Shahid Bagheri – Irans Umbau vom zivilen Frachter zum Drohnenträger

Die iranische Marine baut in einem einzigartigen Vorgehen zivile Frachtschiffe zu militärischen Plattformen um. Diese deuten auf einen Wendepunkt in der maritimen Kriegsführung hin, in dem verstärkt auf Masse zu günstigem Preis gesetzt wird. Das neueste – aber nicht einzige – Beispiel iranischer Umbautätigkeit ist das ehemalige Frachtschiff „Perarin“, welches jetzt als Shahid Bagheri für den Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge ausgerüstet und an die Marine der Islamischen Revolutionsgarde übergeben wurde. Der Iran setzt damit weiter auf Drohnentechnologie, um seine Reichweite und Schlagkraft zu erhöhen.

Der iranische Drohnenträger Shahid Bagheri kurz vor der Fertigstellung seines Umbaus. Der X-Kanal @Navy_Iranian leakte Bilder aus Bandar Abbas im Mai 2024.
Der iranische Drohnenträger Shahid Bagheri kurz vor der Fertigstellung seines Umbaus. Der X-Kanal @Navy_Iranian leakte Bilder aus Bandar Abbas im Mai 2024.
Foto: x / @Navy_Iranian

Die „Shahid Bahman Bagheri“ stellt einen Meilenstein in der maritimen Kriegsführung dar. Anders als beispielsweise der türkische Drohnenträger TCG Anadolu wurde dieses Schiff aus einem ehemaligen Containerschiff für den Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge (UAVs) umgebaut. Die Umwandlung des zivilen Containerschiffs in Bandar Abbas – einem der drei Hauptstützpunkte der iranischen Marine – ist Teil einer neuen maritimen Strategie des Iran.

Das Land will seine militärische Schlagkraft auf den Weltmeeren ausweiten, ohne dabei auf kostspielige und komplexe Flugzeugträger angewiesen zu sein. Das Vorgehen verdeutlicht, wie der Iran zivile Ressourcen für militärische Zwecke adaptiert.

Iranischer Drohnenträger „Shahid Bahman Bagheri“

Mit einer Länge von etwa 240 Metern und einer Breite von 32 Metern bietet die Shahid Bagheri eine gute Grundlage für einen Umbau. Das Schiff ist damit in seiner Größe vergleichbar mit der auf der spanischen Juan-Carlos-I-Klasse basierenden TCG Anadolu und den japanischen Hubschrauberträgern der Izumo-Klasse.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Flugzeugträgern reichen bei Containerschiffen die Aufbauten meist über die gesamte Breite des Schiffs – im Fall der Perarin befinden sich diese am Heck. Um dennoch eine Start- und Landebahn zu schaffen, wurden für die Bagheri seitliche Flächen montiert. So kommt das Schiff auf eine diagonal angelegte Landebahn von rund 170 Metern Länge und 18 Metern Breite.

Auf Satelitenbildern werden die Dimensionen der Start-und Landebahn der Shahid Bagheri deutlich. Auch andere Aufbauten, wie der mutmaßliche Flugkontrollraum sind dargestellt.
Auf Satelitenbildern werden die Dimensionen der Start-und Landebahn der Shahid Bagheri deutlich. Auch andere Aufbauten, wie der mutmaßliche Flugkontrollraum sind dargestellt.
Collage: x / @Navy_Iranian

Die als Sprungschanze am Bug des Schiffes montierte Erhöhung ist für den Einsatz diverser iranischer Drohnen geeignet. Die Shahid Bagheri soll beispielsweise Aufklärungs- und Kampfdrohnen wie die Qods Mohajer-6 oder die Shahed-136 aufnehmen können. Letztere – sogenannte Kamikazedrohnen – sind in der Lage, strategische Ziele an Land und auf See anzugreifen. Sie müssen nicht wieder auf dem iranischen Drohnenträger landen können.

