Mobile Drohnenfabrik – FPV-Produktion in Frontnähe

Mit einer Mini-Fabrik für FPV-Drohnen geht derzeit in Frankreich ein Konzept in die Erprobung, das aus Erfahrungen des Drohnenkriegs in der Ukraine lernen will. Dem hohen Verbrauch von Einwegdrohnen soll damit begegnet werden, dass 3D-Drucker die FPV-Drohnen direkt an der Frontlinie produzieren. Die von Per Se Systems, einem französischen Verband zur Erprobung übergebene mobile Drohnenfabrik soll zehn Drohnen pro Stunde produzieren – doch es gibt auch Nachteile.

Über zehn 3D-Drucker verfügt die mobile Drohnenfabrik von Per Se Systems aus Frankreich.
Über zehn 3D-Drucker verfügt die mobile Drohnenfabrik von Per Se Systems aus Frankreich.
Foto: Per Se Systems

In Frankreich wird derzeit ein System getestet, das von außen wie ein unscheinbarer Anhänger wirkt. Bei näherer Betrachtung ist es eine mobile Drohnenfabrik im Miniformat. Das System könnte auch in einem Container für Lkws untergebracht werden. Entwickelt wurde die mobile Drohnenfabrik vom 2023 gegründeten Start-up Per Se Systems.

Das System, offiziell „Fabrique Mobile Autonome 3D (FMA-3D)“ genannt, ist vollständig autark, hochmobil und auf Kleinserienproduktion von Quadrocoptern ausgelegt. Es folgt dem Konzept einer verteilten Kriegsführung.

Im Inneren befinden sich mehrere industrielle 3D-Drucker, Montageplätze, Werkzeugstationen und Klimatisierung. Die Stromversorgung erfolgt über einen integrierten Generator, ergänzt durch Solarpanels für Nebenverbraucher. Diese Fabrik ist darauf ausgelegt, innerhalb kurzer Zeit nach dem Eintreffen am gewünschten Standort die Produktion aufzunehmen.

Produktion direkt an der Front

Das Prinzip ist einfach: Anstatt Drohnen weit entfernt zu fertigen und sie anschließend ins Einsatzgebiet zu transportieren, entstehen sie direkt dort, wo sie gebraucht werden. Jedes 3D-Druckmodul kann (je nach Drohnenmodell) pro Stunde eine FPV-Drohne drucken. Die mobile Drohnenfabrik beherbergt derzeit zehn Drucker, ergo liefert das System zehn Drohnen pro Stunde. So lassen sich innerhalb eines Tages mehrere Dutzende funktionsfähige Systeme bereitstellen.

Die gedruckten Bauteile müssen dann noch zusammengesteckt und verschraubt werden.
Die gedruckten Bauteile müssen noch zusammengesteckt und verschraubt werden.
Foto: Per Se Systems

Der modulare Aufbau ermöglicht es, Drohnen an wechselnde Missionsanforderungen anzupassen: Sprengköpfe, Kameras oder spezielle Sensoren können vor Ort montiert werden. Selbst kleinere Anpassungen am Design, etwa zur Tarnung oder Reichweitenoptimierung, lassen sich direkt in den Fertigungsprozess integrieren.

Das sind die Vorteile für die Streitkräfte

  • Reaktionsgeschwindigkeit: Statt tagelang auf Nachschub aus zentralen Fabriken zu warten, können Truppen nahezu in Echtzeit auf den Verlust von Drohnen oder neue taktische Anforderungen reagieren.
  • Dezentralisierung: Mehrere kleine Produktionsstätten sind weniger anfällig für gezielte Angriffe des Gegners als ein großes Werk. Fällt eine Einheit aus, bleibt das Gesamtsystem handlungsfähig.
  • Flexibilität: Jede Mini-Fabrik kann auf die örtliche Lage reagieren und passende Drohnen produzieren – ob zur Aufklärung, für präzise Angriffe oder elektronische Störung.
  • Kosteneffizienz: Die Komponenten für FPV-Drohnen sind günstig, der Transport von Bauteilen einfacher und sicherer als der von kompletten Systemen.

Die Produktion von FPV-Drohnen durch eine mobile Drohnenfabrik würde – mit Blick auf Länder wie Deutschland – zudem jene Forderung erfüllen, dass nicht Zehn- oder Hunderttausende Drohnen beschafft werden, sondern die Möglichkeit, diese schnell zu produzieren. Nichts ist heute so schnell veraltet wie eine neue Drohne. Wird diese erst dann produziert, wenn sie gebraucht wird, kann man auch auf das neueste Modell zurückgreifen.

