Der Name Mars 3 anstelle von Euro-PULS entstand dabei, um auch jene Länder zu adressieren, die mit israelischen Systemen – PULS stammt von Elbit Systems – Probleme haben, aktuell besonders Norwegen. Aus diesem Grund zeichnet sich allerdings ab, dass Norwegen eine koreanische Raketenartillerie beschaffen wird, obwohl Mars 3 die Lenkflugkörper des norwegischen Unternehmens Kongsberg nutzt und auch weitere norwegischen Elemente in dem System vorhanden sind.
Die Flexibilität von Mars 3/Euro-PULS
Früher war Mars ein Kettenfahrzeug, heute ist es Rad. Dies folgt der aktuellen Entwicklung, dass die Länder vermehrt auf Radfahrzeuge setzen. Für Euro-PULS kann das ein beliebiger Truck sein, sowohl 6×6 als auch 8×8. Deutschland wählte für seine Systeme den 8×8 Tracker von Iveco.
Was das Euro-PULS/Mars 3 besonders macht ist, dass es neben den Fahrzeugplattformen auch agnostisch zu den Missiles ist. Das System kann die Flugkörper von Elbit, die diese für das PULS verkaufen, verschießen. Es kann aber auch schwedische Missiles verschießen oder eben die Naval Strike Missile (NSM) von Kongsberg.
Die einzige Ausnahme sind aktuell noch US-amerikanische Flugkörper, da hierfür die Erlaubnis der USA eingeholt werden muss. Die deutsche Regierung ist allerdings bereits in Verhandlungen und die Industrie rechnet fest mit einer solchen Erlaubnis, da diese schließlich seinerzeit für Mars 2 auch erteilt wurde.
Später sollen zudem zukünftige Missiles integriert werden, besonders die Very Long Range, die im Moment zwischen Norwegen und Deutschland entwickelt wird.
Genau diese Flexibilität ist denn auch das Alleinstellungsmerkmal von Mars 3, das es von der gesamten Konkurrenz abhebt: Die Fähigkeit Flugkörper von unterschiedlichsten Missilefirmen tatsächlich zu integrieren.
Der Schutz der Ostsee
Eine weitere Besonderheit ist die Multi-Domain-Fähigkeit. Mars 3 soll explizit nicht nur Land gegen Land abdecken, sondern auch Land gegen See. Wenn beispielsweise Schweden, Norwegen, Dänemark und Deutschland so ein System besitzen, dann könnten sie die gesamte Ostsee komplett gegen russische Schiffe schützen. Deutschland, Niederlande und Dänemark haben Euro-PULS bereits unter Vertrag.
Mit diesen landbasierten Systemen ließe sich also die gesamte Ostsee abschotten, ohne Marine einsetzen zu müssen. Ein Vorgehen, dass auch andere Länder bereits einleiten. So investiert Polen beispielsweise über eine Milliarde in Küstenartillerie, um die Ostsee von Land aus zu kontrollieren und im Ernstfall sperren zu können.
Die Naval Strike Missile von Kongsberg
Möglich wird die großräumige Verteidigung mittels Mars 3 durch die Naval Strike Missile (NSM) von Kongsberg. Bei dieser handelt es sich um einen Marschflugkörper. Sie weist also nicht die typische ballistische Kurve auf, sondern hat ein Marsch-Triebwerk mit Booster, ähnlich anderen Marschflugkörpern wie etwa dem Taurus. Die Reichweite liegt bei um die 300 km.
Der Gefechtskopf ist ausgelegt auf Flächenwirkung sowie auf Tiefenwirkung gegen Fahrzeuge oder andere leicht geschützte Ziele. Dies macht den Flugkörper ideal auch für die Küstenartillerie.
Zudem besitzt der Flugkörper eine autonome Target Recognition. Dabei handelt es sich um eine halb-intelligente Fähigkeit, eine Bibliothek, wodurch die Missile weiß, worauf sie schießen muss. Die NSM unterscheidet also bei Schiffen wo die Schwachstelle ist, z.B. der Radarkühler, um das gegnerische Schiff blind zu machen.
Schnelle Einsatzfähigkeit
Mars 3 zeichnet sich zudem durch eine schnelle Einsatzfähigkeit aus. Nach Erreichen der Stellung werden die Stabilisierungsfüße hydraulisch ausgefahren und in unter einer Minute ist das System einsatzbereit. Gleiches gilt für das Verlassen der Stellung. Mit dieser Geschwindigkeit kann das System also schnell schießen und dann wieder verschwinden, um nicht Ziel eines Gegenangriffs zu werden.
Erst im Februar diesen Jahres schloss Elbit Systems mit dem BAAINBw den Vertrag zur Beschaffung von fünf Euro-PULS für umgerechnet rund 55 Millionen Euro für die Bundeswehr ab. Im Juni zeigte KNDS Deutschland dann erstmals die deutsche Konfiguration, dort auch zuerst als Mars 3 bezeichnet, mit der Naval Strike Missile (NSM) von Kongsberg.
Die ersten Systeme sollen bereits im Jahr 2026 an die Bundeswehr geliefert werden, um die fünf an die Ukraine abgebebenen Mars II zu ersetzen und den deutschen Streitkräften gleichzeitig neue und bessere Fähigkeiten zu bieten. Das Testschießen in Norwegen im Juli dieses Jahres verlief bereits erfolgreich. Und nun wird also über die Beschaffung von weiteren über hundert Systemen für die Bundeswehr verhandelt.
Insgesamt ist Mars 3 somit ein Paradebeispiel dafür, wie schnell Beschaffung gehen kann. Vom Vertrag bis zur Auslieferung in gerade einmal einem Jahr.
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