Neues von der PARIS AIR SHOW

Der heutige Tag auf der PARIS AIR SHOW begann nicht nur ohne nennenswertes Verkehrschaos, man spürt auch: Alle Teilnehmenden sind nun endgültig auf der PAS 23 angekommen. Die Stände sind voll besetzt, die Informationsdichte ist hoch und die Community freut sich endlich wieder in Paris zu sein. Mit 2453 Ausstellern aus insgesamt 49 Staaten ist die Industrieseite in beachtlicher Zahl vertreten. Mit ca. 2500 angemeldeten Journalisten dürfte das internationale mediale Echo über den Globus getragen werden. Wir sind gespannt, welche Informationen wir in den kommenden Tagen noch erhalten dürfen.
Eine Eurodrone auf dem Rollfeld der PAS 23.
Foto: cpm Forkert/ Lauterer/ Wunsch

Bewaffnungsoptionen von KNDS

Anläßlich der Paris Air Show 2023 zeigt KNDS eine große Anzahl an Bewaffnungsoptionen für verschiedene Plattformen zu Luft, Land und See.

Das größte System ist RAPIDFIRE. Dieses ist bereits in Nutzung und kann in Land- und Seeplattformen integriert werden. Es dient zur Abwehr von Bedrohungen aus der Luft (Unmaned Aeriel Systems, Hubschrauber, Flugzeuge im Fighter Ground Attack (FGA)-Modus, Cruise Missiles) und zu Land. Laut KNDS ist das System leicht und kompakt und läßt sich schnell und einfach integrieren. Dank der verschiedenen verfügbaren Munitionsarten (Air-Burst für Luft- und Landziele, Point Detonation, Armoured Piercing Fin Stabilized Discarding Sabot (APFSDS)) kann sie Multi-Role-Einsätze abdecken.

Die Waffe basiert auf der 40CTA (40 mm Cased Telescoped Ammunition). Als Sensor dient ein 3D-Radar. Die Reichweite wird mit 4 km gegen Luftziele und 2,5 km gegen Landziele angegeben.

Die SH20 im Kaliber 20 mm x 102 NATO nutzt die 20M621 wird in Hubschraubern für die Door Gunner integriert. Die Reichweite beträgt bis zu 2,5 km und wird vor allem bei Close Air Support (CAS) und Combat-Search & Rescue (C-SAR) eingesetzt.

Mit dem POD NC621 kommt hier ebenfalls eine Weiterentwicklung der 20M621 zum Einsatz. Seit 2023 steht mit der NC 261 LCR (Links & Cases Recovery) eine neue Variante zur Verfügung. Der Pod kommt bei mittleren Transporthubschraubern als Bewaffnung zum Einsatz. Laut KNDS liefert diese Bewaffnung 9-mal mehr Effekt im Ziel und bis zu 26-mal mehr Fragmente als vergleichbar eine 12,7 mm-Bewaffnung (.50 BMG). Die Schussrate beträgt 720 S/Min. und die Reichweite 2 km. Der Pod wurde bereits bei einer Vielzahl an Hubschraubermodellen integriert.

Noch in der Entwicklung befindet sich das ARX30 C-UAV System. Es soll der Infanterie als Schutz von Landfahrzeugen aus dienen. Genutzt wird die 30M 781MPG Kanone im Kaliber 30 mm x 113 – die Landvariante der 30 mm-Kanone aus dem Kampfhubschrauber TIGER. Als Sensoren dienen eine Farb-CCD, ungekühltes Infrarot sowie ein Laserentfernungsmesser. Zusätzlich kann auf dem Fahrzeug ein Radar integriert werden (MAJES). Diese Bewaffnung soll die GL40 sowie Waffenstationen im Kaliber 12,7 mm ersetzen. KNDS gibt die Reichweite mit 2 km an und die Schussrate mit 225 bis 720 S/Min. Zudem stehen verschiedenen Munitionsarten zur Bekämpfung der land- und Luftziele zur Auswahl.

