Auslandseinsätze der Bundeswehr sind mit fast 30 Jahren Einsatzerfahrung inzwischen zur Routine geworden. Langfristige Engagements binden dabei neben Personal auch immer umfangreiches Material in den Einsatzgebieten, welches nach Beendigung des Einsatzes vor Ort herausgelöst und für den Rücktransport nach Deutschland vorbereitet werden muss. Das sogenannte „Redeployment“ stellt eine besondere logistische Herausforderung dar, die vornehmlich durch das Logistikkommando der Bundeswehr gesteuert wird. Tiefreichende Einblicke aus selbigem Kommando in die vielfältigen Aufgaben von der Vorbereitung, über die Durchführung bis zur Auswertung nach der Beendigung eines Einsatzes.
Bereits seit 1960 beteiligt sich die Bundeswehr an Hilfseinsätzen bei Naturkatastrophen auch im internationalen Rahmen. Dabei kamen zu Beginn kleinere Kräftekontingente im Schwerpunkt der Luftwaffe und des Sanitätsdienstes, aber auch ausgewählte Kräfte des Heeres zum Einsatz. Mit der Beteiligung des Deutschen Unterstützungsverbandes Somalia an der Stabilisierungsmission United Nations Operation Somalia II (UNOSOM II) wurde 1992/94 mit bis zu 1.725 Heeressoldaten erstmals ein größeres Kräftekontingent im Rahmen eines Auslandseinsatzes eingesetzt. Mit der Rückführung dieser Kräfte wurde im Rahmen der Operation Southern Cross die Marine beauftragt, eine Materialschleuse in Deutschland einzurichten und erste Erfahrungen – insbesondere zur Verwendung von Transportcontainern – zu sammeln.
Heute, fast 30 Jahre später, sind Auslandseinsätze der Bundeswehr zur Routine geworden. Dabei ist festzuhalten, dass die großen, langfristigen Engagements im Zuge des Internationalen Krisenmanagements (IKM) neben den erheblichen Personalumfängen auch umfangreiches Material in den Einsatzgebieten binden, welches vielfach über Jahre hinweg dorthin verbracht, ersetzt und erweitert wurde. Die sich ständig ändernde sicherheitspolitische Weltlage hat vor allem in den letzten Jahren zu Ausweitungen und Neuausrichtungen des deutschen Engagements im IKM geführt.
Beendigung von Einsätzen rückt eigene Aspekte in den Fokus
Während das Interesse an der Sahel-Region steigt, hat die Bundeswehr ihr Engagement am Horn von Afrika und in Afghanistan beendet. Die Beendigung von Einsätzen rückt Aspekte in den Fokus, die in der Aufwuchs- und Durchführungsphase nicht zum Tragen kommen. Mit den Festlegungen zum Ende des operativen Auftrages muss ein sehr breites Materialspektrum mit großen Materialumfängen aus der Nutzung im Einsatzgebiet herausgelöst und für den Rücktransport nach Deutschland vorbereitet werden. Beispielhaft seien militärisches Großgerät, Unterkunfts- und Funktionscontainer, Ausrüstung, Munition und Bekleidung genannt.
Das sogenannte „Redeployment“ stellt im Hinblick auf die Rückführung des Materials eine besondere logistische Herausforderung dar. Diese plant und steuert das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) federführend anhand der strategischen Vorgaben des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) und der operativen Vorgaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr (EinsFüKdoBw). Die Durchführungsverantwortung liegt beim unterstellten Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw). Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) unterstützen.
Logistikkommando der Bundeswehr
Das LogKdoBw als Fähigkeitskommando für die Logistik der Bundeswehr plant und steuert die logistischen Prozesse im In- und Ausland und zeichnet ebenso für die Planung, Koordination und Durchführung der materiellen Rückverlegung als Teil der Rückführung verantwortlich. Es erstellt das „Logistische Konzept für die Rückverlegung“ und regelt und beauftragt dazu federführend – unter Einbindung der verschiedenen zivilen und militärischen Organisationsbereiche (OrgBer) – die Umsetzung. Zudem bewertet und entscheidet es, ob und in welchem Umfang zivile Unternehmen und Dienstleister in den Prozess der Rückverlegung (z.B. für den Transport) einzubinden sind und ob multinationale (MN) Partner zur Unterstützung eingebunden werden können.
