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Kiellegung des ersten Betriebsstoff­transporters Klasse 707 auf der Neptun Werft in Rostock

Am 08. August 2023 ist es soweit. Nach Vergabe des Bauauftrags, der Konstruktion und dem Brennstart konnte die Kiellegung des ersten der neuen Betriebsstofftransporter der Bundeswehr auf der Rostocker Neptun Werft gefeiert werden. Die Staatssekretärin beim BMVg, Frau Siemke Möller, der stv. Inspekteur Marine, die Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung, der Abteilungsleiter Ausrüstung beim BMVg und die beiden Geschäftsführer der beteiligten Werften, Tim Wagner für die NVL und Dr. Jan Meyer für die Meyer Werft nagelten die traditionelle Münze in den vorbereiteten Balken aus der Schiffsstruktur und wünschten dem neu zu bauenden Schiff damit stets eine gute Reise. Neben der Taufe eines Schiffes ist die Kiellegung ist ein besonderes traditionelles Zeremoniell, ähnlich der Grundsteinlegung eines neuen Hauses nimmt hiermit der Aufbau eines neuen Schiffes Gestalt an.

So soll er aussehen: Der neue MBV Klasse 707
Grafik: NVL Group

Aktuell beschafft die Bundeswehr unter der Bezeichnung Betriebsstofftransporter Klasse 707 zwei Flottentanker, die die Schiffe der Rhön-Klasse ab 2024 ablösen sollen. Die Rhön-Klasse wurde 1977 in Dienst gestellt. Sts Möller wies in ihrer Rede darauf hin, dass bei den langen Nutzungszeiten derartiger Marineeinheiten die Kiellegung eines neuen Schiffes etwas sei, was „ounce in a life“ erleben könne. So hatte auch das Planungsverfahren für die neue Schiffsklasse MBV 707 länger gedauert. Schließlich wurde aber am 23. Juni 2021 die Beschaffung der zwei neuen Flottentanker vom Deutschen Bundestag genehmigt. Es handelt sich um Doppelhüllentanker mit deutlich gesteigerten taktischen und logistischen Möglichkeiten mit denen Deutschland noch besser seine NATO-Verpflichtungen erfüllen kann, wie die Staatssekretärin in ihrer Rede ausführte.

Die Tanker der Rhön-Klasse – die Vorläufer der Klasse 707 – stammen wie erwähnt aus den 1970 Jahren und sind aufgrund ihres Alters, der Obsoleszenzproblematik und der Tatsache, dass sie die aktuell gültigen Umweltschutzvorgaben nicht mehr erfüllen zu ersetzen. Zudem waren die jährlichen Wartungskosten derart angestiegen, dass ein weiterer Verzug der Neubeschaffung nicht länger zu vertreten war. Das aktuelle Beschaffungsvorhaben sieht vor, bereits 2024 sollen die Rhön-Klasse durch die neuen Schiffe zu ersetzen um die gültigen Umweltschutzvorgaben (Vorgabe der Nutzung sogenannter Doppelhüllentanker) zu erfüllen.

Die Ausschreibung der Beschaffung war von vornherein auf nationale Bieter begrenzt. 2021 waren nur noch zwei Werften (die MV Werften und Lürssen Werft) im Wettbewerb. Allerdings überschritten deren Angebote den geplanten Finanzrahmen zum Teil erheblich. Durch eine drastische Reduzierung des Forderungskatalogs konnte das Vorhaben in einen finanzierbaren Rahmen gebracht werden und in der Folge der Vertrag und der Bauauftrag vergeben werden.

Im Juli 2021 wurde der Bauauftrag an die Lürssen-Werft vergeben, die die Schiffe zusammen mit der Meyer Werft bauen wird. Dabei erfolgt ein Großteil der Fertigung auf der zu Meyer gehörenden Neptun Werft in Rostock, die Konstruktion erfolgte in Papenburg. Nach derzeitiger Planung wird das erste Schiff der Marine im Jahr 2024 zulaufen.

Die Präsidentin des BAAINBw beim Einschlag des Nagels.
Foto: cpm GmbH

Der wesentliche Grund für den Neubau waren wie oben erwähnt die gestiegenen Anforderungen an den Umweltschutz von seegehenden Einheiten und hier im speziellen an Tankschiffe. Der allgemein schlechte Zustand der bisherigen Betriebsstofftransporter der Rhön-Klasse machte als weiterer Grund einen Neubau unumgänglich.

Um den gestiegenen Anforderungen zu genügen, verfügt die neue Klasse 707 über eine Doppelhülle, eine Ballastwasser-Aufbereitungsanlage und eine verbesserte Abgasanlage und erfüllt damit den Standard nach IMO Tier III. Zum besseren Schutz der Besatzung erhalten die Schiffe der neuen Klasse auch einen ABC-Schutz und eine Krankenstation mit direktem Zugang vom Flugdeck aus. Hiermit sollen Rettungsmissionen erleichtert werden, was eine weitere Fähigkeitssteigerung neben dem Betriebsstofftransport darstellt. Der Neubau der Klasse 707 zeigt auf, dass es grundsätzlich möglich ist den Widerspruch zwischen Umweltanforderungen und taktischen Fähigkeitsforderungen aufzulösen, wie Staatssekretärin Möller in ihrer Rede weiter ausführte.

Als weiteres ist die Fähigkeit zur Aufnahme von Containern mit modular zu ergänzenden Funktionszwecken vorgesehen. In ihrer Hauptfähigkeit soll die Klasse 707 allerdings die Versorgung auf See mit Betriebsstoff von bis zu drei Schiffen parallel durchführen können, davon zwei querab und eines über das Heck. Sie wird über eine Besatzung von bis zu 65 Personen verfügen. In Übereinstimmung mit dem Mehrbesatzungskonzept der deutschen Marine wird jeder der beiden Tanker drei Besatzungen bekommen.

Gleichzeitig wird die neue Klasse auch eine deutliche Leistungssteigerung in der Versorgung gegenüber den Vorgängern aufweisen. So verfügen die neuen Schiffe mit 20.000 t Verdrängung über deutlich größere Ladekapazitäten und sind mit ihren 173 Metern Länge auch um einiges größer als ihre Vorgänger der Rhön-Klasse. Neu ist auch die Aufnahmemöglichkeit für bis zu zwei Hubschrauber der NH 90 Klasse, die allerdings frei auf dem Oberdeck Aufnahme finden.

Durch Anpassungen in den Anforderungen der Einzelkomponenten der Ausrüstung des Schiffs konnten erhebliche Kostenreduzierungen erreicht werden und eine Anpassung an Standardprodukte der Werftindustrie erzielt werden.

 

 

Autor: Rainer Krug, Chefredakteur cpmFORUM

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