aus Cham zusammen mit ihren Verbänden einen großen Übungsplatzaufenthalt zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft im niedersächsischen Bergen durch – genannt „Grantiger Löwe 2“. Mit dabei war auch eine Kompanie vom Panzergrenadierbataillon 112 aus Regen, das Bataillon also, bei dem es auch im Dezember 2022 zu den erwähnten Ausfällen gekommen war.

Nach hoher und insbesondere durchgängiger Belastung der Schützenpanzer PUMA VJTF mit Märschen, Gefechtsdienst, Schießübungen und dem Leben im Felde im Verfügungsraum, alles bei extremer Hitze und der staubigen Lüneburger Heide, konnten alle 14 Schützenpanzer der übenden Kompanie zum großen Finale, dem Kompaniegefechtsschießen, antreten und hielten durch. Zufall war das nicht: Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Verbesserte Einsatzbereitschaft durch Zusammenarbeit mit den Herstellern

Vor der Bestandsaufnahme muss noch klargestellt werden, um welchen Schützenpanzer PUMA es eigentlich geht. Dieser wird innerhalb der Bundeswehr momentan in zwei Ausführungen, beziehungsweise Versionen, eingesetzt. In Zukunft (damit sind auch alle momentan laufenden oder bereits beschlossenen Nachbeschaffungen gemeint) wird es eine einheitliche dritte Version geben. Diese ist zum jetzigen Zeitpunkt aber in noch keinem Verband der Bundeswehr im Einsatz. PUMA SO, das ist die sogenannte „Serienversion“, also alle Schützenpanzer PUMA in der Bundeswehr, die nicht in der VJTF-Konfiguration vorliegen.

Der PUMA VJTF – von dem es genau 40 Stück gibt – wird seit 2019 nur beim Panzergrenadierbataillon 112 in Regen im Bayerischen Wald eingesetzt. Er stellt eine Zwischenversion von S0 auf dem Weg zur avisierten einheitlichen Zielkonfiguration PUMA S1 dar. Der PUMA VJTF, benannt nach der schnellen Eingreiftruppe der NATO, in der er zum Einsatz kommen sollte, ist jener Panzer, um den es im Dezember 2022 und nunmehr auch im Juni 2023 auf der Übung „Grantiger Löwe 2“ ging.

Sozusagen ein Meilenstein auf dem Weg vom S0 zum S1 stellt der PUMA VJTF dar. Darüber hinaus ist es genau dieser PUMA VJTF, dem nach zahlreichen Feldtests im Frühjahr 2021 im niedersächsischen Bergen die Einsatztauglichkeit bescheinigt wurde. Der PUMA S0 hat sie nie bekommen – er ist noch nicht mit den Lenkflugkörpern MELLS ausgestattet, nutzt, anders als der PUMA VJTF, keinen Digitalfunk, weist Unterschiede beim Führungssystem auf (die ihn dahingehend inkompatibel mit dem PUMA VJTF machen) und hat auch in Sachen Optroniken einen Nachteil gegenüber der neueren Version.

Der PUMA VJTF besitzt bereits etwa 90 % der Features, die der PUMA S1 haben wird. Auch die Führungssysteme der beiden werden kompatibel sein. All das erklärt das höhere Interesse am PUMA VJTF und dem Panzergrenadierbataillon 112 aus Regen, das ihn bisher als einziger Verband einsetzt, im Gegensatz zu anderen Verbänden, die bisher noch ausschließlich den PUMA S0 – ein in weiten Teilen einfach anderes Fahrzeug – verwenden können.