Für die Durchführung stehen dem LogKdoBw aus seinem nachgeordneten Bereich sowohl das LogZBw in Wilhelmshaven mit seiner Depotorganisation als auch die mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis im Rahmen von IKM- Einsätzen zur Verfügung. Aus dem LogZBw heraus werden alle zentrallogistischen Leistungen für die Rückverlegung auf der Durchführungsebene koordiniert und disponiert. Dazu kann wichtiges logistisches Fachpersonal aus dem Verantwortungsbereich des LogKdoBw, insbesondere der Logistikbataillone sowie des Spezialpionierregiments (SpezPiRgt) eingesetzt werden, um den Auftrag im Einsatz und im Inland fachgerecht und professionell auszuführen. Das LogKdoBw fungiert somit als Planer, Koordinator, Truppensteller und Durchführender für die Rückverlegung von Einsatzkontingenten.
Planung der Rückverlegung
Der logistische Planungsprozess zur Durchführung der materiellen Rückverlegung beginnt – unter der Beteiligung der logistischen Planer des LogKdoBw – auf militärstrategischer Ebene im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) und basiert stets auf der politischen Zielsetzung, den abgeleiteten militärstrategischen Vorgaben des BMVg und den daraus resultierenden operativen Vorgaben des EinsFüKdoBw.
Die logistische Planung und Vorbereitung der materiellen Rückverlegung von einzelnen Fähigkeiten oder von ganzen Einsatzkontingenten ist frühzeitig durch das EinsFüKdoBw in die operative Planung und deren Umsetzung einzubeziehen. In Abstimmung mit dem EinsFüKdoBw und den Führungskommandos (FüKdo) der Militärischen Organisationsbereiche (MilOrgBer) werden spezifische, bedarfsgerechte Lösungen für jeden Einzelfall entwickelt und angewiesen.
Erkundungskommandos zur Feststellung des Lagebilds
Erkundungskommandos, geführt durch das EinsFüKdoBw, können dazu dienen, eine gemeinsame Lagefeststellung für eine geordnete materielle Rückverlegung unter Sicherstellung des operativen Auftrags zu gewährleisten. Somit kann durch einen „Blick ins Gelände“ das Lagebild verdichtet und der logistische Planungsprozess auf belastbare Grundlagen gestützt werden. Im Einsatzgebiet verfügbare nationale Kräfte werden bei der Erkundung sach- und fachgerecht eingebunden. Ziel ist es, das Erkundungskommando aus Deutschland personell möglichst klein zu halten, trotzdem alle Fähigkeiten – insbesondere in der Logistik – abzubilden sowie wertvolle Ortskenntnisse der im Einsatzgebiet verfügbaren Kräfte zu nutzen.
Bestandteile eines gesamtheitlichen Lagebilds können dabei Verkehrsinfrastruktur, mögliche Umschlag- und Sammelpunkte/-räume für Personal und Material sowie deren Sicherung, Plätze für die Desinfektion zur Tierseuchenprophylaxe, IT-Anbindung und Fernmeldemittel, Transportführungsmittel und -verfahren sowie Möglichkeiten für Unterkunft und Verpflegung sein. Auch Informationen zur Versorgung der Transport- und Verlegekräfte sowie mögliche Transportunterstützung durch die Host Nation und MN-Partner sind dabei von Interesse.