GS20 RAPID FIRE auf dem Stand von KNDS.
Foto: cpm Forkert/ Lauterer/ Wunsch

PAS 2023: französisches Verteidigungsministerium zeigt neuen Hubschrauber Streitkräfte

Das französische Verteidigungsministerium zeigt auf der Paris Air 2023 den Airbus Helicopters H160M GEPARD als Mock-Up. Dieser ist für das Programm für leichte Hubschrauber Streitkräfte (Hélicoptère Interarmées Léger – HIL). Es ist vergleichbar mit dem deutschen Vorhaben Light Utility Helikopter Streitkräfte (LUH SK). Bei der Bundeswehr sollen alle drei Teilstreitkräfte dasselbe Modell erhalten, hier vor allem für In-Übunghaltung der Piloten. In Deutschland ist der H145M angedacht. Für das Heer auch mit H-Force, um die Maschine zu bewaffnen. In Frankreich werden zwei Ziele mit dem H160M verfolgt: der Ersatz der aktuellen Hubschrauberflotten in den drei Teilstreitkräften, die aus fünf verschiedenen Modellen (Fennec, Gazelle, Panther, Alouette III und Dauphin) besteht sowie die allgemeine Verbesserung des Erhalts der Flotte in betriebsbereitem Zustand (maintien en condition opérationnelle – MCO). Die Modularität und Vielseitigkeit der H160M ermöglichen es, das gesamte Aufgabenspektrum mit einem Modell abzudecken. Es handelt sich um einen Hubschrauber der 6-Tonnen-Klasse. Auch die Gendarmerie wird zehn H160M erhalten.

Die H160M wird fürs französische Heer und die Luftwaffe mit H-Force von Airbus ausgestattet, um für leichte Angriffsoperationen bewaffnet werden zu können. Zudem kann er schnell umgerüstet und umkonfiguriert werden, um verschiedene Missionen zu erfüllen: Infiltration von Spezialkräften, Close Air Support (CAS), Abfangen aus der Luft Medical Evacuation (MedEvac), Aufklärung, Operationen in den Bereichen C4I, Search & Rescue-Einsätze, Überwachung der maritimen Umwelt und Schiffsabwehr. Für den Einsatz bei der Marine kann er als Bewaffnung die leichte Anti-Schiffs-Rakete (ANL) Sea Venom von MBDA aufnehmen. Diese hat eine Reichweite von 20 km und wir bereits in der britischen Marine eingesetzt. Weitere Bewaffnungsoptionen sind verschiedene Maschinengewehre in den Türen und 70 mm Raketen. Dazu verfügt der H160M unter anderem über ein Windensystem, einen Lasthaken und eine Hebevorrichtung, die auch für paramilitärische Einsätze genutzt werden können. Der Hubschrauber kann durch den KC-130J – die zusammen mit der deutschen Luftwaffe betrieben werden – betankt werden. Die Maschine kann fünf vollausgestattete Soldaten transportieren, neben der Crew von 2 Piloten, 272 km/h schnell fliegen und laut Hersteller eine Reichweite von bis zu 848 km haben.

Der H160M ist der erste Hubschrauber einer neuen Generation und basiert auf dem EASA-zertifizierten zivilen H160 Modell. Er zeichnet sich durch niedrige Betriebskosten und optimierte Flugsicherheit aus, so der Hersteller. Darüber hinaus kann das H160M in eine gesicherte digitale Supportumgebung integriert werden.

Das französische Heer soll im Jahr 2027 die ersten Maschinen erhalten, 2028 (Marine) und 2030 (Luftwaffe) folgen dann die anderen Teilstreitkräfte. Das HIL-Programm zielt auf den Ersatz von rund 174 Hubschraubern ab. Es ist geplant, 180 Flugzeuge zu beschaffen, laut Ankündigung vom 22. Dezember 2021.

Ein Mockup des H160M auf der PAS 23.
Foto: cpm Forkert/ Lauterer/ Wunsch

Rohde und Schwarz Radios in der EURODRONE

Das Münchener Unternehmen zeigt auf der PAS 23 sein R&S AR5000, welches in naher Zukunft den sicheren Betrieb der Eurodrone gewährleisten soll. Airbus greift somit auf einen bekannten Partner aus dem Projekt A400M zurück. Die beiden Unternehmen konnten in diesem höchst anspruchsvollen System ihre gute Zusammenarbeit bereits unter Beweis stellen. Der Vertrag über die Integration der R&S AR5000 in die Eurodrone wurde bereits Ende 2022 geschlossen. Bis 2026 soll die Fertigung der modernen Radios abgeschlossen sein. Dank seiner langjährigen Erfahrung konnte das Unternehmen Rohde und Schwarz in seiner Konzeption des Produktes auf vielseitige Erfahrungen zurückgreifen. Selbstverständlich ist die Interoperabilität des Systems gewährleistet, muss es in europäischen Lufträumen schließlich stets den Sicherheitsanforderungen entsprechen und somit sicher in allen Phasen der Operation agieren.

