Die Bundeswehr trainiert ihre Kriegstüchtigkeit. Bei der Großübung „Quadriga“, der größten Bundeswehrübung der vergangenen 30 Jahre, geht es um den Schutz der NATO-Ostflanke. Ein Baustein dabei ist das Innovationsvorhaben ACOP. Das Projekt des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw) ermöglicht mit Hilfe einer leistungsfähigen Mixed-Reality-Brille angebunden an das Führungsinformationssystem der Bundeswehr Sitaware HQ die realitätsnahe und interaktive 3D-Visualisierung der Lage auf dem Gefechtsfeld. ACOP ist eine von inzwischen mehr als 40 Innovationen, die der CIHBw in die Bundeswehr gebracht hat.
Seit seiner Gründung 2017 hat der Cyber Innovation Hub als erste Innovationseinheit eines deutschen Ministeriums mehr als 160 Innovationsvorhaben gestartet. Der CIHBw hat gemeinsam mit Soldaten der Infanterie ein sogenanntes Duell-Simulations-System entwickelt, Projekte umgesetzt, mit der Soldaten ihre Stress-Resistenz verbessern können, ebenso wie verschiedene Projekte zur digitalen Lagebild-Erstellung und KI-gestützten Daten-Auswertung.
Nicht jedes der begonnenen Projekte wird beim CIHBw unnötigerweise bis zum Ende getrieben. „Wenn wir merken, dass wir keine gute Lösung finden, brechen wir die Projekte auch ab“, sagt Sven Weizenegger, Leiter des CIHBw. Aber auch das sei kein Misserfolg. „Auf dem Weg entdecken wir unzählige Zweige, die zur Lösung anderer Herausforderungen führen können.“ Neben den noch laufenden oder bereits abgebrochenen Projekten haben allerdings 40 Innovationsvorhaben in unterschiedlichen Stufen Eingang in die Bundeswehr gefunden.
19 dieser Innovationsvorhaben sind „verstetigt“. Das heißt, die Bundeswehr hat entweder die Beschaffung der Technologie oder des spezifischen Produkts beschlossen oder bereits ausgerollt
Erfolg der Innovationsvorhaben des CIHBw
Eines dieser erfolgreichen Vorhaben wird sogar in der Ukraine umgesetzt: die flexibel adaptierbare Lichtversorgung für mobile Kräfte im Einsatz (faLKE). Dabei handelt es sich um einen LED-Lichtteppich, der eine schnelle und flexible Versorgung Verwundeter bei Dunkelheit ermöglicht. 2000 faLKE-Exemplare hat das Verteidigungsministerium der Ukraine für seine Streitkräfte bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg bestellt, die die Bundesregierung im Rahmen ihrer Ertüchtigungsinitiative ausliefert.
14 weitere Innovationsvorhaben werden übergangsweise als Prototypen von den Streitkräften weitergenutzt. Dazu gehören beispielsweise ACOP oder auch ImageAware, eine KI-Software, die dabei hilft, zwischen Desinformationen und Wahrheit zu unterscheiden, indem es schnell umfassende Text-, Bild- und Videodaten in Sozialen Medien liest und anschließend auswertet. Dies erlaubt eine nuancierte Betrachtung von Narrativen in hybriden Konfliktsituationen und verbessert somit das Verständnis des Informationsumfeldes, in dem sich Einsatzkontingente bewegen.
Außerdem sind sieben Innovationsvorhaben in laufende Beschaffungsprojekte der Bundeswehr eingeflossen; entweder, indem konkrete Erkenntnisse eines Innovationsvorhabens nachweislich für ein laufendes Beschaffungsprojekt genutzt werden oder zum Abbruch einer Beschaffung geführt haben.
„Mit dieser Quote sind wir die erfolgreichste Innovationseinheit der Bundesregierung“, sagt Weizenegger. „Für die Kriegstüchtigkeit unseres Landes benötigt die Bundeswehr modernste Technologie und digitale Innovationen. Deswegen fokussieren wir uns weiterhin auf das ‚scharfe Ende‘, auf die Landes- und Bündnisverteidigung.“
„Der Cyber Innovation Hub bringt uns auf die Überholspur“
Für den Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, ist der CIHBw Benchmark. So erklärte er in seiner ersten sicherheitspolitischen Grundsatzrede: „Der Cyber Innovation Hub schafft jetzt bereits das, was wir zukünftig in den Streitkräften erreichen müssen. Der Cyber Innovation Hub bringt uns auf die Überholspur, wenn es um das Ausloten technischer Möglichkeiten und den Austausch mit meist zivilen Unternehmen, vom Startup bis zum Großkonzern, geht.“
Der Generalinspekteur betonte in seiner Rede die Notwendigkeit agilerer Innovations- uns Rüstungszyklen („Innovationszyklen und Rüstungszyklen können wir uns nicht mehr aussuchen. Sie werden uns vorgegeben“). Deshalb setzt der CIHBw bei seinen Vorhaben vor allem auf schnell umsetzbare Dual-Use-Lösungen: Zivile Software oder Produkte von Startups, die am Markt bereits verfügbar sind, die der CIHBw anpasst und für militärische Systeme nutzbar macht.
„Für Startups ist es eine große Chance, mit uns zusammenzuarbeiten“, sagt Weizenegger, „zum einen für die Entwicklung des eigenen Produkts, zum anderen aber auch, weil sie merken, einen Beitrag zum Schutz der Demokratie leisten zu können“. Das veränderte Gewahrsein zeige sich auch in der gestiegenen Investitionsbereitschaft von Venture-Capitalists im Bereich Defence-Tech. „Wir stehen täglich im engen Austausch mit VCs und sind geschätzter Kompetenzträger.“
„Zugleich haben wir innerhalb der Streitkräfte für einen Kulturwandel gesorgt, hin zu einer echten Innovationskultur“, erklärt Weizenegger. „Mit unserem Zentrum für Intrapreneurship haben wir den Innovations- und Unternehmergeist innerhalb in der Bundeswehr geweckt und viele Soldaten in der Bundeswehr befähigt, ihre Projekte gemeinsam mit uns umzusetzen. Somit wirken wir direkt in die Truppe. Das ist nur konsequent: Denn Erfolg gibt es nur mit unseren Soldaten.“
Autorin: Josefine Neuschäffer, Cyber Innovation Hub der Bundeswehr
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