Einsatzkontingent selbst erfasst Umfang von Personal und Material
Das Einsatzkontingent selbst erfasst parallel den Umfang des zurückzuverlegenden Personals und Materials und legt die Ergebnisse dem EinsFüKdoBw zur Bewertung vor. Für das Material wird das Ergebnis in Containeräquivalenten (CtÄ) berechnet. Das EinsFüKdoBw legt darauf basierend die Verlegereihenfolge fest und weist darüberhinausgehende operative Vorgaben – die sogenannte operative Abschmelzplanung – an. Auf der Grundlage des Verlegeumfangs in CtÄ und der festgelegten Verlegereihenfolge erarbeitet das LogKdoBw unter enger Einbindung des LogZBw und in Abstimmung mit den FüKdo der MilOrgBer sowie der Bundeswehrverwaltung den Rückverlegeplan. Der abgestimmte Rückverlegeplan bildet die Grundlage für die Bereitstellung bundeswehreigener sowie zivilgewerblicher Transportmittel.
Vorbereitung der Rückverlegung
Das zur Rückverlegung identifizierte Material wird vom Kontingent auf Vollzähligkeit, Vollständigkeit und Feldverwendungsfähigkeit überprüft. Basierend auf diesen Daten wird unter administrativer Federführung des LogKdoBw im Zusammenwirken mit den Projektleitern (PL) von BAAINBw und BAIUDBw eine Materialsteuerliste erstellt, welche die Empfänger für das zurück zu verlegende Material festlegt.
Das EinsFüKdoBw entscheidet auf Basis des logistischen Konzepts des LogKdoBw, ob die Rückverlegung, wie im Rahmen der Folgeversorgung, über die bestehenden Strukturen der nationalen Unterstützungskräfte oder über eine Rückverlegungsorganisation – welche speziell zu diesem Zweck im Einsatzgebiet aufgebaut wird – abgewickelt werden soll. Das Materialwirtschaftszentrum Einsatz ist mit seinem Auftrag darauf ausgerichtet, eine Materialschleuse logistische Drehscheibe im Einsatz (MatSchl LogDS i.E.) einzurichten und zu betreiben, um die im Einsatzauftrag stehenden Verbände und Einheiten mit zusätzlicher logistischer Expertise und vereinfachten Verfahren zu entlasten. Das grundlegende Kriterium für die Rückverlegung des Materials ist die weitere Verwendungsfähigkeit. Darüber hinaus wird eine Kategorisierung des Materials vorgenommen, um eine sinnvolle Priorisierung für die Rückverlegung zu festzulegen. Dies sind unter anderem die militärische Sicherheit, die Wirtschaftlichkeit und strategische Zielsetzungen.
Rückverlegung des Deutschen Einsatzkontingents Resolute Support
Für die Rückverlegung des Deutschen Einsatzkontingents Resolute Support (DEU EinsKtgt RS) wurde eine Priorisierung für den Rücktransport unter Berücksichtigung von Transportkapazitäten, Transportkosten und den Rahmenbedingungen für Aussonderung und Verwertung im Einsatzgebiet getroffen. Dies geschah in enger Abstimmung mit den PL sowie unter Einbeziehung der truppenstellenden MilOrgBer. Die Feststellung für die weitere Verwendung des Materials oder die Verwertung vor Ort erfolgte auf Basis des technischen Entwicklungsstands, der Verfügbarkeit in Deutschland und dem Verhältnis von Wiederbeschaffungs- zu Transportkosten. Ergänzend sind rechtliche Bestimmungen einzuhalten, welche zu so genannten Verwertungshemmnissen führen können. Material, welches im Einsatzland gemäß deutscher Rechtsnormen nicht ordnungsgemäß verwertet werden kann (z.B. gefahrstoffrechtliche Auflagen, etc.), muss nach Deutschland zurückgeführt werden. Zudem wurde stets geprüft, ob das Material für humanitäre Zwecke bzw. als Ausstattungshilfe an befreundete Staaten oder an verbündete Streitkräfte übergeben werden kann.
Die Federführung bei der Verwertung, das heißt dem Verkauf, der Verschrottung oder der Abgabe von ausgesondertem Material im Einsatzgebiet, lag bei der Einsatzwehrverwaltungsstelle.