14 Schützenpanzer PUMA VJTF der 4. Kompanie Panzergrenadierbataillon 112 im Juni 2023 auf dem Truppenübungsplatz Bergen bei der Übung „Grantiger Löwe 2“, unmittelbar vor dem Höhepunkt – einem Gefechtsschießen. Die Panzer waren in der Vorwoche bereits stark beansprucht worden und haben sich bewährt. Foto: Bundeswehr / Hunger
14 Schützenpanzer PUMA VJTF der 4. Kompanie Panzergrenadierbataillon 112 im Juni 2023 auf dem Truppenübungsplatz Bergen bei der Übung „Grantiger Löwe 2“, unmittelbar vor dem Höhepunkt – einem Gefechtsschießen. Die Panzer waren in der Vorwoche bereits stark beansprucht worden und haben sich bewährt.
Foto: Bundeswehr / Hunger

Ein Ausfluss aus der Nachbetrachtung der Ausfälle der PUMA VJTF im Dezember 2022 waren zahlreiche Nachrüstungsmaßnahmen, genannt „Härtungsmaßnahmen“ der bestehenden Fahrzeuge, die abgeschlossen wurden, bevor das Panzergrenadierbataillon 112 im Juni 2023 auf den Brigadeübungsplatz verlegte. Unter anderem wurde bei der Kraftstoffversorgungsanlage und bei der Software nachgebessert, welche umfassende Updates erhielten.

Diese und andere neuralgische Punkte, die im Rahmen einer minutiösen tech nischen Fehlerquellensuche ermittelt worden waren, konnten ein halbes Jahr später somit „gehärtet“ werden. Dazu gehörte auch der Austausch von zahlreichen in der Vergangenheit oft störanfälliger CAN-Knoten (Controller Area Network; die Knoten dienen quasi als Steuergerät in einem CAN-Netzwerk und reduzieren die Menge an Kabelbäumen). Dies hat bereits auf dem Übungsplatz „Grantiger Löwe 2“ die Durchhaltefähigkeit und eine daraus resultierende verbesserte Einsatzbereitschaftslage der PUMA VJTF erzeugt.

Erfolgreiche Überprüfung des Logistischen Konzepts für den PUMA VJTF

Zum ersten Mal mit dem Schützenpanzer PUMA wurde auf dem „Grantigen Löwen 2“ auch das komplette logistische Konzept über alle vier Ebenen – inklusive der Schaffung und des Einsatzes einer Großgerätereserve – abgebildet und geübt.

Die verschiedenen logistischen Ebenen, von der Bergung ausgefallener Fahrzeuge aus dem unmittelbaren Gefechtsfeld durch Bergepanzer des Bergetrupps, über den Brigadeversorgungspunkt (Brigade Support Area, BSA) mit den Instandsetzern vom Versorgungsbataillon 4 aus Roding und schlussendlich der sogenannten „Logistischen Basis im Einsatzland“, bemannt durch verschiedene Bataillone vom Logistikregiment 1 aus Burg, konnten somit alle für ein Panzergrenadierbataillon relevanten Ebenen abgebildet werden. Bei Bedarf stand auch die Industrie als permanente parallele Unterstützung bereit.

Hatte ein PUMA einen so großen Schaden, dass er für mehr als sechs Stunden absehbar instandgesetzt werden musste, so konnte der Bataillonskommandeur über die Division einen neuen PUMA VJTF aus der Großgerätereserve anfordern, die sich ebenfalls bei der Logistischen Basis befand. Normalerweise wäre diese etwa 80 bis 100 Kilometer von der Front entfernt.

Für die Übung mit dem PUMA VJTF wurde sie zumindest in eine Kaserne verlegt, in der sich nicht auch gleichzeitig der Brigadeversorgungspunkt befand, sodass Vorlaufzeiten und Transporte realistischer dargestellt werden konnten. Durch den Einsatz der Großgerätereserve entsteht ein Kreislauf, um die Einsatzbereitschaftslage an der Front stetig konstant zu halten: Ausgefallene oder beschädigte Fahrzeuge werden abgesteuert, es kommen wieder instandgesetzte Fahrzeuge zurück.

Beim Auftreten von kleineren Schäden, die schneller wieder behoben werden können, spielt sich diese Kette ebenfalls am Brigadeversorgungspunkt ab. Dieser ist nur etwa 15 bis 20 Kilometer von der Front entfernt.