Ist das Konzept der Mini-Drohnenfabrik zu Ende gedacht?

Dieser Vorteil gilt zumindest in der Theorie. Denn eine mobile Drohnenfabrik produziert hauptsächlich innovationsarme Bauteile – Gehäuse, Standfüße, Ausleger und Propeller. Demgegenüber stehen Elektronikbauteile, Motoren, Software sowie Sensoren und Bewaffnung, die auch weiterhin nicht an der Front produziert werden. Die mobile Drohnenfabrik von Per Se System ist also nicht völlig autark.

Die mobile Drohnenfabrik findet Platz in einem handelsüblichen Anhänger.
Die mobile Drohnenfabrik findet Platz in einem handelsüblichen Anhänger.
Foto: Per Se Systems

Hier ergibt sich auch ein weiteres Problem: Die Lieferketten könnten anfälliger sein, wenn sie nicht durchdacht sind. Wenn beispielsweise ein Logistikfahrzeug mit Elektronikbauteilen für 100 Drohnen getroffen wird, ist der Schaden unterm Strich größer, als wenn dieses Fahrzeug mit zehn Drohnen beladen gewesen wäre. Nichtsdestotrotz bleibt eben auch die mobile Drohnenfabrik auf Lieferungen angewiesen.

Ein anderer kritischer Punkt ist die Qualität. Bei der „schlüsselfertigen“ Übergabe der klassischen Fabrik dürfte diese höher ausfallen als bei 3D-gedruckten Exemplaren durch Soldaten an der Front. Wo es auf Masse ankommt, könnte die Qualität allerdings zweitrangig sein.

Frankreich geht diesen Weg nicht allein

Hier könnten die derzeit laufenden Tests bei der französischen 17. Artillerie-Gruppe Aufschluss geben. Die speziell für Ausbildung zuständige Gruppe testet die mobile Drohnenfabrik derzeit auf Praxistauglichkeit.

Auch im Container: ein Arbeitsplatz zur Endmontage und Produktkontrolle.
Auch im Container: ein Arbeitsplatz zur Endmontage und Produktkontrolle.
Foto: Per Se Systems

Gleichzeitig arbeiten andere Länder an ähnlichen Lösungen – Aus China und Indien sind derlei Anstrengungen bekannt. Mobile Containerfabriken, teils mit Robotik- und Automatisierungssystemen, sollen nicht nur Drohnen, sondern auch Ersatzteile und andere kleine Rüstungsgüter produzieren können.

RF Rapidflight aus den USA bietet beispielsweise eine mobile Drohnenfabrik als Containerlösung an. Diese produziert mit ihren 3D-Druckern allerdings etwas größere Starrflügler-Drohnen, die ebenfalls mit verschiedenen Modulen/Nutzlasten ausgestattet werden können. Hier werden 23 Drohnen pro Monat.

Mobile Drohnenfabrik – Vom Prototyp zur Serienlösung

Sollte das System von Per Se Systems in Serie gehen, könnte es in französische Verbände integriert werden. Denkbar wäre sogar, mehrere Einheiten in einem Netzwerk zu verbinden, sodass sie Produktionsdaten und Verbesserungen austauschen. So ließe sich das Drohnendesign laufend optimieren, ohne dass dies den Kampfbetrieb unterbricht.

Mobile Drohnenfabriken klingen nach einem logischen Schritt, wenn gerade Kleinstdrohnen zu einem wesentlichen Instrument des modernen Gefechts – insbesondere des Grabenkampfs – geworden sind. Frankreichs Ansatz zeigt, dass es nicht nur um den Einsatz der Systeme selbst geht, sondern um deren ständige Verfügbarkeit und Anpassungsfähigkeit.

Als akutes Beispiel zeigt die Ukraine aber auch, dass es im Ernstfall nicht auf die Mobilität des Systems ankommt. Als vorteilhaft erweisen sich allerdings der dezentrale Charakter und die Frontnähe. Denn in der Ukraine befinden sich viele kleine Werkstätten verteilt, die in improvisierten, aber funktional ausgerüsteten Räumen die Produktion von FPV-Drohnen sicherstellen. Mobil sind diese nicht, aber flexibel.

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