Für die Planung der Verlegung des Materials werden grundsätzlich alle militärischen und zivilen Verkehrsträger auf Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit, Machbarkeit und Verfügbarkeit geprüft und anschließend einzeln oder in Kombination durch das LogZBw ausgewählt.
Durchführung der Rückverlegung
Während sich die Planung und die Vorbereitung der Materialrückführung zwischen verschiedenen Einsätzen nicht wesentlich voneinander unterscheiden, wird für die Durchführung eine Einsatzgebiet-spezifische Lösung „tailored to the mission“ durch das LogKdoBw erarbeitet. Die regionalen Bedingungen, Materialumfang und -art, Zeitlinien, Transportwege aber auch der Empfänger in Deutschland sind nur ein kleiner Teil der entscheidenden Einflussgrößen für die Erstellung des „Logistischen Konzepts für die Rückverlegung“.
Für die Umsetzung wurde für RS eine Rückverlegeorganisation in Mazar-e-Sharif aus der Logistischen Basis (LogBasis) Inland heraus aufgestellt. Diese umfasst neben dem „Director Redeployment“ ein Führungselement, die MatSchl LogDS i.E., Unterstützungskräfte und die Verwertungsorganisation. Die MatSchlDS i.E. untersteht truppendienstlich dem deutschen Einsatzkontingent sowie fachlich dem LogZBw und bildet organisatorisch eine Teileinheit unterhalb des Materialwirtschaftszentrums Einsatz der Bundeswehr.
Aufgabenspektrum der Rückverlegeorganisation
Zum Aufgabenspektrum gehörte die Sichtung des Materials, die Prüfung auf Vollzähligkeit, die Entlastung der nachweispflichtigen Dienststellen im Einsatzkontingent und die Vorbereitung des Materials für den Transport. Dazu muss das Material klassifiziert, gekennzeichnet und verpackt werden. Parallel dazu findet immer eine tierseuchenprophylaktische Behandlung des Materials vor der Beladung des Transportmittels und dem Transport nach Deutschland statt.
Abhängig vom Transportweg wird das Material ladungssicher zusammengestaut und die Transport- und Begleitpapiere erstellt. Kern des Auftrags war es, das kategorisierte Material planmäßig zurückzuverlegen und den zeitgerechten, vollständigen Abzug sicherzustellen. Mit der Entlastung der nachweispflichtigen Dienststellen im Einsatzkontingent in der Standartsoftware SASPF erfolgt eine Buchung des Materials bereits im Einsatzgebiet. Dies vereinfacht die Abwicklung, gewährleistet die Revisionssicherheit und stellt die Grundlage für Steuerung und Überwachung der Vereinnahmung des Materials bei den ortsfesten logistischen Einrichtungen der Bundeswehr sowie den festgelegten Endempfängern.
Den spezifischen Lösungen „tailored to the mission“ gemein sind die Festlegung der Verlegereihenfolge und der Transportweg durch den Befehl zur Durchführung der Rückverlegung durch das LogZBw. Dieser beinhaltet die spezifischen Anmeldeverfahren, -umfänge, -wege und -termine sowie die zu nutzenden Aufkommens- und Ankunftsorte. Die folgenden Beispiele zeigen auf, welche Erfahrungen im Zuge von Rückverlegungen in verschiedenen Ansätzen gewonnen werden konnten und heute in die Erstellung der logistischen Konzepte einfließen.
Ansätze aus vollzogenen Rückverlegungen
Der Ansatz einer Materialschleuse in Deutschland im Zuge der Operation Southern Cross des zweiten EinsKtgt United Nations Operation in Somalia II hat uns gelehrt, dass Transportkapazitäten für Material gebunden wurden, welches nicht für eine weitere Nutzung geeignet war. Dies verdeutlicht die wichtige Funktion der MatSchl LogDS i.E. im Hinblick auf Kategorisierung und Priorisierung.
