Mehr Munition, mehr Sicherheit – Bundeswehr setzt auf langfristige Beschaffung

Die Bundeswehr setzt verstärkt auf langfristige Rahmenverträge und hohe Bestellmengen, um ihre Einsatzbereitschaft und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Im Interview mit mit Brigadegeneral Jürgen Schmidt, Abteilungsleiter Kampf im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) fragt der Chefredakteur des cpmForum, Rainer Krug, danach, wie die Beschaffungsstrategien für Klein-, Mittel- und Großkalibermunition gesichert werden und welche Rolle die Industrie dabei spielt. Die neuesten Fortschritte in der Luftverteidigung und der Digitalisierung der Truppe stehen ebenfalls im Fokus.

Beschaffung: Soldaten vom Panzerbataillon 393 fahren mit dem neuen Kampfpanzer Leopard 2A7V durch das Gelände. Sowie ein Bild von Brigadegeneral Jürgen Schmidt.
Soldaten vom Panzerbataillon 393 fahren mit dem neuen Kampfpanzer Leopard 2A7V durch das Gelände. Sowie ein Bild von Brigadegeneral Jürgen Schmidt.
Foto: Bundeswehr / Marco Dorow
Herr General, das Jahr 2023 war für Ihre Abteilung vor allem dadurch geprägt, die Munitionsbestände der Bundeswehr für die Landes- und Bündnisverteidigung zu erhöhen. Können Sie uns zu Beginn einen Überblick über die einzelnen Beschaffungsvorhaben im Munitionsbereich geben und den Stand der Aktivitäten in diesem Bereich mitteilen?

Im Bereich der Munition setzten wir vermehrt auf langjährige Rahmenvereinbarungen/Rahmenverträge mit hohen Bestellmengen, die künftig schnellere Beschaffungen durch vereinfachte Bestellabrufe ermöglichen. Zukünftige Munitionsabrufe über 25 Mio. € aus parlamentarisch gebilligten Rahmenverträgen unterliegen nur noch einer Informationspflicht an das Parlament, nicht aber einer vorgeschalteten Billigungspflicht durch das Parlament. Mit mehrjährigen Abrufen wird zudem eine Planungssicherheit bei der Industrie erzielt, die zur Versorgungssicherheit für die Bundeswehr beiträgt.

Für die Kleinkalibermunition sind vor allem die Beschaffungen für Handwaffen hervorzuheben. Hier kaufen wir nun deutlich mehr als nur einen Ausbildungs- und Übungsbedarf. Darüber hinaus sind weitere Verträge wie z.B. die Farbmarkierungsmunition, die pyrotechnische Munition und unterschiedliche Handgranaten initiiert. Weiterhin wird das Gefechtsübungszentrum des Heeres mit Simulatoren zur Feuer- und Einschlagsdarstellung unterstützt.

Für den Bereich Mittelkalibermunition wurden mehrere Munitionssorten für das schwere Maschinengewehr realisiert. Für den Schützenpanzer PUMA sowie zukünftig den Schweren Waffenträger Infanterie (sWaTrgInf ) und den Schützenpanzer Rad werden die Beschaffungen für Übungs- und Gefechtspatronen umgesetzt. Weiterhin werden Übungs- und Gefechtspatronen für die Granatpistole und Granatmaschinenwaffe realisiert. Für die Bordbewaffnung des EUROFIGHTER bzw. TORNADO und das Marineleichtgeschütz werden die Bestände erhöht. Für neue Luft- und Landfahrzeuge wie bspw. F-35A, Leichter Kampfhubschrauber, den Luftbeweglichen Waffenträger und das Spähfahrzeug NG werden neue Munitionskaliber in die Bundeswehr eingeführt.

Im Bereich großkalibriger Munition werden für Mörser, Kampfpanzer sowie maritime bzw. landbasierte Rohrartilleriesysteme unterschiedlichste Gefechts- und Übungsmunitionen beschafft. Der Fokus liegt hierbei nicht ausschließlich auf konventioneller Munition, sondern berücksichtigt auch die Beschaffungen gelenkter bzw. intelligenter Munitionssorten in unterschiedlichen Varianten.

Im Bereich der Panzerabwehr wird noch in diesem Jahr ein Abruf über eine deutliche Anzahl an Lenkflugkörpern aus einem bestehenden Rahmenvertrag des „Mehrrollenfähigen leichten Lenkflugkörpersystems“ (MELLS; Herstellerbezeichnung SPIKE LR2) erfolgen. Die Bewaffnung (Raketen und Panzerabwehrlenkflugkörper) des Leichten Kampfhubschraubers wird aktiv vorangetrieben.

Ein Fallschirmjäger der 5. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31 übt mit der PANZERFAUST 3 während der Heeresübung Evil Ewok auf dem Truppenübungsplatz Lehnin. Foto: Bundeswehr / Carl Schulze
Ein Fallschirmjäger der 5. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31 übt mit der PANZERFAUST 3 während der Heeresübung Evil Ewok auf dem Truppenübungsplatz Lehnin.
Foto: Bundeswehr / Carl Schulze

Im Bereich der Luft/Boden-Bewaffnung verzeichnen wir den Zulauf von Präzisionsbomben. Die Beschaffung des Lenkflugkörpers Advanced Anti-Radiation Guided Missile (AARGM) schreitet mit der anstehenden Einsatzprüfung und der sich anschließenden Auslieferung voran. Auch die Beschaffung der Luft/Boden-Bewaffnung für die F-35 ist erfolgreich angelaufen, hier erwarten wir 2024 noch die ersten Lieferungen. Im Bereich der Luft/Luft-Bewaffnung haben wir zahlreiche Beschaffungen eingeleitet.

Bei den Lenkflugkörpern für die Marine wurden von uns bereits und werden 2024 noch Beschaffungsverträge abgeschlossen. Damit wird der Bestand der Lenkflugkörper Rolling Airframe Missile (RAM) und der Evolved Seasparrow Missile (ESSM) erhöht. Beide Lenkflugkörper werden zur Bekämpfung von Luftzielen eingesetzt. Zum Lenkflugkörper Robotsystem15 (RBS15), zur Bekämpfung von Überwasser- und Landzielen, stehen Auslieferungen unmittelbar an. Auch hier wird eine Erweiterung des Beschaffungsumfangs vorbereitet. Zudem wurde zur Ergänzung des RBS15 und als Nachfolger des HARPOON die Erstbeschaffung des Lenkflugkörpers Naval Strike Missile (NSM) von uns beauftragt.

Munition für die Luftverteidigung ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig. Mitte April 2024 haben wir als cpm Defence Network eine nationale Luftverteidigungskonferenz durchgeführt. Mit Blick auf die Ukraine und auch den Nahen Osten ein besonders wichtiges Thema. Wo stehen wir bei den diesbezüglichen Vorhaben in Ihrer Abteilung? Insbesondere die Nachfertigung der PATRIOT-Raketen hat ja eine hohe Bedeutung.

Bei der Munition für die Luftverteidigung betrachten wir drei Fähigkeiten: Munition für die bodengebundene, die schiffsgestützte und die luftgestützte Luftverteidigung. Die Munition zur bodengestützten Luftverteidigung unterteilen wir in die verschiedenen Reichweitenklassen.

Für die territoriale Flugkörperabwehr, die exo-atmosphärisch erfolgt, haben wir in 2023 mit Israel einen Vertrag über die Lieferung des Waffensystems ARROW geschlossen, der neben der Lieferung der erforderlichen Großgeräte und Ge fechtsstände auch die Lieferung von Abfangflugkörpern ARROW 3 beinhaltet. Wir gehen unverändert davon aus, dass der Zulauf dieser Flugkörper planmäßig erfolgen und damit bereits in 2025 eine erste Fähigkeit in Deutschland zur Verfügung stehen wird.

Für die große/mittlere Reichweite haben wir das Waffensystem PATRIOT, für das wir Lenkflugkörper in erheblicher Stückzahl für verschiedene Reichweiten bzw. zu bekämpfender Ziele unter Vertrag genommen haben. Ferner werden Ersatzbeschaffungen für die an die Ukraine abgegebene Munition durchgeführt. Die Lieferung der Munition erstreckt sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Für den Nahbereich wurde ein Vertrag über die Lieferung von Waffensystemen IRIS-T SLM geschlossen. Auch hier ist die Munition Vertragsbestandteil und wird nach heutigem Stand planmäßig ausgeliefert.

