Münchner Sicherheitskonferenz 2025 – Ein Epochenbruch?

Nach intensiven Diskussionen und hochkarätigen Panels endete die Münchner Sicherheitskonferenz mit klaren Botschaften: Europas Rolle in künftigen Friedensverhandlungen ist ungewiss, die Zeitenwende erfordert schnelle militärische Anpassungen, und Geheimdienste setzen verstärkt auf KI. Welche Konsequenzen ergeben sich für die europäische Sicherheit? Der Abschlussbericht von André Luhmer, Chefredakteur der Crisis Prevention.

Jens Stoltenberg, Münchner Sicherheitskonferenz 2025: Ein Epochenbruch? : Wolfgang Ischinger und Christoph Heusgen. (v. l. n. r.)
Jens Stoltenberg, Wolfgang Ischinger und Christoph Heusgen. (v. l. n. r.)
Foto: MSC / David Hecker

Nach zahlreichen weiteren panel discussions, side events und Doorstep-Gesprächen ging die diesjährige Münchner Sicherheitskonferenz gestern Mittag zu Ende. Christoph Heusgen wurde als Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz von seinem Vorgänger Wolfgang Ischinger und Nachfolger Jens Stoltenberg verabschiedet.

Stoltenberg wird künftig neben seiner Tätigkeit als norwegischer Finanzminister die Geschicke des jährlich stattfindenden hochkarätigen Expertentreffens lenken. Übergangsweise wird Stoltenberg aufgrund seiner aktuellen Aufgabe im norwegischen Kabinett durch das Direktorium vertreten.

Am Samstagabend und Sonntagvormittag fanden im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz im Bayerischen Hof weitere hochinteressante Events statt. Bei einem am gestrigen Abend veranstalteten Side Event im Königssaal unter dem Titel „Prepared, Not scared: A whole-of-society Approach to Defense“ berichteten die ranghöchsten Generäle Deutschlands (Carsten Breuer), Schwedens (Michael Claesson), Singapurs (Aaron Beng) und den USA (Charles Q. Brown) von ihren Konzepten zur Gesamtverteidigung.

General Carsten Breuer im Gespräch mit Moderatorin Rachel Ellehuus.
General Carsten Breuer im Gespräch mit Moderatorin Rachel Ellehuus
Foto: CPM / André Luhmer

Claesson stellte folgendes Motto klar: „Zivile Unterstützung für das Militär“. Breuer verdeutlichte, dass dieser Grundsatz in Deutschland bislang genau umgekehrt galt, nun müsse es künftig aber so heißen wie in Schweden. „Gesamtverteidigung ist keine Einbahnstraße“, betonte Breuer.

Beng erläuterte, dass die Bevölkerung in Singapur in die Verteidigungsstrategie integriert werde und vor allem psychologische Resilienz in Zusammenarbeit mit Schulen, Firmen und Medien von Bedeutung sei. Hier gelte ein „Total defence concept“, so Beng. Der US-amerikanische 4-Sterne-General Brown machte deutlich, dass die Cyberabwehr weiter fokussiert werden müsse.

Werden die Europäer „mit am Tisch sitzen“?

Unter dem Titel „Peace Through Strength – A Plan for Ukraine” trafen sich der ukrainische Außenminister Sybiha, der US-Sonderbeauftragte General Kellogg, der polnische Außenminister Sikorski, der britische Außenminister Lammy und die litauische Verteidigungsministerin Sakaliene.

Bei dieser Veranstaltung wurde Keith Kellogg gefragt, ob er die Europäer bei Friedensverhandlungen auch am Verhandlungstisch sehe. Darauf stellte er die Gegenfrage: „Definieren Sie am Tisch?“ Diese und weitere Äußerungen von Kellogg sorgten für kontroverse Diskussionen.

Am späten Samstagabend fand die Night Cap Session mit dem Titel „(C)overt Custodians: Intelligence for the 21st Century“ unter der Modertion von Deborah Haynes, Sky News, mit den Geheimdienstchefs der EU (Daniel Markic), Südafrikas (Nozuko Gloria Bam) und Estlands (Kaupo Rosin) statt.

Zusammenfassend kann über die Münchner Sicherheitskonferenz festgehalten werden, dass die hybride Bedrohung durch Russland deutlich spürbar ist und dass insbesondere in Estland durch die Digitalisierung des Verwaltungsapparates viele Daten vorliegen. Der Einsatz künstlicher Intelligenz wird weiter ausgebaut, so der Tenor des Meetings.

Diskussionsrunde in der Townhall
Diskussionsrunde in der Townhall
Foto: CPM / André Luhmer

Im Verlauf des Sonntagvormittags fanden weitere Events unter Beteiligung von NATO-Beauftragten und Generälen statt. So betonte General Bennett, British Forces, die Wichtigkeit von militärischen und zivilgesellschaftlichen Vorbereitungen im Kontext der Zeitenwende.

Auf Zeitenwende folgt Epochenumbruch – Münchner Sicherheitskonferenz

Abschließend sprach Wolfgang Ischinger im WELT-Interview von einem Epochenbruch durch die veränderten transatlantischen Beziehungen. Fest steht: Der Fokus liegt auf Landes- und Bündnisverteidigung, die Zeitenwende wird durch die Kritik der USA an den europäischen Staaten noch verschärft. Die Kriegstüchtigkeit der Bundeswehr wird noch beschleunigter voranschreiten müssen.

 

Autor: André Luhmer

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