Die materielle Rückverlegung der an Land stationierten Kräfte für die European Union Naval Force Somalia Operation ATALANTA 2021 in Djibouti konnte im Rahmen bestehender Rahmenverträge für den Lufttransport und Flügen im Rahmen der Routineversorgung durchgeführt werden. Aufgrund der vergleichsweise geringen Materialmenge konnte die Rückverlegung schnell, mit verhältnismäßig wenig Personaleinsatz und ohne eine separate Materialschleuse durchgeführt werden.
Partielle Rückverlegung aus Jordanien
Ein sehr plakatives Beispiel einer spezifischen Lösung stellte die partielle Rückverlegung der Deutschen Kräfte Jordanien des Deutschen EinsKtgt Counter Daesh/Capacity Building Iraq (CD/CBI) dar. Nach der Mandatsanpassung des Deutschen Bundestages zum Abzug der eingesetzten Mehrzweckkampfflugzeuge TORNADO als luftgestützte Aufklärung aus Al-Az-raq (Jordanien) entschied das LogKdoBw, in Zusammenarbeit mit dem truppenstellenden Organisationsbereich Luftwaffe, für die Rückverlegung einen Umschlagpunkt aufzubauen. Die Luftfahrzeuge und das dazugehörige Material zur Wartung und Instandhaltung sind der Luftwaffe zugehörig und wurden unmittelbar in Deutschland wieder benötigt. Daher wurden logistische Kräfte der Luftwaffe nach Jordanien verlegt, um bei der systemseitigen Buchung, den Vorbereitungen und der Versendung des Materials über den Lufttransportweg, als auch bei der bürokratischen Abwicklung, wie z.B. der Zollpapiere, zu unterstützen.
Einrichtung eines Umschlagpunkts in Trabzon (Türkei)
Die Einrichtung eines Umschlagpunkts in Trabzon (Türkei) im Rahmen der Kontingentanpassungen beim Übergang von der International Security Assistance Force (ISAF) zu RS und der damit verbundenen partiellen materiellen Rückverlegung ist ein weiteres Beispiel. In einem ersten Schritt erfolgte der Lufttransport nach Trabzon, von wo aus im zweiten Schritt der Seetransport durchgeführt wurde. Somit konnten die Kosten für den Lufttransport durch die deutlich kürzere Entfernung gesenkt und große Stückzahlen für den Seetransport zusammengefasst werden. Das eigentliche Ziel für die Einrichtung des Logistic Hubs (LogHubs) – die zerlegungsfreie Eingangsprüfung an den Nichtverbrauchsgütern (NVG) als Grundlage für die Einleitung der Instandsetzung – konnte nicht erreicht werden. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Befundung durch eine zerlegungsfreie Eingangsprüfung den auftretenden Schadensbildern nicht gerecht wird und Schäden vielfach erst bei der Zerlegung im Zuge der Instandsetzung festgestellt werden können. Daher wurde dieser Ansatz bei der Rückverlegung RS nicht weiterverfolgt.
Foto 1: Soldaten prüfen im Camp Marmal in Mazar-e-Sharif/Afghanistan das Material vom Fahrzeug DINGO im Rahmen der Rückverlegung nach Deutschland nach der Mission Resolute Support.
Foto 2: Soldaten entfernen das Eingangsschild von der Kirche im Camp Marmal in Mazar-e-Sharif/Afghanistan im Rahmen der Rückverlegung und Ende der Mission Resolute Support (RSM).
Foto 3: Soldaten steigen in das Transportflugzeug A400M in Mazar-e-Sharif/Afghanistan während der Rückverlegung und Ende der Mission Resolute Support (RSM).
