Heute meldete die Luftwaffe die Initial Operating Capability (IOC) des ersten deutschen Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM an Bundeskanzler Olaf Scholz, Verteidigungsminister Boris Pistorius und den Inspekteur der Luftwaffe. Gleichzeitig erhielt der Projektverantwortliche im BAAINBw als Vertreter des Beschaffungsamtes den symbolischen Schlüssel durch den CEO von Diehl Defence, Helmut Rauch.
Oberstleutnant Reif, der selbst noch auf dem Waffensystem ROLAND ausgebildet wurde, zieht folgenden Vergleich: „Bei ROLAND, da mussten Sie am Waffensystem ziemlich fingerfertig sein. Sie haben fast immer beide Hände und hohe koordinative Fähigkeiten zur Bedienung der Waffenanlage gebraucht, insbesondere unter Bedingungen des elektronischen Kampfes. Das war für den Operateur deutlich komplizierter.“
Viele Dinge, die man bei ROLAND noch manuell eingeben musste, kann IRIS-T SLM automatisiert. „Die Bedienkonsolen im Feuerleitstand von IRIS-T SLM sind moderne Flachbildschirme mit Farbdisplays, die zusätzlich auch mit verschiedenen Karten hinterlegt werden können. Das gab es früher in den Waffensystemen nicht“, führt der Kommandeur der Flugabwehrraketengruppe 61 weiter aus. „Das war bei ROLAND alles analog. Die Bildschirme basierten auf Röhrentechnik und waren zweifarbig. Es ist bei den modernen Systemen jetzt alles ganz anders und dadurch auch wesentlich benutzerfreundlicher.“
Integration in die NATO-Luftverteidigung
Ganz identisch gegenüber den in der Ukraine erfolgreich eingesetzten IRIS-T SLM ist das deutsche System allerdings nicht. Um wie vorgesehen mit dem NATO Integrated Air and Missile Defence System (NATO IAMD) kompatibel zu sein, wird etwa eine Link16-Anbindung benötigt.
Durch den taktischen Datenlink können die Systeme dann auch Luftlagedaten von anderen Sensoren empfangen und von übergeordneten Gefechtsständen Bekämpfungsaufträge erhalten. Gleichzeitig ist das deutsche Luftverteidigungssystem natürlich auch in der Lage, die eigenen Daten in diesen Luftverteidigungsverbund einzuspeisen oder seine Launcher einem solchen Verbund als Wirkmittel zur Verfügung zu stellen.
Zudem werden die deutschen IRIS-T SLM Systeme mit einem modernen, NATO standardisierten Freund-Feind Kenngerät ausgestattet (IFF Mode 5), um eine Gefährdung eigener Luftfahrzeuge auszuschließen.
Die deutschen IRIS-T SLM
Ein IRIS-T SLM System besteht aus drei Startgeräten, einem Sensor sowie einem Gefechtsstand, der bis zu acht Startgeräte führen kann. Ergänzt wird der Gesamtkomplex durch Unterstützungselemente wie Werkstatt-, Ersatzteil- und Nachladefahrzeuge.
Das System wurde durch Deutschland im Rahmen von MEADS entwickelt, um ein High-Performance-Low-Cost Element für die Luftverteidigung zu erhalten.
Die Low-Cost ergab sich ursprünglich durch die Nutzbarkeit der in der Luftwaffe vorhandenen Luft-Luft-Lenkflugkörper IRIS-T, dies wurde als IRIS-T SLS (Surface Launched Short Range) realisiert und auch bereits in anderen Ländern – Schweden war der Erstkunde – eingeführt. Deutschland hat sich allerdings für IRIS-T SLM (Medium Range) entschieden, wo ein modifizierter Lenkflugkörper IRIS-T für mehr Reichweite (40 km gegenüber 12 km bei SLS) sorgt.
Das Luftverteidigungssystem besitzt eine hohe taktische Mobilität, Dislozierbarkeit der Startgeräte und Mehrfachzielbekämpfung. In der Ukraine erreicht IRIS-T SLM laut Hersteller eine Trefferquote von nahezu 100 Prozent – und das sogar bei großen Angriffswellen mit über 12 Flugzielen.
Deutschland wird insgesamt sechs IRIS-T SLM erhalten, deren Zulauf bis Mitte 2027 erfolgen soll. Die heutige Übergabe ist dementsprechend auch ein wichtiger Meilenstein für die deutsche Verteidigungsfähigkeit.
„Ich halte es auch für wichtig der Bevölkerung zu zeigen, wo das Sondervermögen der Bundeswehr hinfließt“, resümiert Oberstleutnant Reif das heutige Event in Todendorf. „Als Kommandeur habe ich natürlich noch den positiven Nebeneffekt der Werbung für meinen Verband und diesen Standort. Wir merken ein deutlich gestiegenes Interesse und haben mittlerweile so viele Besuchsanfragen, die können wir gar nicht alle bedienen. Aber es rufen auch immer wieder Soldaten an die gezielt fragen: Habt ihr noch ein Stelle für mich? Ich würde auch gerne zu IRIS-T SLM kommen.“
Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!
Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen: