Marschflugkörper Taurus NEO erhält japanischen Antrieb

Die neue Version des Marschflugkörpers von MBDA Deutschland, der Taurus NEO, wird einen Antrieb des japanischen Unternehmens Kawasaki erhalten, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters mit Hinweis auf zwei mit dem Vorgang vertraute Quellen. Die entsprechende Absichtserklärung soll bereits im Mai diesen Jahres zwischen den beiden Unternehmen geschlossen worden sein.

Der Taurus KEPD-350 an einem Tornado. Während der aktuelle Taurus bisher nur im Tornado integriert ist werden die neuen Taurus NEO für den Eurofighter ausgelegt, da der Tornado 2030 das Nutzungsende erreicht.
Der Taurus KEPD-350 an einem Tornado. Während der aktuelle Taurus bisher nur im Tornado integriert ist werden die neuen Taurus NEO für den Eurofighter ausgelegt, da der Tornado 2030 das Nutzungsende erreicht.
Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert

Reuters berichtet: „Der japanische Auftragnehmer unterzeichnete ein Memorandum of Understanding zu diesem Projekt im Rahmen einer Defence Show in Tokyo in diesem Mai, sagen die Quellen unter der Bedingung der Anonymität.“ Mit dieser Rüstungsmesse kann nur die DSEI Japan gemeint sein, die vom 21. bis 23. Mai 2025 in Chiba nahe Tokio stattfand.

Der Antrieb des aktuell in der Bundeswehr vorhandenen Marschflugkörpers Taurus stammt vom US-Unternehmen Williams International, ein Umschwenken auf den japanischen Hersteller Kawasaki für den Taurus NEO wird kaum grundlos erfolgen. So wies ein Insider aus Industriekreisen gegenüber dem Defence Network darauf hin, dass die Antriebe von Kawasaki leistungsfähiger seien und somit eine Reichweitensteigerung und eine weitere Verbesserung der Manövrierfähigkeit erreicht werden könne, allerdings wollte diese Quelle das Abkommen zwischen MBDA und Kawasaki weder bestätigen noch dementieren.

Deutschland hat aktuell einen Bedarf von 600 Taurus NEO, was eine eigene Produktionslinie bei MBDA Deutschland erfordert. Als Zahl für diese Beschaffung stehen 2,1 Milliarden Euro im Raum mit Lieferung ab 2029 (wir berichteten).

Vom Taurus KEPD-350 zum Taurus NEO

Die Bundeswehr verfügt derzeit bereits über 600 Marschflugkörper Taurus KEPD-350, die aktuell eine Modernisierung durchlaufen, um das System mit neuen Fähigkeiten und einer besseren Missionsplanung auszustatten sowie die Lebensdauer zu verlängern. Der erste Flugkörper ging schließlich bereits 2005 an die Bundeswehr, die Entwicklung begann also im vergangenen Jahrtausend. Seitdem hat die Menschheit mehrere technologische Entwicklungssprünge erlebt (das erste iPhone wurde im Januar 2007 vorgestellt), die sich nun auch im Upgrade des Taurus KEPD-350 sowie in der neuen (geplanten) Version Taurus NEO wiederfinden werden.

Doch auch der Taurus NEO wird die besonderen Qualitäten des aktuellen Marschflugkörpers behalten: Der sichere Flug über hunderte von Kilometern in geringer Höhe und somit für gegnerische Radare schwer zu erfassen. „Durch vier voneinander unabhängige Navigationssysteme findet der Luft-Boden-Lenkflugkörper sein Ziel sehr zuverlässig, auch bei gegnerischen Störmaßnahmen“, berichtet die Bundeswehr. „Der MEPHISTO-Gefechtskopf des Taurus KEPD-350 durchschlägt im Zusammenwirken mit der Vor-Hohlladung selbst stark gehärtete Zielstrukturen, beispielsweise Bunkeranlagen oder Führungsgefechtsstände.“

Hinzu kommen Wegpunktenavigation, eine Geschwindigkeit von fast einem Mach sowie eine Reichweite von rund 500 km. All diese Fähigkeiten machen den Taurus KEPD-350 bereits zu einem einzigartigen System für Deep Precision Strikes – und sie sollen im neuen Taurus NEO noch einmal verbessert werden, mit wahrscheinlich größerer Reichweite dank des Kawasaki-Antriebs. Doch weitere Details zum neuen Marschflugkörper sind aktuell noch nicht bekannt.

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