Launcher des Flugabwehrraketensystems PATRIOT stehen bereit für das taktische Schießen auf Kreta/Griechenland während der Übung Spartan Arrow. Foto: Bundeswehr / Lars Koch
Launcher des Flugabwehrraketensystems PATRIOT stehen bereit für das taktische Schießen auf Kreta/Griechenland während der Übung Spartan Arrow.
Foto: Bundeswehr / Lars Koch

Die Marine verfügt über die Fähigkeit zur schiffsgestützten Luftverteidigung. Hierfür sind alle Kampfschiffe mit dem Selbstverteidigungssystem Rolling Airframe Missile (RAM) ausgerüstet. Zudem sind die Fregatten – je nach vorrangigem Einsatzzweck – mit weiterreichenden Flugabwehrsystemen ausgestattet.

Hierbei handelt es sich um das Lenkflugkörpersystem Evolved Seasparrow Missile (ESSM) für den Nahbereich und das Lenkflugkörpersystem Standard Missile 2 (SM-2) für den Verbandsschutz, die beide aus der Vertikalstartanlage VLS Mk 41 eingesetzt werden. Im Laufe der nächsten Dekade sollen unsere Luftverteidigungsfregatten der Klasse 124 durch die Klasse 127 ersetzt werden und noch deutlich umfassendere Fähigkeiten erhalten.

Mit dem Rad-Schützenpanzer und dem Schweren Waffenträger Infanterie wird das Heer zukünftig zwei für die Mittleren Kräfte wichtige Waffensysteme erhalten. Können Sie uns einen aktuellen Sachstand zu den beiden Vorhaben geben? Wann werden die ersten Systeme hier zulaufen?

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) wurde im Januar 2024, nach Zeichnung des bedarfsgründenden Dokuments Fähigkeitslücke und Funktionale Forderung zum Schützenpanzer Rad (SPz Rad), mit der Erstellung eines Lösungsvorschlags auf der Trägerplattform GTK BOXER beauftragt. Ziel ist es, noch in 2024 mit dem Fahrzeughersteller einen Vertrag zu verhandeln, welcher im Dezember 2024 parlamentarisch gebilligt werden soll. Mit dem Zulauf erster Nachweismuster in 2026 wird gerechnet, so dass dem Heer erste Serienexemplare Ende 2027 übergeben werden könnten.

Der Beschaffungsvertrag über 121 Schwere Waffenträger Infanterie (zzgl. zwei Nachweismustern) wurde im April 2024 durch Australien mit Rheinmetall Defence Australien (RDA) geschlossen.

Logistik und Ausbildungsmittel werden in einem losgelösten Vertrag über die Rheinmetall Landsysteme erarbeitet und geliefert. Der Zulauf eines ersten Nachweismusters sWaTrgInf wird noch in 2024 erwartet. Aktuell erfolgt eine enge Begleitung durch Deutschland bei der Nachweisführung der australischen Amtsseite. Mit dem Zulauf erster Serienfahrzeuge wird in 2025 gerechnet. Die Kooperation mit der australischen Amtsseite bei der Beschaffung erfolgt dabei bisher sehr gut und zielorientiert.

Auch die Kampfpanzer-Nachfolge ist ein ständiges Diskussionsthema. Anfang April 2024 wurde durch das Ministerium erklärt, dass man die bilateralen Fragestellungen lösen konnte. Wie geht es hier jetzt weiter?

Im April 2024 haben die Verteidigungsminister von Deutschland und Frankreich eine Absprache über die Struktur und Zuständigkeiten für die Aktivitäten im Bereich Forschung und Technologie (F&T) und Funktionsnachweis für das Main Ground Combat System (MGCS) unterzeichnet. Die Zielvision: In den 2040er Jahren soll das ambitionierte MGCS als über eine größere Kampfentfernung duell-fähiger Systemverbund eingeführt werden, der aus bemannten und unbemannten Plattformen bestehen und auf einem gemeinsamen Fahrgestell basieren soll.