Fotos 1, 2 und 4: Bundeswehr/Andre Klimke, Foto 3: Bundeswehr/Torsten Kraatz
Nachbereitung des Materials
Der Transport von den Flug- und Seehäfen der Basis Inland zu den Empfängerdienststellen im Landtransport wird in diesem Rahmen ebenfalls durch das LogZBw gesteuert. Diese Transporte werden als „Nachlauftransporte“ bezeichnet. In der Materialsteuerliste LogKdoBw sind die in Abstimmung mit dem jeweiligen Projektleiter festgelegten und ständig aktualisierten Empfänger aufgeführt. Anhand dieser wird das Material in eine ortsfeste logistische Einrichtung, in eine bundeswehreigene oder industrielle Instandsetzungseinrichtung oder – in einsatzbereitem Zustand – zu den nutzenden Truppenteilen transportiert. Die Empfänger prüfen das Material nach Eingang erneut auf Verwendungsfähigkeit, um etwaige Transportschäden festzustellen und leiten gegebenenfalls notwendige Maßnahmen zur Wiederherstellung der Verwendungsfähigkeit beziehungsweise die Herstellung der Lager- und Ausgabefähigkeit eigenständig ein.
Umgang mit defekten komplexen Waffensystemen
Bei defekten komplexen Waffensystemen einschließlich ihrer eingebauten Subsysteme werden diese nicht direkt in die Instandsetzungseinrichtungen transportiert. Im jeweiligen Artikelkreisdepot werden diese Waffensysteme von Anhaftungen und Schadstoffen im Rahmen der Systemreinigung vollständig befreit und datentechnisch erfasst. Die Depots nehmen den Ausbau der Subsysteme vor und erfassen dies datentechnisch. Geschützte Fahrzeuge sind modular konfigurierbar und damit unterschiedlich ausgestattet. Die ausgebauten Subsysteme werden auf Vollzähligkeit, Vollständigkeit und technische Funktionalität geprüft und in den entsprechenden Zustandscode gebucht. Sie stehen dann für den Einbau in ein anderes System zur Verfügung. Erst im Anschluss an diese Maßnahmen erfolgt die Überführung des Hauptsystems in eine Instandsetzungseinrichtung.
Auswertergebnisse als Grundlage für die Weiterentwicklung
Nach dem Abschluss einer materiellen Rückverlegung wertet das LogKdoBw in engem Zusammenwirken mit dem BMVg, dem EinsFüKdoBw und den zuständigen Stellen aller Organisationsbereiche die logistischen Verfahren, Strukturen, Kräfte und Mittel sowie Führungs- und Einsatzgrundsätze hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Eignung für die materielle Rückverlegung aus. Die Auswerteergebnisse bilden eine Grundlage für die Weiterentwicklung der logistischen Konzeption und darauf aufbauender Konzepte sowie von Regelungen und Verfahren, der logistischen Ausbildung und der Gestaltung einsatzbezogener Logistik. Darüber hinaus sind die Erkenntnisse im Rahmen des Customer Product Management (CPM)-Verfahrens in die Entwicklung und Beschaffung materieller Ausstattung einzubringen.
Zusammenfassung
Die Bundeswehr blickt inzwischen auf fast 30 Jahre Einsatzerfahrungen zurück. Auch zur materiellen Rückverlegung wurden vielfache Erfahrungen gesammelt und unterschiedlichste Konzepte erstellt, angewendet, ausgewertet und angepasst. Sowohl der Planungs- als auch der Durchführungsprozess ist eingespielt. Und doch stellt jede einzelne Rückverlegung eine neue Herausforderung dar. Dies begründet sich insbesondere in den individuellen Rahmenbedingungen, welche sich aus dem Einsatzland selbst, der allgemeinen und militärischen Sicherheitslage, den Absprachen mit Partnern und Verbündeten und nicht zuletzt aus den jeweils zu verlegenden Materialarten und -umfängen ergeben. So wird auch die kürzlich abgeschlossene materielle Rückverlegung aus Afghanistan ausgewertet werden und im Sinne des „lessons identified – lessons learned“-Prozesses dazu beitragen, dass wir als Organisation aus unseren Erfahrungen weiter lernen.
Autor: Autorenteam Logistikkommando der Bundeswehr, für cpmFORUM 1/2022