S-500 TEL: Russland stellt neues Luftverteidigungssystem vor

Das S-500 Prometheus – auch 55R6M „Triumfator-M“ – ist ein modernes russisches Luftverteidigungssystem, das nach russischen Angaben eine der fortschrittlichsten Entwicklungen im Bereich der Luftabwehr weltweit sein soll. Auf der heute beginnenden Moskauer Rüstungsmesse „army 2024“ wird das System offiziell vorgestellt, von dem die Ukraine sagt, sie hätte es bereits zerstört.

Erstes Bild des neuen Luftverteidigungsystems S-500 TEL auf der army 2024 in Moskau.
Erstes Bild des neuen Luftverteidigungsystems S-500 TEL auf der army 2024 in Moskau.
Foto: vk

Entwickelt wurde das System S-500, um eine Vielzahl von Luftzielen in großen Entfernungen und Höhen abzufangen. Die Spannbreite soll nicht nur Flugzeuge und Hubschrauber, sondern auch ballistische Raketen und Marschflugkörper und sogar Hyperschallwaffen umfassen. Das russische Flugabwehrsystem ist eine Weiterentwicklung des bekannten S-400-Systems, soll jedoch eine erheblich verbesserte Leistung und eine erweiterte Reichweite bieten.

Wie die Army Recognition Group berichtet, ist vor allem der TEL (Transporter Erector Launcher)-LKW des S-500 Prometheus neu. Auf dem Bildmaterial aus Russland ist der Lkw zu sehen, auf dem die Abschussvorrichtung zur mobilen Verlegung montiert ist. Das S-500 TEL gilt als Schlüsselelement des gesamten Systems.

Entwicklung des Luftverteidigungssystems S-500

Die Entwicklung des S-500 Prometheus begann Anfang bereits 2011 beim größten russischen Rüstungskonzern Amas-Antei, das auch schon den Vorgänger S-400 produziert. Das 55R6M Luftabwehrsystem sollte nicht nur als Reaktion auf die wachsenden Bedrohungen durch moderne westliche Luft- und Raumfahrzeuge sowie Raketen verstanden werden, sondern auch fähig sein, neuartige Bedrohungen abzuwehren.

Ab 2014 wurden erste Schießtests durchgeführt. Im Jahr 2018 soll bei einem Langstreckentest ein Ziel in 480 km Entfernung bekämpft worden sein, was nicht ganz der angegebenen Maximalreichweite von 600 km entspricht.

Seit 2021 soll das S-500 Luftverteidigungssystem bei den russischen Streitkräften im Einsatz sein und für die Flugabwehr um Moskau verantwortlich sein.

Technische Spezifikationen und Fähigkeiten des 55K6MA

Das System soll in der Lage sein, Ziele in einer Entfernung von bis zu 600 Kilometern zu erfassen und – nach russischen Angaben – in Höhen von bis zu 200 Kilometern zu zerstören. Zum Vergleich: Die maximale Wirkhöhe von Arrow 3 beträgt 100 km. Dies bedeutet, dass es nicht nur in der Lage wäre, Luftziele auch im nahen Weltraum zu bekämpfen.

Ein zentraler Bestandteil des S-500-Systems ist die 77N6-N1-Rakete, die speziell für den Einsatz gegen ballistische Raketen entwickelt wurde. Diese Rakete soll in der Lage sein, Hyperschallziele abzufangen, die mit Geschwindigkeiten von über 5 Mach fliegen. Zusätzlich dazu gibt es verschiedene andere Raketenmodelle, die für unterschiedliche Einsatzbereiche optimiert sind.

Weitere Komponenten des S-500 sind die Kampfleitstation 85Zh6-1, das Fernerkennungsradar 60K6, die Flugabwehreinheit 55K6MA, das Radar 91N6AM. Das russische Luftverteidigungsystem kann in bestehende Luftverteidigungssysteme integriert werden und beispielsweise mit dem S-400-System und anderen russischen Luftverteidigungseinrichtungen zusammenarbeiten, um eine mehrschichtige Verteidigung zu gewährleisten.

Einsatzorte des S-500 und mögliches Versagen

Das Flugabwehrsystem Prometheus wurde entwickelt, um den Luftraum über wichtigen strategischen Zielen wie Städten, militärischen Basen und kritischen Infrastrukturen zu schützen. Wie oben erwähnt, soll es bereits seit 2021 in bzw. bei Moskau im Einsatz sein. Ein zweiter Einsatzort des S-500 wurde im Juli dieses Jahres bekannt. Die Ukraine erklärte, Russland hätte ein solches System auf der Krim stationiert, um die Brücke Kertsch zu schützen. Die Brücke gilt als elementar für die Versorgung der russischen Besatzungstruppen auf der Krim.

Kurz darauf hieß es vonseiten der Ukraine, man habe trotz der Anwesenheit des S-500 mehrere Treffer auf eine Radaranlage auf der Krim mit amerikanischen ATACMS landen können. Sollte das System, welches angeblich bis zu zehn Interkontinentalraketen gleichzeitig bekämpfen kann, tatsächlich auf der Krim im Einsatz sein, würde dies für die Krim-Brücke dennoch keinen 100-prozentigen Schutz bedeuten.

Was bleibt vom S-500?

Der S-500 „Prometheus“ zeigt, dass Russland weiterhin seine militärischen Fähigkeiten modernisiert. Die potenzielle Abwehr von Hyperschallwaffen und anderen modernen Bedrohungen zeigt, dass Russland sich auf einen Konflikt mit solchen Waffen vorbereitet. Wobei Russland selbst (möglicherweise neben China) das einzige Land ist, welches aktuell über diese Fähigkeit verfügt.

Die jetzt veröffentlichten Bilder des S-500 TEL geben also einen ersten Einblick in das, was viele als die Zukunft der russischen Luftverteidigung betrachten. Bleibt zu hoffen, dass kein NATO-Partner auf die Idee kommt, auf der „army 2024“ eine entsprechende Bestellung in Auftrag zu geben.

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