Die Aktivitäten des MGCS-Programms im Bereich F&T und Funktionsnachweis werden nach einem MGCS-spezifischen Ebenen-Säulen-Ansatz (Level-Pillar-Approach, LPA) gegliedert, bei dem die Aktivitäten im Rahmen des Programms in Ebenen und Säulen unterteilt und in einem LPA-Vertrag an eine Projektgesellschaft vergeben werden.

Die Projektgesellschaft wird eine juristische Person nach deutschem Recht in Form einer GmbH sein, die im Herbst 2024 gegründet werden soll. Als Gründungsanteilseigner werden die Firmen KNDS Deutschland GmbH & Co KG, KNDS France, Rheinmetall Landsysteme GmbH und THALES SIX GTS France SAS erwartet (nationale Arbeitsaufteilung: 50% Deutschland, 50% Frankreich).

IRIS-T SLM GBAD. Foto: Diehl Defence
IRIS-T SLM GBAD.
Foto: Diehl Defence

Der LPA sieht zwei Ebenen (Systemverbund und einzelne Systeme) sowie mehrere F&T-Säulen vor. Die für die Systemverbund-Ebene zuständige Projektgesellschaft wird für die Systemebene und für die F&T-Säulen Unterverträge vergeben; die gesamte und finale Verantwortung für den Vertrag und seine Liefergegenstände gegenüber dem öffentlichen Auftraggeber (öAG) wird allerdings alleinig bei ihr verbleiben.

Um sicherzustellen, dass die Systemelemente dem Ansatz größtmöglicher konstruktiver Gleichheit und Konsistenz folgen, wird die Projektgesellschaft für die Analyse und Festlegung der Systemforderungen und Systemverbund-Richtlinien verantwortlich sein und für deren Anwendung auf Einzelsystemebene und innerhalb der F&T-Säulen Sorge tragen.

BAAINBw, Abteilung Kampf, hat als deutscher Bestandteil des binationalen MGCS Combined Project Teams (CPT) begonnen, die Erstellung des LPA-Vertrages vorzubereiten.

Darüber hinaus wird der Vertrag das MGCS-Koordinierungskonzept enthalten, das die Interaktion einschließlich Zuständigkeiten und Koordinierung zwischen der Systemverbundebene, der Systemebene, den F&T-Säulen und dem öAG enthalten wird, um Kompetenzstreitigkeiten zu vermeiden und sicherzustellen, dass die vorgegebenen Zeitlinien eingehalten werden. Ziel ist es, 2025 – nachdem die 25 Mio. EURO-Vorlage durch das Parlament gebilligt worden ist – den LPA-Vertrag zu unterzeichnen.

Ihre Abteilung ist im Besonderen durch die Realisierung und Integration von D-LBO in die Gefechtsfahrzeuge betroffen. Können Sie uns etwas zu dem Sachstand hier sagen und wo liegen für Sie die besonderen Herausforderungen?

Im Programm „Digitalisierung Landbasierter Operationen“ (D-LBO) soll ein erstes operativ nutzbares Kräftedispositiv (KD) D-LBO für den NATO-Beitrag 2025ff. unter Verwendung der Ausstattungsvariante D-LBO basic realisiert werden. Mit der damit einhergehenden Digitalisierung soll die Führungsfähigkeit der Landstreitkräfte erheblich verbessert werden.

Die Schwerpunkte der Umrüstung auf die Ausstattungsvariante D-LBO basic bilden dabei der Austausch der bestehenden SEM 80/90 Funkgeräte durch das neue Führungsfunkgerät D-LBO, der Wechsel der bestehenden

„KommServerBw Software“ auf den „Tactical Platform Service Bw“ und das Ausrollen eines Releases „IT-Servicemodul Führungsverbund Land“. Diese Umrüstung ist an ca. 200 verschiedene Plattformtypen mit ca. 15.700 Plattformen einschließlich ca. 6.000 Fahrzeugen der BwFuhrparkService (BwFPS) durchzuführen.

Vorrangiges Ziel ist es, eine einsatzfähige Division bis Ende 2027 umzurüsten. Im Januar 2024 wurde mit der Musterintegration für einen Teil der Fahrzeuge begonnen. Die Muster- und Serienintegrationen für die verbleibenden Fahrzeuge und Plattformen sind ausgeplant und fließen in einen komplexen Hauptvertrag, der im Herbst 2024 geschlossen werden soll. Dieses Programm ist extrem herausfordernd, aber grundsätzlich alternativlos. Die folgenden Punkte gilt es zu meistern:

Technische Herausforderung

Mit dem neuen Führungsfunkgerät VR5500 machen wir in Sachen Leistungsfähigkeit einen echten Quantensprung. Es wird ein Kommunikationssystem beschafft, das sich an den aktuellen und künftigen Leistungsforderungen ausrichtet. Dieses hochmoderne System gilt es in Plattformen zu integrieren, die größtenteils zwischen 1970 und 2010 entwickelt und beschafft wurden. Es liegt auf der Hand, dass die Schnittstellen der Plattformen des letzten Jahrhunderts nicht der Maßstab für die Auslegung der Funkgeräte für die Zukunft sein können. Um das hieraus erwachsende technische Risiko der Systemfunktionalität zu mitigieren, wird die Muster- der Serienintegration vorgeschaltet.

Zeitliche Herausforderung

Die industriellen Fertigungskapazitäten für die Beistellleistungen (Führungsfunkgerät, Adapterplatte, Kabel etc.), die verfügbaren Ressourcen bei der Muster- und Serienintegration (Hauptauftragnehmer ARGE D-LBO und BwFPS) und das minutiös abgestimmte Zusammenwirkung aller Beteiligten (Industrie, Heer, BAAINBw) sind entscheidend für die Zielerreichung – die Digitalisierung der Division 2025 bis Ende 2027.

Bundesministerium der Verteidigung, BAAINBw, Kommando Heer und Industrie arbeiten dazu kontinuierlich und eng in diversen Besprechungsformaten zusammen und stimmen alle Maßnahmen tagesaktuell miteinander ab. Besondere Bedeutung kommt hierbei der Koordinierungsstelle unter der Leitung des Vizepräsidenten BAAINBw zu, die in einem wöchentlichen Jour Fixe die Entwicklung eng begleitet und bei sich abzeichnenden Störungen unverzüglich gegensteuert. Somit besteht ein Steuerungsinstrument auf Leitungsebene, mit dem kurze Informationswege und schnelle Reaktionszeiten notwendige Entscheidungen in nahezu Echtzeit sicherstellen.

Soldatender10.PanzerdivisionübenmiteinemKampfpanzerLEOPARD 2A7V das Gefecht in einem multinationalen Gefechtsverband im Rahmen der NATO-Übung Grand Quadriga auf dem Truppenübungsplatz Pabrade/ Litauen. Foto: Bundeswehr / Marco Dorow
Soldatender10.PanzerdivisionübenmiteinemKampfpanzerLEOPARD 2A7V das Gefecht in einem multinationalen Gefechtsverband im Rahmen der NATO-Übung Grand Quadriga auf dem Truppenübungsplatz Pabrade/ Litauen.
Foto: Bundeswehr / Marco Dorow

Zudem werden die geplanten Maßnahmen an allen Plattformtypen einem strengen Forderungscontrolling unterzogen, so dass sichergestellt ist, dass – angesichts der engen Zeitlinien – nur zwingend erforderliche Maßnahmen beauftragt werden.

Durch alle ergriffenen Maßnahmen stellen wir sicher, dass das durchaus ambitionierte Ziel der Digitalisierung einer Division bis Ende 2027 erreicht werden kann.

Herr General, eine letzte Frage: Die Verfügbarkeit einiger Waffensysteme aus Ihrer Abteilung war in den letzten Jahren immer wieder in der Kritik der Truppe. Unter dem Gesichtspunkt der angespannten Sicherheitslage: Wie sieht es aktuell in diesem Bereich aus und mit welchen Maßnahmen konnten und können Sie Verbesserungen erzielen? Welche Rolle spielt die Heeresinstandsetzungslogistik dabei?

Die Debatte um die Ausstattung der Bundeswehr und die Frage nach der Verfügbarkeit von Waffensystemen innerhalb unserer Abteilung ist ein anhaltendes Thema und von zentraler Bedeutung, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Sicherheitslage und der daraus resultierenden Anforderungen an die Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte.

Sichtbar ist […] bereits jetzt, dass die materielle Ausstattung der Bundeswehr allmählich besser und umfangreicher wird.

