Das Thema Manned-Unmanned Teaming (MUM-T) wird bisher vor allem im Bereich Luft und Land betrachtet. Ein Hubschrauber steuert oder hat zumindest direkten Zugriff auf die Sensoren und Bilder der vorausfliegenden Drohne.
Oder bei einem ähnlichen Szenario fährt ein Unmanned Ground Vehilce (UGV) als weitreichender und abstandsfähiger Aufklärungssensor einem bemannten Kampffahrzeug oder den Spezialkräften voraus. Jetzt hat die US-amerikanische Firma L3Harris gezeigt, wie die Überlegenheit im Gefechtseinsatz auch unter Wasser funktionieren kann. Das Iver-AUVs (Autonomous Underwater Vehicle) wurde in die hybride Unterwasserflotte etabliert.
L3Harris definiert den Unterwasser-Gefechtsraum mit seinem autonomen Unterwasserfahrzeug (AUV) Iver4 und der bahnbrechenden Technologie zum Starten und Bergen durch die Torpedorohre (TTL&R) neu. In einer kürzlich im Mittelmeer durchgeführten Seeoperation mit der britischen Royal Navy im Rahmen des Projekts Scylla führten die AUVs von L3Harris erfolgreich Start- und Bergungsoperationen von U-Booten aus durch und demonstrierten damit einen bedeutenden Fortschritt für die Royal Navy.
Dieser Test bestätigte nicht nur die Fähigkeiten des AUV Iver4, sondern markierte auch einen entscheidenden Schritt hin zu einer hybriden Seeflotte, in der bemannte Plattformen unbemannte Plattformen als Kraftmultiplikatoren ergänzen und so die Überlegenheit im Gefechtseinsatz sichern.
Projekt Scylla: Eine neue Ära der Unterwasserkriegsführung
Das im Rahmen der AUKUS-Säule 2 durchgeführte Projekt Scylla ist eine wegweisende Zusammenarbeit zwischen Australien, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten (AUKUS) zur beschleunigten Entwicklung von Unterwasserfähigkeiten der nächsten Generation.
Durch die Beibehaltung der Tarnkappeneigenschaften – Verbringung und Bergung der AUVs unter Wasser und ohne Auftauchen – verbessert die TTL&R-Technologie die Überlebensfähigkeit und taktische Reichweite in umkämpften Gewässern.
Autonome Unterwasserfahrzeuge (AUVs) können Routineoperationen übernehmen und so das U-Boot für dringende Missionen freistellen. Zudem können sie als Sensor voraus abstandsfähig Aufgaben übernehmen und so die Durchhalte- und Überlebensfähigkeit des U-Bootes deutlich erhöhen.
Mit der Übung im Mittelmeer wurde nun nachgewiesen, dass das Konzept sowohl auf US-amerikanischen als auch auf verbündeten U-Boot-Plattformen erfolgreich erprobt und damit die Einsatzbereitschaft und Systemaustauschbarkeit der Technologie bestätigt wurde – ein zentrales Ziel von AUKUS. Neben US-Booten und der britischen Royal Navy wurden ähnliche Übungen schon mit der australischen Marine durchgeführt.
Operative Agilität unter Wasser
Die Möglichkeit, AUVs in ein fahrendes, getauchtes U-Boot zu verlegen, bietet einen bedeutenden taktischen Vorteil. Bemannte Plattformen verbleiben in sicheren oder verdeckten Positionen, während AUVs risikoreiche Operationen durchführen. Nach der Rückkehr liefert das AUV hochpräzise Daten für die Missionsplanung und integriert so nahtlos die Zusammenarbeit von bemannten und unbemannten Systemen in den U-Boot-Betrieb.
Da das AUV viele Aufgaben und Nutzlasten auf- und übernehmen kann, sind auch noch ganz andere Szenarien denkbar. Zum Beispiel die Nachschubversorgung von Spezialkräften am Strandabschnitt. So müsste kein Schlauchboot mehr eingesetzt werden, das eher aufgeklärt und bekämpft werden kann.
Autonomie, die in der Praxis überzeugt
Die autonomen Systeme von L3Harris wurden für den Einsatz in komplexen und umkämpften Umgebungen entwickelt und reduzieren operative Risiken für Besatzung und Plattformen bei gleichzeitiger Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten. Dank fortschrittlicher Nutzlastintegration erkennt, verfolgt und neutralisiert die Iver4 Unterwasserbedrohungen – ohne Kompromisse bei Tarnung oder Missionsintegrität einzugehen.
Gestützt auf umfassende Praxiserfahrung und bewährte Leistungsfähigkeit treibt L3Harris die Entwicklung von Unterwasser-Kriegsführungsfähigkeiten kontinuierlich voran und sichert so die Zukunft einer hybriden Marineflotte.
Das autonome Unterwasserfahrzeug Iver4 900 bietet Anwendern ein neues, robustes System mit einer Reichweite von 300 Metern, dass sich durch lange Einsatzdauer und uneingeschränkte Transportmöglichkeiten dank des lithiumfreien Standarddesigns von L3Harris auszeichnet, so der Hersteller. Iver4 900 ist standardmäßig mit wiederaufladbaren NiMH-Akkus ausgestattet, die Laufzeiten von bis zu 20 Stunden und eine Reichweite von 40 Seemeilen für lange An- und Abmarschmissionen ermöglichen (mit einem Lithium-Ionen-Akku sind Laufzeiten von 40 Stunden und 80 Seemeilen möglich – abhängig von Nutzlast und Stromverbrauch).
Das System bietet eine robuste Konstruktion aus Titan und Kohlefaser, die Nutzlasten sind im Nassanschluss, benutzerdefiniert und austauschbar. Das System ist tragbar (104 kg) und hat eine 200 m DVL-Bodenverriegelung sowie laut Anbieter eine hohe Tiefengenauigkeit.
Der Durchmesser beträgt 9 Zoll bei einer Lände von 2,5 Metern. Die Tauchtiefe wird mit 300 Metern, die Marschgeschwindigkeit mit >3 Knoten (max. Geschwindigkeit >5 Knoten) angegeben. Die Kommunikation erfolgt drahtlos 802.11n, über Iridium (SBD) oder akustische Kommunikation. Die Navigation erfolgt an der Oberfläche über GPS (WAAS-korrigiert), unter Wasser über Nortek DVL INS.
Als Software wird VectorMap genutzt, dieses ermöglicht die Missionsplanung und Datenanzeige, erstellt GeoTIFF-Bilder von Seitensichtsonar-Aufzeichnungen (Seitensichtsonar mit Dualgrequenz 1600/600 kHZ mit Bathymetrie (900/600 kHZ optional)) und KMZ-Dateien für Google Earth sowie ein Sonar Mosaic. Angetrieben wird das AUV über einen bürstenloser Gleichstrommotor mit dreiblättrigem Edelstahlpropeller.
Weitere Nutzlasten sind das inerferometrisches, korregistriertes Sonar Edgetech 2205B (Streifenbathymetrie 600 kHz), SVP-Sensor Schallgeschwindigkeitssonde (AML) sowie Doppler-Geschwindigkeitslog Nortek DVL mit ADCP (5 Strahlen – 1 Vertikal) mit 200 m Bodenerfassung. Das AUV kann auch per Hand ferngesteuert werden – max. 300 m Reichweite.
Neben der IVER4 900 wird auch die Iver4 580 AUV-Variante sowie IVER3 angeboten.
Text: Redaktion / af
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