InstandsetzungsmaßnahmeaneinemSchützenpanzerPUMA,imgezeigten Fall wird ein Triebwerk mithilfe des Krans eines Bergepanzers getauscht. Solche Arbeiten würden auch noch im Brigadeversorgungspunkt erfolgen können. Im Anschluss geht es für das Gefechtsfahrzeug zurück in den Kampf. Foto: Bundeswehr
InstandsetzungsmaßnahmeaneinemSchützenpanzerPUMA,imgezeigten Fall wird ein Triebwerk mithilfe des Krans eines Bergepanzers getauscht. Solche Arbeiten würden auch noch im Brigadeversorgungspunkt erfolgen können. Im Anschluss geht es für das Gefechtsfahrzeug zurück in den Kampf.
Foto: Bundeswehr

Die tatsächliche Darstellung einer Großgerätereserve musste geübt werden, da dies einerseits die Einsatzbereitschaftslage der PUMA verbessert hat, sich aber auch neue Herausforderungen auftaten, mit denen man jetzt besser umgehen kann. Wohin mit der Besatzung der abgesteuerten Fahrzeuge? Wo und wann werden die aus der Großgerätereserve gelieferten Schützenpanzer wieder von den IT-Feldwebeln bespielt (d. h. Installation von Kartenmaterial und Mission, aber besonders Frequenzen, um überhaupt mit anderen Fahrzeugen kommunizieren zu können)?

Diese und viele andere Fragen konnten im Laufe des „Grantigen Löwen 2“ geklärt werden, sodass nun mehr Handlungssicherheit besteht. Gut ausgebildetes und ausreichend verfügbares IT-Fachpersonal ist hierbei unumgänglich, denn es geht auch um den Faktor Zeit. Das Aufspielen notwendiger Inhalte auf einen aus der Großgerätereserve gelieferten PUMA sollte nicht länger als eine Stunde in Anspruch nehmen – das funktioniert nur dann, wenn alle Akteure wissen, was sie tun.

Vom Meldeblock zu Sitaware – Tacnet, Frontline und Headquarters

Der Schützenpanzer PUMA VJTF hat nicht nur im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem PUMA S0, eine Fähigkeit zur Vernichtung von Kampfpanzern und bessere Optroniken hinzugewonnen, sondern auch Verbesserungen beim Funk und beim digitalen Führungssystem. Das ist wichtig, denn den PUMA haben von Anfang an nicht nur seine bessere Motorisierung und seine vollstabilisierte Waffenanlage dem Schützenpanzer MARDER gegenüber überlegen gemacht, sondern auch seine digitalen Führungssysteme, die benötigt werden, um auf den Gefechtsfeldern der Zukunft bestehen zu können.

Der PUMA VJTF hat andere Antennen als der PUMA S0 – drei statt einer – und ist damit neben der MELLS links in Fahrtrichtung am Turm eindeutig und auf den ersten Blick von diesem zu unterscheiden. Das dazugehörige Digital- und Kryptofunkgerät ist im Magazin verbaut und wird durch ein Bedienelement im hinteren Kampfraum von der Besatzung gesteuert. Zusätzlich hat der PUMA VJTF noch ein SEM 90 verbaut, um mit Fahrzeugen der Bundeswehr, die noch keinen Digitalfunk verwenden, kompatibel zu sein.

Ebenso wie beim PUMA drei unterschiedliche Ausführungen gemeint sein können (S0, VJTF, S1), muss bei der Verwendung des Begriffs SitaWare zwischen drei Elementen differenziert werden. SitaWare TacNet, SitaWare Fontline und SitaWare Headquarters/HQ – alle drei sind SitaWare, alle drei sind Battle Management Systems (BMS). Es bietet sich also an, nicht von SitaWare zu sprechen, sondern von TacNet, Frontline, oder HQ, um hinreichend genau zu sein.

TacNet ist das Führungssystem, welches auf den einzelnen Schützenpanzern PUMA VJTF zum Einsatz kommt. Auf Führungsfahrzeugen eines Panzergrenadierbataillons und dem Gefechtsstand hingegen läuft Frontline. Brigadegefechtsstände und aufwärts arbeiten hingegen mit HQ.