Versuchte man in der Vergangenheit, durch die Implementierung dynamischer Verfügbarkeitsmanagementansätze dem quantitativen Problem zu begegnen, konnten VerbesserungendamitnichtinallenFällenimgewünschtenUmfang erzielt werden. Es ist wichtig anzuerkennen, dass unsere Bemühungen zur Steigerung der Verfügbarkeit in einem größeren Kontext stattfinden, der – angesichts der bereits hohen Haushaltmittelbindung des Sondervermögens – weiterer Haushaltsmittel bedarf.

Sichtbar ist aber bereits jetzt, dass die materielle Ausstattung der Bundeswehr allmählich besser und umfangreicher wird. Dies sollte langfristig zu einer Verbesserung der Zufriedenheit der Nutzer führen, da sie über mehr Material verfügen, um ihre Aufgaben effektiv erfüllen zu können.

Wir leisten weiter unseren Beitrag, um die Streitkräfte mit den benötigten Mitteln auszustatten und die Sicherheit und Verteidigung unseres Landes zu gewährleisten.

Der Herausforderungen sind wir uns hierbei bewusst und haben daher eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, um diesem Problem zu begegnen und sowohl die materielle Einsatzbereitschaft als auch die Verfügbarkeit unserer Waffensysteme zu verbessern.

Zu den bereits implementierten Maßnahmen gehören unter anderem die Ergänzungs- oder Ersatzbeschaffung von Geräten, die durch die Bundeswehr an die Ukraine abgegeben wurden, aber ebenso die Überarbeitung von Wartungsprotokollen, die Beseitigung von Obsoleszenzen, die Erhöhung des Ersatzteilvorrates und die werterhaltende Lagerung verschiedener Ersatzteile.

Instandhaltungsprozesse werden fortwährend optimiert, damit wird die Effizienz unserer Instandhaltungsleistungen erhöht. Betonen möchte ich, dass all dies nur mit hochqualifizierten, erfahrenen und kreativen Mitarbeitenden möglich ist, die hier in meiner Abteilung arbeiten.

Die von Ihnen erwähnte Heeresinstandsetzungslogistik spielt eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung der Einsatzbereitschaft unserer Waffensysteme. Durch eine effektive Planung und Steuerung der Instandsetzungsprozesse stellen wir sicher, dass die Waffensysteme schnell wieder einsatzbereit sind, falls es zu Ausfällen oder Defekten kommt. Aktuell findet in zwei Pilotprojekten eine Neuausrichtung der HIL-Leistungen zur Verfügbarkeit von HIL-migrierten Waffensystemen statt. Auch hier arbeiten meine Projektgruppen zu, um den bestmöglichen Fortschritt zu erreichen.

Nicht vergessen dürfen wir die Bedeutung der Instandsetzungskräfte der Truppe. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der sofortigen Behebung von kleineren Problemen vor Ort und tragen somit ebenfalls zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft bei. Trotz der hohen Auslastung unserer Abteilung im Zuge der aktuellen Entwicklungen werden wir weiterhin alles tun, um

unsere Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten und kontinuierliche Verbesserungen zu erzielen. Um dies zu erreichen, führen wir unter anderem mehrmals im Jahr Tagungen und Workshops auf Nutzer- und auf Führungsebene durch, um Herausforderungen zu begegnen und schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen. Hierbei werden alle Organisationsbereiche aufgefordert, ihre Sorgen, Nöte und Herausforderungen mitzuteilen, zu deren Beseitigung wir in der Lage sind.

Auf Führungsebene finden Tagungen abteilungsübergreifend statt, die sich mit der strategischen Planung und Überwachung der Instandhaltungsprozesse befassen. Ziel ist es, effektive Kontrollmechanismen zu implementieren, um Engpässe frühzeitig zu identifizieren und proaktiv zu beheben. Insgesamt sind wir zuversichtlich, dass diese Maßnahmen in Kombination mit unserem Engagement und unserer Expertise dazu beitragen werden, die Verfügbarkeit unserer Waffensysteme zu verbessern und sicherzustellen, dass wir den Anforderungen der aktuellen Sicherheitslage gerecht werden.

Herr General, wir bedanken uns für das Gespräch.
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