Einer der größten Vorteile des deutschen Garanten für sichere Kommunikation ist, dass das Unternehmen im Zusammenhang mit den Zertifizierungen rund um die Funkausstattung des A400M bereits einige Erfahrungen mit den Notwendigen Maßnahmen für eine zivile Zertifizierung erlangen konnte. Aufbauend auf diesem Umfangreichen Erfahrungsstand gilt Rohde und Schwarz auch in diesem Projekt als zuverlässiger Partner und wird das Gesamtsystem EURODRONE maßgeblich unterstützen.

Das System kann in einem Frequenzbereich von 30 bis 512 MHz kommunizieren. Die Steuerung erfolgt entweder über einen MIL-STD-1553B Datenbus oder ein RS-485 Interface. Eine Integration eines vergleichbaren Systems wäre auch für das Projekt rund um das Future Combat Air System (FCAS) denkbar. Wie sich das Unternehmen hierzu aufstellen wird, wird sich sicherlich bald zeigen.

Das R&S AR500 Radio aus der SOVERON Radio Familie wird Teil der Eurodrone.
Foto: cpm Forkert/ Lauterer/ Wunsch

DIEHL liefert Armament Computer für Tiger MkIII

Anläßlich der Paris Air Show 2023 hat Airbus Helicopters und Diehl Aerospace einen Vertrag zur Lieferung des Armament Computers für das TIGER MkII-Programm unterzeichnen.

Mit dem Tiger MkIII-Programm werten Frankreich und Spanien ihre Kampfhubschrauber umfassend auf. Diehl Aerospace – ein Joint Venture von Diehl Aviation und Thales – entwickelt und produziert dafür im Auftrag des Herstellers Airbus Helicopters den Waffenrechner Tiger Armament Computer (TAC) samt Betriebssystem. Mit dem Upgrade bleibt der Tiger über die kommenden Jahrzehnte ein unverzichtbarer Baustein für die europäischen Streitkräfte und wird kommenden Aufgaben gerecht.

Der Computer bietet eine herausragende Rechenleistung und erfüllt höchste Ansprüche an die Verfügbarkeit des Systems. Aufgabe des TAC ist es, das Waffenarsenal samt Bugkanone, lasergesteuerten Raketen und Flugkörpern auch unter schwersten Bedingungen verlässlich zu steuern. Besonderer Vorteil: Die Streitkräfte können flexibel unterschiedlichste Software auf den TAC aufspielen – und weitere Funktionen jederzeit ergänzen. Bei deutlich gesteigerter Leistung konnten sowohl Gewicht als auch Größe der Rechnerplattform deutlich reduziert werden. Diehl Aerospace bietet damit eine einmalige Kombination aus Effizienz, Flexibilität und Skalierbarkeit – und sichert so die Zukunftsfähigkeit des Kampfhubschraubers. Der neue Rechner kombiniert die Hard- und Software und lässt sich dadurch besonders einfach integrieren. Auch bietet es so die schnelle Option auf spätere Erweiterungen. Er ist nur noch halb so groß und schwer wie das Vergleichssystem im aktuellen Kampfhubschrauber. Außerdem benötigt er weniger Energieversorgung.

Florian Maier, CEO Diehl Aerospace: „Europas Streitkräfte brauchen leistungsstarke Kampfhubschrauber. Das ist wichtiger denn je. Ich bin stolz, dass Diehl Aerospace dazu einen Beitrag leistet und den Tiger mit dem besten Waffenrechner ausstattet. Ich finde es beispielhaft, wie Airbus Helicopters und Diehl Aerospace im Tiger MkIII-Programm die europäische Zusammenarbeit in besonderer Weise leben.“

Einen Prototypen des Tiger Armament Computer (TAC) nahmen Vertreter beider Unternehmen nach der Vertragsunterschrift auf der Paris Air Show in ihre Mitte. Von links nach rechts: Benno Petersen (Diehl Aerospace), Florian Maier (Diehl Aerospace), Oliver Lehmann (Airbus Helicopters), Ulrich Linnemann (Airbus Helicopters) und Marco Krause (Diehl Aerospace).
Foto: Diehl

Autoren: André Forkert, Christian Lauterer, Matthias Wunsch

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