Das ist nicht willkürlich so: TacNet und Frontline sind eher für die Lagefestellung im laufenden Gefecht optimiert, HQ für die Planung und für Befehlsausgaben. Operationspläne lassen sich besser und intuitiver mit HQ erstellen und anschließend auf Frontline übertragen, als anders herum. Über TacNet kann der Kompaniechef (und wer sonst noch an das System angebunden ist), die Eigenpositionen seiner Manöverelemente in Echtzeit verfolgen: Hiermit ist das sogenannte „Blue Force Tracking“ gemeint.

Verschiedene Systeme bergen die Herausforderung, verschiedene Bedienoberflächen zu haben. Diese Unterschiede sind bei TacNet, Frontline und HQ vorhanden, aber nicht so umfangreich, als dass man sie nicht mit Ausbildung überwinden könnte. Problematischer kann es bei den Schnittstellen aussehen, also der Frage, ob die drei Systeme automatisch miteinander kommunizieren und ihre Daten mit den jeweils anderen teilen. Das war bisher noch nicht ohne Weiteres der Fall, lässt sich aber mit ein wenig Improvisation erzielen.

Zudem konnte auf dem Übungsplatz „Grantiger Löwe 2“ erreicht werden, dass zum Beispiel TacNet die Eigenpositionen der Schützenpanzer und auch der abgesessen kämpfenden Trupps automatisch und in Echtzeit auf Frontline übertrug. Damit aber auch der Bataillonsgefechtsstand diese Daten empfing, musste mit einem zusätzlichen Funkgerät „improvisiert“ werden. Das Versenden von Lagefeststellungen (also bereits interpretierte und zusammengefasste Informationen zu Art, Stärke und Verhalten von feindlichen und eigenen Kräften) von Frontline zu Frontline war per Funk ebenfalls möglich.

Leider gibt es hierfür noch keine automatische Schnittstelle zu HQ. Dafür kam eine „Drehstuhlschnittstelle“ zum Einsatz – ein Bediener auf dem Brigadegefechtsstand überträgt die Informationen einfach händisch von einem mit Frontline be spielten Computer auf sein HQ Lagebild. Somit kommen alle Führungsebenen ohne größeren Verzug an das aktuelle Lagebild. An einer automatischen Schnittstelle wird noch gearbeitet.

Der Panzergrenadierzugführer führt seine digitale Lagekarte mit dem MX50, dem einklappbaren Monitor im Brustbereich. Für die Führung der Lagekarte wird innerhalb des Zuges TacNet benutzt. Foto: Bundeswehr / Maximilian Schulz
Der Panzergrenadierzugführer führt seine digitale Lagekarte mit dem MX50, dem einklappbaren Monitor im Brustbereich. Für die Führung der Lagekarte wird innerhalb des Zuges TacNet benutzt.
Foto: Bundeswehr / Maximilian Schulz

Um auch außerhalb von Übungsplatzaufenthalten handlungssicher im Umgang mit SitaWare im PUMA VJTF zu werden, hat der Kommandeur der Panzerbrigade 12, Brigadegeneral Andreas Kühne, die Nutzung von SitaWare HQ im Grundbetrieb angewiesen. Denn auch Lageinformationen z. B. zu Ausbildung und Einsatzbereitschaft lassen sich mit dem System pflegen und übertragen.

Der PUMA VJTF – Siegfähigkeit und Informationsüberlegenheit

Die Gefechtsfelder der Zukunft werden immer schneller und mobiler. Der aktuelle Krieg in der Ukraine beweist dies täglich. Mit dem PUMA VJTF (und in naher Zukunft mit dem S1) hat die Panzergrenadiertruppe ein Hauptwaffensystem, das diesen Herausforderungen gewachsen ist. Durch die Aufrüstung mit MELLS sind auch Kampfpanzer keine unüberwindbaren Hürden mehr für den Schützenpanzer.

Doch seine volle Wirkkraft entfaltet er beim digitalen Führungssystem. Während früher noch bis tief in die Nacht zahlreiche Kompaniechefs, Zugführer und Panzerkommandanten in Handarbeit Operationspläne von Kartenwänden auf ihre eigenen Handkarten abgepaust haben, werden diese heute einfach verschickt.

