Nach über einem Jahr hat Deutschland dem Verkauf von Eurofighter Typhoon Kampfjets zugestimmt. Das zumindest sagte der türkische Verteidigungsminister Yaşar Güler gestern im türkischen Fernsehen über mögliche 40 Eurofighter für die Türkei. Dass Olaf Scholz‘ Nein zum Verkauf wackelte, hatten Analysten bereits nach dessen Besuch in der Türkei vor drei Wochen bemerkt.
„Deutschland hat sich sehr lange gewehrt“, bemerkte Güler in Bezug auf den gewünschten Kauf der Kampfflugzeuge, „doch dank der Unterstützung unserer Freunde in der NATO, des Vereinigten Königreichs, Italiens und Spaniens, hat Deutschland schließlich eine positive Antwort gegeben.“
Vor einem Jahr, als infolge des F-35-Aus und der schleppenden F-16-Verhandlungen mit den USA der türkische Wunsch nach 40 Flugzeugen des Typs Eurofighter erstmals bekannt wurde, war das Nein von Kanzler Scholz noch deutlich gewesen. Grund damals: Die israelfeindliche und Terrorismus verharmlosende Haltung des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
Die mutmaßlich jetzt erfolgte Genehmigung der 40 Eurofighter für die Türkei folgt auf intensive Verhandlungen, bei denen offensichtlich die anderen Eurofighter-Partner ihren Einfluss auf Deutschland geltend gemacht haben. Denn an Erdoğans Position zum Krieg in Gaza hat sich seit letztem Jahr nichts geändert.
40 Eurofighter für die Türkei sind nicht genug
Der Eurofighter Typhoon gilt als eines der modernsten Mehrzweck-Kampfflugzeuge und wird der Türkei neue Fähigkeiten in der Luftüberlegenheit und bei Präzisionsangriffen bieten. Die Entscheidung zum Verkauf des Eurofighter für die Türkei ist in einem geopolitischen Kontext zu sehen, in dem die Türkei ihre Verteidigungsstrategie weiterentwickeln möchte. Modernisierte Systeme wie der Eurofighter könnten das Kräfteverhältnis in der Region beeinflussen und der Türkei strategische Vorteile verschaffen.
Zur türkischen Strategie gehören jedoch nicht nur der Kauf ausländischer Technologie, wie es beim Eurofighter für die Türkei der Fall ist, sondern auch zahlreiche Eigenentwicklungen. Neben dem ersten eigenen Kampfflugzeug Kaan wird im Land derzeit die sogenannte „Stählerne Kuppel“ heiß diskutiert.
„Wir haben heute Flugabwehrsysteme für niedrige Höhen, die sind fast alle schon im Einsatz“, erklärte Güler den aktuellen Stand des ,Systems der Systeme ‘. „Wir haben Luftabwehrsysteme für mittlere Entfernungen. Diese werden ebenfalls national produziert. Wir haben Luft-Luft-Raketen, die von Flugzeugen eingesetzt werden. Es gibt auch ein Luftabwehrsystem für große Entfernungen, SIPER. Wir produzieren ausreichend SİPER, genügend HİSARs, genügend andere Luftabwehrsysteme, wie KORKUTs usw. Sobald wir die Zahl dieser Systeme vervollständigt haben, dass sie alle gleichzeitig von einem System, einer Software, gesteuert werden, dann haben wir die ,Stählerne Kuppel‘.“
Bei Türkei-Deal: Deutsche Waffensysteme gegen Israel
Seit einer Äußerung Erdoğans vor rund einem Monat, dass Israel die Türkei angreifen könnte, muss bei Waffenlieferungen an die Türkei berücksichtigt werden, dass z. B. Eurofighter für die Türkei dann auch gegen Israel eingesetzt werden könnten.
Auch darauf nahm Verteidigungsminister Güler Bezug als er sagte: „Der Präsident hat die Bedeutung der inneren Front erwähnt und erklärt, dass wir diese sichern müssen. Ich denke, dass der Präsident absolut Recht hat: […] auch in einem friedlichen Umfeld ist die Integrität und Stärke der inneren Front immer für ein Land von Vorteil. [Erdoğan fragte rhetorisch:] ,Würde Israel die Türkei angreifen?‘ – Würde unser Präsident so etwas sagen, wenn er nicht eine solche Gefahr sehen würde? Natürlich kann es [Israel, Anm. d. Red.] angreifen.“
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