Es gibt zwei große Kampfflugzeug-Programme in Europa: Das britisch-italienisch-japanische Tempest und das deutsch-französisch-spanische FCAS. Und dann gibt es noch Schweden mit seiner robusten, vielseitigen und performanten Gripen. Ursprünglich war Schweden bei Tempest mit dabei, stieg aber nach vier Jahren in 2023 aus. Nun hat Saab von der schwedischen Behörde für Verteidigungsmaterial (FMV) einen Auftrag zur Erstellung von Konzeptstudien für die künftigen Luftkampfsysteme erhalten.
Ein Grund für den damaligen Ausstieg Schwedens aus Tempest war der Preis. Schweden wollte ein bezahlbares, zeitnah verfügbares und auf die Bedrohung aus Russland ausgerichtetes Kampfflugzeug kurzer Reichweite. Das Team Tempest plant einen hochgezüchteten, auf die Zukunft (mit entsprechenden Zeitschienen versehenen) Multirollen-Command-Fighter inklusive zugehöriger Cloud und unbemannten Systemen für verschiedenste Szenare. Es ist eine Schere, die sich bereits zwischen Eurofighter gegenüber Gripen aber auch der Rafale abzeichnete.
Nun wurde also Saab mit den entsprechenden Planungen für das zukünftige schwedische Kampfflugzeug beauftragt. Dazu gehören Konzeptstudien für bemannte und unbemannte Lösungen in einem System-of-Systems sowie Technologieentwicklungen und deren Demonstration. Saab wird dabei eng mit dem FMV, den schwedischen Streitkräften, der schwedischen Verteidigungsforschungsagentur, GKN Aerospace und anderen Industriepartnern zusammenarbeiten. Die Vertragslaufzeit ist 2024 bis 2025, der Abschluss mit der Präsentation der Ergebnisse soll also zeitnah geschehen.
„Dies ist ein wichtiger Schritt zur Klärung der Technologieauswahl und der wirtschaftlichen Optionen, bevor entschieden wird, wie die zukünftige Luftwaffe mit Material ausgestattet werden soll“, sagt Lars Helmrich, Leiter des Geschäftsbereichs Luft- und Raumfahrt bei der schwedischen Behörde für Verteidigungsmaterial (FMV). Es soll eine Grundlage für anstehende Entscheidung geschaffen werden, wie der Bedarf an Kampfflugzeugen nach 2040 gedeckt werden könne, um einem zukünftigen Bedrohungsszenario Rechnung zu tragen. Helmrich betont: „Angesichts der langen Entwicklungszeiten und der zu treffenden Entscheidungen ist es gut, dass die Arbeit jetzt beginnt. Es ist für uns auch selbstverständlich, dass sich die Luft- und Raumfahrtindustrie in dieser Phase mit ihrem Wissen beteiligt.“
Saab will hierfür nicht nur bestehende Zusammenarbeiten und Partnerschaften weiter ausbauen, sondern auch Innovationsplattformen wie die Defense Innovation Initiative der schwedischen Regierung und den Defense Innovation Accelerator der NATO (DIANA) mit einbeziehen.
„Saab befindet sich in einer starken Position. Nachdem wir erst kürzlich die Gripen E und GlobalEye erfolgreich verwirklicht haben, verfügen wir über die fortschrittliche Technologie und das technische Know-how, um das Konzept des zukünftigen Kampfflugzeugs zu entwickeln“, sagt Lars Tossman, Leiter des Saab-Geschäftsbereichs Aeronautics. „Wir werden also auch in Zukunft innovative Lösungen anbieten, um den künftigen operativen Anforderungen der schwedischen Streitkräfte und anderer Kunden gerecht zu werden.“
Die Konzeptstudien, die in diesem Vertrag enthalten sind, werden parallel zur Modernisierung der Gripen C/D und zur Einführung des Gripen E in Schweden und Brasilien durch Saab durchgeführt, teilte das Unternehmen mit. Weitere Nutzer mit einem nennenswerten Bestand an Gripen, die zukünftig entsprechend von dem schwedischen Programm zum neuen Kampfflugzeug profitieren können, sind Brasilien, Südafrika, Thailand, Tschechien und Ungarn.
Dorothee Frank
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