Dazu muss man nicht einmal das schützende Fahrzeug PUMA VJTF verlassen, oder bei Dunkelheit durch unbekanntes Gelände fahren, um einen Gefechtsstand zu finden. Selbst wenn Sendeverbot herrscht, um durch feindliche Elektronische Kampfführung nicht aufgeklärt zu werden, wird Zeit gespart: Ein Melder mit USB-Stick ersetzt hier das Abmalen der Informationen auf den angesprochenen Kartenbrettern.

Musste, nachdem alle Führungskräfte ihre Operationspläne empfangen hatten, noch etwas geändert werden, so hätten alle wieder zum Gefechtsstand kommen müssen. Heute könnte man Grenzen auf der Karte verschieben, neue Angriffsrichtungen befehlen, angelegte Minensperren eintragen – per Knopfdruck und sofort für alle verfügbar, auch, wenn sie 20 Kilometer entfernt in ihrer Stellung stehen. Befehlsausgaben einer VJTF PUMA-Kompanie sind heute anders, als wir sie noch kennen.

Es gilt für alle Führer auf allen Ebenen, für diesen technologischen Wandel offen zu sein und dies gezielt in eine Überlegenheit auf dem Gefechtsfeld zu transferieren. Hierzu gilt es, zu adaptieren und auch über standardisierte Durchgänge in den zentralen Ausbildungseinrichtungen des Heeres nachzudenken. Hierzu hat die Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ erste Überlegungen angestellt. An dieser Stelle wird nun der Bogen zum eingänglichen Zitat geschlagen. Den PUMA als Schützenpanzer, der bereits alle technologischen Voraussetzungen in sich vereint, um für die Zukunft gewappnet zu sein, sollte man nicht unterschätzen.

Auf kurze Sicht hat er an der einen oder anderen Stelle vielleicht zu viele Vorschusslorbeeren bekommen, zumal seine digitalen Führungssysteme noch nicht in der Breite in den Kampftruppen der Bundeswehr eingesetzt werden und damit noch Synergieeffekte ausbleiben. Ausfälle und technische Probleme, die nicht unterschlagen werden sollen, lassen sich beheben, Ausbildungsdefizite können geschlossen werden. Auf dem „Grantigen Löwen 2“ wurde gezeigt, dass mit Ausbildung, logistischen Konzepten und der engen Zusammenarbeit mit der Industrie eine hohe Einsatzbereitschaftslage der Gefechtsfahrzeuge erreicht werden kann.

Beim Panzergrenadierbataillon 112 in Regen wird man weiter auf diesem Erfolgsweg bleiben. Mittlerweile führt hier jede Kommandantin und jeder Kommandant eines Schützenpanzers ein eigens für diesen Zweck beschafftes Tagebuch, in dem auch kleinste Mängel und Ausfälle am Fahrzeug nachgehalten werden.

Auch ein kurzzeitiger Ausfall der Waffenanlage beim PUMA VJTF für wenige Minuten kann in einer Gefechtssituation den Unterschied zwischen Sieg oder Niederlage bedeuten, es darf daher nicht nur um Instandsetzungszeiten von mehreren Stunden bei der Betrachtung der Resilienz und Einsatzbereitschaft von Gefechtsfahrzeugen gehen. Auch Kleinstfehler können über Sieg oder Niederlage entscheiden. Nur, wenn alle Fehler und Ausfälle nachgehalten werden, kann zusammen mit den Herstellern an der zukünftigen Vermeidung dieser gearbeitet werden. Waren es Fehler des jeweiligen Bedieners, kann und hat die Truppe Ausbildung angesetzt.

Aber nur dann, wenn die Hersteller wissen, wo sich noch neuralgische Punkte am Schützenpanzer PUMA VJTF befinden, können sie diese rasch beheben. Geht man diesen Weg gemeinsam weiter, ist der PUMA trotz einiger Rückschläge das, was er sein soll: Der modernste Schützenpanzer der Welt, bereit für das Gefechtsfeld der Zukunft im Rahmen der Division 2025.

Hauptmann Andre Bertrams,
S3 Offizier, Panzergrenadierbataillon 112

 

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