Ab Dezember ist die deutsche Heron TP bewaffnet

Es war ein langer Kampf zwischen militärischen Realitäten und ethischen Bedenken, bevor der Haushaltsausschuss am 6. April 2022 den Weg frei machte zur Bewaffnung der deutschen Heron TP Drohnen. Nun steht der Zulauf der ersten Lenkflugkörper an, wie cpm Defence Network erfahren konnte.

German Heron TP 92+52 mit Tiger-Sonderfolierung startet im Rahmen vom NATO Tiger Meet 2024 vom Fliegerhorst Jagel. Im Dezember treffen dann auch die ersten Lenkflugkörper für die deutschen Drohnen ein.
German Heron TP 92+52 mit Tiger-Sonderfolierung startet im Rahmen vom NATO Tiger Meet 2024 vom Fliegerhorst Jagel. Im Dezember treffen dann auch die ersten Lenkflugkörper für die deutschen Drohnen ein.
Foto: Bundeswehr/Ann-Kathrin Steinbring

Mit der Bewaffnung dieser Drohnen des israelischen Unternehmens IAI geht Deutschland den nächsten Schritt auf dem steinigen Weg zur Nutzung unbemannter militärischer Systeme. Die Heron und deren Nachfolger Heron TP haben dabei mehrere Wege geebnet.

Erst am 2. Mai 2024 erteilte das Luftfahrtamt der Bundeswehr die Verkehrszulassung für die Heron TP, wodurch Starts oder Landung in und aus Deutschland heraus überhaupt möglich wurden. Am 15. Mai wurde die erste Heron TP dann endgültig an die Luftwaffe übergeben.

„Die German Heron TP ist das erste unbemannte Luftfahrzeug, das mit einer deutschen vollumfänglichen Verkehrszulassung mit weltweiter Gültigkeit betrieben wird“, berichtete die Luftwaffe seinerzeit. „Gleichzeitig nimmt die Drohne im Rahmen des sogenannten Demonstrationsflugbetriebes „Landes- und Bündnisverteidigung“ vom Fliegerhorst Jagel in Schleswig-Holstein aus erstmalig auch am allgemeinen Luftverkehr teil. Das heißt, sie wird zusammen mit allen zivilen und militärischen Flugzeugen im kontrollierten Luftraum über Norddeutschland fliegen. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Anfangsphase sind auch grenzübergreifende Flüge geplant.“

Heron TP: Beschafft für den Einsatz

Nun folgt also die Bewaffnung des unbemannten Systems, das bei der Bundeswehr durch zwei ausgebildete Piloten vom Boden aus betrieben wird – andere Nationen haben andere Zusammenstellungen, da die Drohne mittels Wegpunktenavigation und ausgefeilter interner Steuerungsanlage auch längere Strecken oder Missionen autonom fliegen kann. Die Heron TP kann schließlich bei minimaler Payload bis zu 27 Stunden in der Luft bleiben. Als Aufklärer soll sie über einem Standort kreisen, nicht wie die amerikanischen Predator Angriffsmissionen fliegen, darauf ist das Design ausgelegt.

Die Drohnen sind allerdings nicht alle in Deutschland stationiert. Die Ausbildung an den Systemen findet in Israel statt und dort ist auch eine entsprechende Anzahl der deutschen Drohnen stationiert, von denen wiederum einige zwischenzeitlich den israelischen Streitkräften für ihren Kampf gegen die Terrororganisation Hamas zur Verfügung gestellt wurden.

„In den kommenden Jahren sollen bis zu sechs Systeme von Deutschland aus betrieben werden.“, berichtet die Luftwaffe. Damit wäre dann ein System mehr in der Nutzung, als ursprünglich vorgesehen. Als im Juni 2018 der Vertrag zwischen BAAINBw und IAI unterzeichnet wurde, ließ das BMVg noch verlauten: „Insgesamt fünf Fluggeräte und vier Bodenstationen wird die Firma ADAS beim israelischen Hersteller Israeli Aerospace Industries für diese Zwecke bestellen und nach den Vorgaben des BAAINBw an die deutschen Bedürfnisse anpassen lassen. Damit kann das System in bis zu zwei Einsatzgebieten gleichzeitig zum Einsatz kommen.“

Es war damals noch die Zeit der Ausrichtung auf den Einsatz und zwei Einsatzgebiete gleichzeitig mussten als Fähigkeit für die Bundeswehr reichen. Das Wort „Bewaffnung“ wurde seinerzeit vorsichtshalber gar nicht erst in den Mund genommen.

Die Bewaffnung der deutschen Drohnen

Doch die Zeiten haben sich geändert und nun steht – angesichts der zu sehenden Einsatzrealitäten in der Ukraine – die Bewaffnung der deutschen Drohnen Heron TP kurz bevor. „Die genaue Bezeichnung der Lenkflugkörper für die Heron TP ist eingestuft und kann daher leider nicht offengelegt werden“, betont ein Sprecher des BMVg gegenüber cpm Defence Network und führt weiter aus: „Die Lenkflugkörper wurden im April 2022 bestellt. Der Zulauf der ersten Lenkflugkörper ist für Dezember 2024 vorgesehen.“

Was bis dahin dann auch stehen muss, sind die Grundsätze für den Einsatz der Bewaffnung von unbemannten Systemen. Schließlich greift hier ein weiteres Technologienovum, das ähnlich wie die Teilnahme von Drohnen im zivilen Luftraum Fragen aufwirft.

„Die in der hausinternen Schlussabstimmung befindlichen Einsatzgrundsätze für den Einsatz bewaffneter unbemannter fliegender Systeme haben wir unter Beachtung der Maßgabebeschlüsse erarbeitet“, berichtet der Sprecher des BMVg gegenüber cpm Defence Network. „Mit Blick auf die Erarbeitung war uns hier die Sorgfalt wichtiger als die Geschwindigkeit.“

In diese Einsatzgrundsätze sollen schließlich die einschneidensten sicherheitspolitischen Veränderungen mit einbezogen werden, da auch die Bewaffnung von Drohnen nur vor dem Hintergrund der Landes- und Bündnisverteidigung sowie der Beobachtungen aus dem Ukraine-Krieg in sinnvolle Vorgaben gegossen werden können. „Der Verteidigungsausschuss und der Auswärtige Ausschuss werden anschließend über die Einsatzgrundsätze informiert“, so der Sprecher BMVg abschließend.

Bis spätestens Dezember 2024 müssen allerdings die Einsatzgrundsätze stehen. Schließlich treffen dann die ersten Lenkflugkörper für die Heron TP ein und sollten durch die Soldaten im Ernstfall nutzbar sein – ohne sich auf juristisch unsicheren Boden zu begeben.

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