Nur zwei 25 Mio Vorlagen in der letzten Sitzung vor der Wahl?

Noch Anfang der Woche sprach die stellvertretende Abteilungsleiterin Rüstung im BMVg, Ministerialdirigentin Anke Meyer, auf dem DWT-Symposium von fünf 25 Mio Vorlagen, die in der kommenden Woche durch den Haushaltsausschuss beraten werden sollen. Doch auf der heute an die Ausschussmitglieder versendeten Tagesordnung, die CPM Defence Network vorliegt, befinden sich nur zwei Vorlagen: Die eine behandelt die Beschaffung von Abschussgerät und Patrone Wirkmittel 90  sowie Panzerfaust 3, die andere NEMO-Mörser auf Patria 6×6 (CAVS), diese Kombination wird Bundeswehr-intern als „Zukünftiges System Indirektes Feuer kurze Reichweite“ geführt.

Die Bundeswehr erhält als Zukünftiges System Indirektes Feuer kurze Reichweite den NEMO-Mörser auf CAVS. Die entsprechende 25 Mio Vorlage wird als eine der letzten Bundeswehrbeschaffungen noch in dieser Legislatur durch den Haushaltsausschuss gehen.
Die Bundeswehr erhält als Zukünftiges System Indirektes Feuer kurze Reichweite den NEMO-Mörser auf CAVS. Die entsprechende 25 Mio Vorlage wird als eine der letzten Bundeswehrbeschaffungen noch in dieser Legislatur durch den Haushaltsausschuss gehen.
Foto: Patria

Dass die erwartete DIRCM-Serienintegration für das Transportflugzeug A400M in dieser Legislatur nicht mehr kommen würde, war bereits am Montag klar. Dass auf der heute verteilten Tagesordnung dann aber doch nur zwei anstelle von fünf Beschaffungsvorlagen auftauchten, habe mit nicht eingehaltenen Fristen zu tun, verriet ein mit dem Vorgang vertrauter Mitarbeiter gegenüber CPM Defence Network. Die Vorlagen, bei denen es sich um eine Nachbeschaffung von Waffenstationen des Typ FLW 100 und 200, weitere Soldatensysteme IdZ (Infanterist der Zukunft) und das Projekt TAWAN (Tactical Wide Area Network) handeln soll, könnten allerdings noch von den Regierungsfraktionen als Ergänzungsantrag eingebracht werden. Somit stehen die Chancen gut, dass der Haushaltsausschuss in seiner letzten Sitzung am 29. Januar doch noch fünf 25-Millionen-Euro-Vorlagen behandelt.

Möglich macht das Artikel 111 im Grundgesetz, der es dem Bundestag erlaubt, auch ohne Haushalt für das laufende Jahr Rüstungsvorhaben umzusetzen. Wichtig ist hierfür, dass es sich um Fortsetzungsmaßnahmen handelt. Alle fünf der genannten Vorlagen tauchen bereits mit Verpflichtungsermächtigungen im Regierungsentwurf für 2025 auf und können daher nach Artikel 111 im Ausschuss behandelt werden. Da allerdings – wie aktuell der Fall – bei einer vorläufigen Haushaltsführung ganz genau hingeschaut wird, ergeben sich hin und wieder kleinere Herausforderungen, wie eben die nicht eingehaltenen Fristen. Diese stellen jedoch kein wirkliches Hindernis dar.

Zukünftiges System Indirektes Feuer kurze Reichweite

Der Tagesordnungspunkt 26 der nächsten Sitzung des Haushaltsausschusses behandelt den „Abschluss eines Vertrages mit einem Volumen von mehr als 25 Mio. Euro im Sondervermögen ‚Bundeswehr‘ und im Einzelplan 14; Projekt „Common Armoured Vehicles System (CAVS)“; Research and Development Work Package Agreement Wheeled Heavy Mortar System“. Dahinter verbirgt sich das Zukünftige System Indirektes Feuer kurze Reichweite, genauer der NEMO-Mörser auf einem Patria 6×6, wobei dieses Fahrzeug identisch mit CAVS ist, das die Füchse in der Bundeswehr ablösen soll. Diese Beschaffung ist also gleichzeitig als erster Schritt zur Fuchs-Nachfolge zu sehen.

