Russland untersucht erbeuteten Leopard 2 A6

Auch dies ist Teil der Propaganda: Der russische Rüstungskonzern Uralvagonzavod veröffentlichte auf seinem offiziellen Telegram-Kanal ein Video, indem ein im Krieg erbeuteter Leopard 2 A6 in eine seiner Hallen für die weitere Untersuchung gefahren wird. Der Kampfpanzer scheint in gutem Zustand zu sein.

Der Leopard 2 A6 wird beim russischen Rüstungskonzern Uralvagonzavod abgeladen.
Der Leopard 2 A6 wird beim russischen Rüstungskonzern Uralvagonzavod abgeladen.
Screenshot, Video: Uralvagonzavod

„Das feindliche Fahrzeug ist derzeit aufgebockt“, lautete die Mitteilung von Uralvagonzavod. „Die Spezialisten unseres Konzerns haben mit der Zerlegung von Komponenten, Systemen und Einheiten des Leopard begonnen. Nach der Durchführung von Untersuchungen und der Analyse der Ergebnisse wird eine fachliche Bewertung des tatsächlichen militärtechnischen Niveaus der einzelnen Systeme und des erbeuteten Fahrzeugs als Ganzes vorgenommen werden.“

Uralvagonzavod ist nicht nur der größte Panzerbauer Russlands, sondern gilt auch als größter der ganzen Welt. Aus den Hallen des Unternehmens stammen alle russischen und sowjetischen Eigenentwicklungen ab 1936, darunter der jüngste Kampfpanzer Armata. Die Spezialisten, die nun den Leopard 2 A6 untersuchen, verstehen also was sie sehen.

Leopard 2 A6

Deutschland hat insgesamt 18 Leopard 2 A6 an die Ukraine geliefert. Es ist die modernste Version in der Ukraine und mit über 200 Kampfpanzern die aktuelle Standardversion des deutschen Heeres, das allerdings bereits auf die Version Leopard 2 A7V geht. Sogar 123 Leopard 2 A8 sind bereits unter Vertrag.

Der erste Leopard 2 A6 wurde im März 2001 an die Bundeswehr übergeben, die eingesetzte Technologie spiegelt also den Stand von vor 25 Jahren wider. Ziel der Version war die Erhöhung der Feuerkraft, später folgte eine weitere Verbesserung des Schutzes, was zur Version 2 A6M führte.

Propaganda vor Erkenntnis

Die Veröffentlichung des Videos durch Uralvagonzavod dient allerdings nicht dem Erkenntnisgewinn, sondern vor allem der Propaganda Richtung Westen mit Schwerpunkt Deutschland. Schließlich hatte die Bundesregierung stark gezögert, bevor sie ihre Zustimmung zur Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine gab. Schließlich finden im nächsten Jahr Bundestagswahlen statt und schließlich leben in Deutschland über 2,5 Millionen Russlanddeutsche, die weiterhin in den russischen sozialen Medien wie VK oder den entsprechenden Telegram-Kanälen auf russisch vernetzt sind. Hinzukommen die durch Russland geförderten Parteien am linken und rechten Rand der deutschen Politik.

Es ist nicht der erste Fall solcher Propaganda. Bereits im Mai dieses Jahres hatte die russische Regierung auf den Straßen Moskaus „Trophäen der russischen Armee“ organisiert, eine Art Ausstellung, bei der in der Ukraine erbeutete Waffensysteme und Fahrzeuge zu sehen waren. Darunter befanden sich auch ursprünglich deutsche Marder und Leopard.

Es ist dementsprechend mit weiteren solchen Bildern zu rechnen. Obwohl die deutschen Kampfpanzer den russischen gegenüber als deutlich überlegen gelten, unüberwindlich sind sie schließlich nicht. Je nach Datengrundlage sollen zwischen 25 und 35 Leopard-Kampfpanzer in der Ukraine zerstört worden sein, hiervon wurden weniger als 20 durch die russischen Streitkräfte erbeutet. Von diesen 20 dürfte der im Video gezeigte Leopard 2 A6 mit am besten erhalten gewesen sein.

Nun wird er also erforscht, so wie NATO-Experten jene russischen Exponate erforschen, welche die Ukraine ihnen zur Verfügung stellt. So wenig schön der Anblick des Leopard in einer russischen Rüstungshalle auch ist, es kann dort nur herausgefunden werden, was vor über zwanzig Jahren in deutsche Kampfpanzer verbaut wurde. Und selbst der Nachbau und die Implementierung dieser Technologien dürfte Russland Jahre bis Jahrzehnte kosten. Die aktuellen Entwicklungen, die sich in den neuesten Versionen und zukünftigen Kampfpanzern wiederfinden, erhält Russland durch diese Untersuchung nicht.

Hier geht es zum Video bei Reddit (wegen der Datenschutzeinstellungen von Telegram).

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