Verbesserte Freund-Feind-Erkennung und weitere Digitalisierung: Das deutsche Patriot wird modernisiert, um die Zuverlässigkeit des Flugabwehrraketensystems zu steigern und erweiterte Funktionen noch in diesem Jahr in die Nutzung durch die Bundeswehr zu bringen. Dazu wurden in den vergangenen drei Wochen umfangreiche Tests auf dem MBDA-Testgelände in Freinhausen durchgeführt.
Anlässlich umfangreicher Tests der neuen deutschen Patriot-Konfiguration durch die Bundeswehr hatten Chefredakteur cpmFORUM Rainer Krug und die neue Leiterin cpmDIGITAL Wibke Pfeiffer am 15. Februar die Gelegenheit, das MBDA-Testgelände in Freinhausen zu besuchen: Im Fokus des Major Upgrades, welches der Bundeswehr noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen soll, stehen die weitere Digitalisierung und die verbesserte Freund-Feind-Erkennung des Luftverteidigungssystems.
Deutsche Beteiligung am Patriot-Programm
Im Kontext der MBDA-Sicht auf die European Sky Shield Initiative (ESSI) analysierte Guido Brendler, Leiter Sales & Business Development bei MBDA, unter anderem die wachsende Komplexität von Bedrohungen aus der Luft. Im Höhenband 2 und 3 habe Deutschland mit IRIS-T SLM und Patriot bereits gute Verteidigungslösungen vorzuweisen. Den größten Handlungsbedarf sehe man bei MBDA im Nah- und Nächstbereich, im Bereich der Drohnenabwehr und der hypersonischen Abwehr. Auch Systeme wie ARROW-3 zum Abfangen von Lang- und Mittelstreckenraketen müssten weiterentwickelt werden.
Ferner beleuchtete der Termin die Aktivitäten der Firmen Comlog und MBDA im deutschen Upgrade-Programm für das Patriot-System. Bei Comlog handelt es sich um ein Joint Venture mit jeweils 50-prozentiger Unternehmensbeteiligung der MBDA Deutschland GmbH und der US-amerikanischen Raytheon Missiles & Defense Procurement Company.
Erprobungskampagne auf der Test- und Referenzanlage in Freinhausen
Die Zusammenarbeit zwischen dem BAAINBw, der Luftwaffe und MBDA Deutschland ist am Standort Freinhausen seit über einem Jahrzehnt etabliert. Zurzeit liegt der Fokus auf dem Betrieb der Test- und Referenzanlage für das Luftverteidigungssystem Patriot, kurz TuRA genannt.
Im Rahmen der bislang größten Erprobungs-Kampagne auf dem firmeneigenen Testgelände kamen dabei in den vergangenen drei Wochen auch Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Drohnen zur Zieldarstellung zum Einsatz. Dabei wurden sowohl eine neue Software als auch die ersten modernisierten Radare der deutschen Patriot-Systeme auf ihre Einsatztauglichkeit geprüft.
Aktuelle Modernisierungsvorhaben
Wesentliche Punkte der aktuellen Modernisierungsvorhaben sind
- die Einbindung von Patriot in das Datentransportnetz Luftverteidigung,
- das Upgrade der Startgeräte auf die PAC-3 MSE Konfiguration,
- die Herstellung der Ausbildungsbereitschaft des Ausbildungszentrums FlaRak,
- die Modernisierung der Krypto- und Funkgeräte sowie
- die Anpassung und Digitalisierung des Daten-Processing im Radar-Gerät.
Als einzige außeramerikanische Firma leistet MBDA damit einen wesentlichen Beitrag zur kontinuierlichen Modernisierung des bodengebundenen Flugabwehrraketensystems, welches von acht Nato-Ländern zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und taktischen ballistischen Flugkörpern in der unteren Abfangschicht genutzt wird, um die geplante Nutzungsdauer bis mindestens 2048 gewährleisten zu können.
Zum Vorhalten von ausreichender Munition für das Patriot-System treiben Raytheon und MBDA derzeit zudem den Aufbau einer Fertigungslinie in Schrobenhausen voran.