Anders die relativ neue HALE-Drohne (High-altitude long endurance) Shahed 149 Gaza, über deren Einsatz ebenfalls spekuliert wird. Diese Drohne mit einer Reichweite von 7.000 km und einem Startgewicht von 3,2 Tonnen könnte allerdings schon zu groß für den iranischen Drohnenträger sein. Zweifelsfrei böte die Kombination den iranischen Streitkräften eine enorme Reichweitenvergrößerung. Laut jüngster Meldungen wurde das Schiff bereits Ende 2024 fertiggestellt und den iranischen Seestreitkräften übergeben.

Umbau der Shahid Bagheri – Vom Frachter zum Drohnenträger

Der Umbau der Shahid Bagheri begann 2022 in der ISOICO-Werft westlich von Bandar Abbas. Das Schiff – ursprünglich ein im Jahr 2000 von Hyundai Heavy Industries gebautes 3.280 TEU-Containerschiff – wurde zunächst ins Trockendock gebracht. Dort wurden nach Auswertung von Open-Source-Sattelitenbildern alle kommerziellen Strukturen entfernt, um Platz für militärische Aufbauten zu schaffen.

Bis Mitte Mai 2022 wurde das Deck des Schiffs komplett geleert und die Bemalung auf ein graues Farbschema umgestellt. Damals ein erster Hinweis auf die militärische Nutzung.

Im November desselben Jahres begannen die oben erwähnten Arbeiten am neuen Flugdeck. Gleichzeitig wurden auf dem Hauptdeck und in den unteren Sektionen des Schiffs Lagerkapazitäten für Drohnen und Munition geschaffen.

Modulare Ausrüstung – kein reiner Drohnenträger

Spannend ist die beim Umbauprozess verfolgte modulare Vorgehensweise mit Containern (bei einem Containerschiff auch naheliegend). Der X-Kanal Amir teilte ein Video vom Abschuss einer iranischen Dezful-Mittelstreckenrakete von einem anderen umgebauten Frachter – aus einem Container heraus. Auch Drohnen ließen sich so aus Containern vom Deck der Shahid Bagheri starten.

Vermutlich erhielt die Shahid Bagheri zudem umfassende Kommunikations- und Kontrollsysteme, um als strategischer Knotenpunkt für UAV-Einsätze in abgelegenen Regionen zu dienen.

Bis Ende 2023 war das Schiff nahezu fertiggestellt, wie aus geleakten Werftbildern und Satellitenaufnahmen hervorgeht. Da Containerschiffe üblicherweise 25 bis 30 Jahre genutzt werden, wäre die Formulierung „Rentenalter“ in Bezug auf die Shahid Bagheri wohl nicht ganz abwegig – man könnte aber auch von einem „zweiten Leben“ sprechen, welches die Iraner dem Schiff geschenkt haben.

Weitere Umbauten für die iranische Marine

Die Shahid Bagheri ist nur eines von mehreren zivilen Schiffen, die der Iran zu militärischen Plattformen umgebaut hat. Auch die 2020 und 2023 in Dienst gestellten „Shahid Roudaki“ und „Shahid Mahdavi“ sind ehemalige Containerschiffe, die nun als schwimmende Basen für kleinere Boote und Hubschrauber dienen. Über eine Start- und Landebahn verfügen diese Schiffe allerdings nicht.

Die ebenfalls aus einem zivilen Frachter militärisch umgebaute Shahid Roudaki wurde 2020 in Dienst gestellt.
Die ebenfalls aus einem zivilen Frachter militärisch umgebaute Shahid Roudaki wurde 2020 in Dienst gestellt.
Foto: wikimedia / Tasnim

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist die „Makran“, ein ehemaliger Öltanker, der in ein multifunktionales Versorgungsschiff umgebaut wurde und 2021 in der Ostsee für Aufsehen sorgte. Alle diese Schiffe belegen die Vielseitigkeit der iranischen Marine und deren Bestreben, mit begrenzten Ressourcen eine größere strategische Reichweite zu erzielen.

Ob die Schiffe im Ernstfall einer Konfrontation mit Israel oder anderen westlichen Nationen lange standhalten könnten, ist allerdings fraglich. Zu wenig ist über die weitere Bewaffnung und eventuelle Schutzsysteme der iranischen Schiffe bekannt.

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