Patria NEMO ist ein 120mm-Mörsersystem, das eine Feuerrate von drei Runden in 15 Sekunden bietet. Die Reichweite liegt bei über zehn Kilometern, abhängig von der Munition. Der Mörser ist in der Lage, sogenanntes MRSI (Multiple Rounds Simultaneous Impact) abzugeben, bei dem bis zu sechs Granaten gleichzeitig auf das Ziel treffen. Der Geschützturm und das gepanzerte Fahrgestell schützen dabei die typischerweise drei Mann Besatzung vor ballistischen Bedrohungen, Minen und IED sowie vor Kampfstoffkontaminationen innerhalb der Schutzstufe des Trägerfahrzeugs. Der mit 1,9 Tonnen eher leichte und kompakte Geschützturm lässt sich auf verschiedenen Fahrzeugen installieren, es existiert mittlerweile sogar eine Marineversion.

Das Fahrzeug Patria 6×6 bzw. CAVS ist wiederum eine überaus flexibel und modular ausstattbare Plattform, von der aktuell bereits fast 1.000 Fahrzeuge unter Vertrag oder in der Auslieferung sind. Deutschland trat dem Projekt 2023 bei und unterzeichnete im Mai 2024 die Forschungs- und Entwicklungsvereinbarung für das Common Armoured Vehicles System (CAVS) als Fuchs-Nachfolger.

Der große Vorteil von CAVS ist die große laufende Produktionslinie. Dies ermöglicht nicht nur den zeitnahen Einkauf von Fahrzeugen, sondern auch die Verfügbarkeit von kostengünstigen Ersatzteilen. Das Fahrzeug entspricht dadurch tatsächlich der Forderung aus dem BMVg und der Bundeswehr, bevorzugt verfügbare Systeme zu beschaffen. CAVS existiert nicht nur bereits und bewährt sich in ersten Einsätzen, es ist zudem ein modernes System, dessen Technologien den aktuellen Stand abbilden. Das erste Fahrzeug ging schließlich erst im November 2021 an Lettland.

Die modulare Bauweise des Patria 6×6 ermöglicht eine Vielzahl spezifischer Konfigurationen für unterschiedliche Einsätze. So bietet der designierte Fuchs-Nachfolger in der normalen Konfiguration Schutz nach STANAG Level 2, optional kann ein erweiterter ballistischer und Minenschutz der STANAG-Stufe 4 integriert werden.

Das Fahrzeug verfügt über einen mobilitätsoptimierten, durchgehenden Allradantrieb und eine Lenkung über die beiden vorderen Achsen. Eine amphibische Fähigkeit zum Durchqueren von Gewässern und für amphibische Landungen ist als Option erhältlich. Die mögliche Zulast liegt beim Fuchs-Nachfolger bei 8,5 Tonnen, das maximale Gesamtgewicht bei 24 Tonnen, bei einer Reichweite von rund 700 km.

Aktuell existieren von CAVS neben dem Transporter (APC) auch die Rollen Führungsfahrzeug, MedEvac, gepanzertes Transportfahrzeug sowie der nun durch die Bundeswehr zu beschaffende NEMO-Mörser, der bereits auf der Eurosatory 2024 zu sehen war.

Wirkmittel 90 und Panzerfaust 3

Der Tagesordnungspunkt 27 behandelt wiederum den „Abschluss eines Vertrages mit einem Volumen von mehr als 25 Mio. Euro im ‚Sondervermögen „Bundeswehr‘; Abschluss einer Rahmenvereinbarung mit Festbeauftragung zur Beschaffung von Abschussgerät und Patrone (ASG/P) Wirkmittel (WiM) 90 mm sowie von ASG/P Panzerfaust 3 (Pzf3)“.

Das Wirkmittel 90 wurde 2017 in der Bundeswehr eingeführt. Es ist Nachtkampf-fähig und dient zur Bekämpfung sowohl weicher als auch halbharter Ziele, wie etwa leicht gepanzerter Fahrzeuge oder Feldbefestigungen. „Der Schütze kann die Waffe so programmieren, dass die Patrone bei Aufschlag über dem Ziel oder erst nach Durchschlag mit Verzögerung explodiert“, berichtet die Bundeswehr. „Eingesetzt werden kann das Wirkmittel 90 auch zur Beleuchtung des Gefechtsfeldes im visuellen und Infrarotbereich sowie zur Blendung des Gegners durch die Verwendung von Nebelpatronen.“

Die Panzerfaust 3 wurde 1992 in der Bundeswehr eingeführt. Es ist, wie der Name schon sagt, eine Handwaffe zur Panzerabwehr, für die es mittlerweile eine Vielzahl an Munition und somit Wirkungsweisen gibt, wodurch sie sogar in der Lage ist Bunker zu brechen. Mit der Panzerfaust 3 können stehende Ziele auf bis zu 400 und fahrende Ziele auf bis zu 300 Metern Entfernung bekämpft werden.

Autoren: Dorothee Frank & Navid Linnemann
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