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Cyber Innovation Hub der Bundeswehr gewinnt NATO Innovation Challenge

Der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw) hat die NATO Innovation Challenge zum Thema „Militärische Mobilität“ in Ljubljana, Slowenien, gewonnen. Mit der Idee „Yarded“ haben Bundeswehr-Intrapreneure eine digitale Lösung entwickelt, die das Potenzial hat, die militärische Mobilität der NATO zu revolutionieren.

Cyber Innovation Hub der Bundeswehr gewinnt NATO Innovation Challenge
Cyber Innovation Hub der Bundeswehr gewinnt NATO Innovation Challenge
Foto: Cyber Innovation Hub

Yarded, als digitale Lösung, optimiert logistische Abläufe bei der Koordinierung von Fahrzeug- und Materialströmen. Die Software ermöglicht die effiziente Planung und Steuerung dieser Ströme, um die multinationalen Einsatzanforderungen im RSOM-Prozess der NATO zu erfüllen.

Der RSOM-Prozess (Reception Staging and Onward Movement) erfordert die Überführung von Truppenteilen durch Deutschland in Einsatzgebiete. Yarded digitalisiert und automatisiert diesen Prozess in den Phasen Planning, Operation und Postoperation. Das System bietet intelligente Empfehlungen, dient als Entscheidungshilfe und ist auf Laptops sowie mobilen Endgeräten anwendbar, basierend auf dem NATO Tool LOGFAS.

Eine Sprecherin des CIHBw erklärte gegenüber cpm Defence Network: „Bilder vom Beginn des Ukraine-Krieges von einem kilometerlangen Stau des russischen Militärkonvois vor Kiew gingen im März 2022 durch die Medien. Wie lässt sich so ein Szenario im Bündnis- und Verteidigungsfall vermeiden? Yarded liefert die Antwort und sorgt dafür, dass überlebenswichtiges und kampfentscheidendes Material pünktlich im Einsatzgebiet ankommt. Die Idee hat großes Potential, die logistischen Prozesse der NATO weiterzuentwickeln und zu optimieren, da das Logistik Bataillon 163 als Dreh- und Angelpunkt für alle NATO-Nationen im Bündnis- und Krisenfall gilt. Innerhalb der NATO ist der deutsche Verband sogar der einzige zertifizierte Verlegeverband, der derzeit einsatzbereit ist.“  Die Software wurde konzipiert, um optimal mit den grundlegenden logistischen Abläufen der NATO zu harmonieren und die Beförderung von Ausrüstung und Material durch die deutsche NATO Response Force im unerwarteten Einsatzfall, beispielsweise durch feindliche Angriffe, zu erleichtern.

Insgesamt wurden 40 Ideen und Konzepte eingereicht, von denen es elf ins Finale schafften. Unter den sechs NATO-Ländern in der Endrunde setzte sich Yarded als bahnbrechendes Konzept durch. Sven Weizenegger, Leiter des CIHBw, betonte die Bedeutung des Erfolgs und unterstrich, dass Innovation harte Arbeit sei: „Wir sind unheimlich stolz auf diesen Erfolg! Der Sieg bei der NATO Innovation Challenge ist eine großartige Teamleistung! Die Entstehung von unserem Innovationsvorhaben „Yarded“ zeigt exemplarisch, wie wir im CIHBw arbeiten. Entstanden ist das Vorhaben im Kopf von kreativen Soldatinnen und Soldaten, die im vergangenen Jahr an unserer Innovation Challenge Logistik teilgenommen haben.“

Die Entstehung von Yarded verdeutlicht die Zusammenarbeit von Bundeswehr-Intrapreneuren, CIHBw, und zivilen Unternehmen wie MVP Factory und VisiTrans.

Der Innovationsprozess, von der Idee bis zum Prototyp, wurde durch den CIHBw begleitet: „Der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr fungiert beim Innovationsvorhaben Yarded seinem Auftrag entsprechend als Möglichmacher und Do Tank für die Streitkräfte“, betonte die Sprecherin des CIHBw. „Innovation ist kein Zufall, Innovation ist harte Arbeit und Innovation ist Thema des CIHBw. Unser Ziel ist es, Yarded nun im weiteren NATO-Kontext zu erproben und möglichst schnell bündnisweit zu skalieren. Das ist unser aktiver Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung.“

Die enge Zusammenarbeit mit Partnern ermöglichte es, Yarded auf einem marktverfügbaren Dual-Use-Produkt aufzubauen, was das hohe Innovationstempo ermöglichte. „Die Ideengeber der Bundeswehr sind permanent in die Entwicklungen eingebunden, definieren ihre Anforderungen an die Software und bewerten diese auch direkt.“

Das bisherige System zur Planung und Koordinierung von Material- und Fahrzeugströmen galt als analog und hochgradig unflexibel. „Im Einsatzfall müssen Soldatinnen und Soldaten des RSOM Bataillons 500 Fahrzeuge pro Tag und ca. 2.000 Tonnen Material in den RSOM-Prozess überführen.

Die Grundlage für diese Excel und Verlegeplanung ist das NATO-Datensystem LOGFAS, in dem der gesamte logistische Prozess abgedeckt ist. An Seehäfen und Bahnhöfen werden dann sogenannte Marshalling-Areas eingerichtet und betrieben, in denen Fahrzeuge und Material für den Weitertransport koordiniert und vorbereitet werden. Die Planung und Koordinierung dieser Material- und Fahrzeugströme bedeutet einen enormen Organisationsaufwand, der aktuell noch mit Excel-Tabellen und Stift auf dem Klemmbrett gemanagt wird. Stellen Sie sich vor, dass Sie verschiedene Fahrzeuge, mit verschiedenen Fahrern und verschiedenen Containern auf einer riesigen Hafenfläche von einem Containerschiff entladen und dann neu zusammenführen müssen. Und das mit einem Excel Ausdruck auf einem Klemmbrett.“

Yarded digitalisiert und automatisiert den RSOM-Prozess, um Zeit zu sparen, Transparenz zu schaffen und eine flexible Umplanung zu ermöglichen. Die Software nutzt weiterhin das NATO Tool LOGFAS als Datengrundlage, jedoch ersetzt sie analoge Planung durch automatisierte und transparente Prozesse.

Yarded wurde in einem Simulationsworkshop erfolgreich getestet, und weitere Tests sind im Rahmen einer Übung mit dem RSOM Bataillon 163 geplant. Der Gewinn in der NATO Innovation Challenge eröffnet Möglichkeiten für den Austausch mit der NATO. Die Implementierung wird darauf abzielen, die Software auf die Bedürfnisse der NATO anzupassen und bündnisweit zu skalieren.

Die Zusammenarbeit bei Yarded erfolgte mit einem Team aus Ideengebern der Bundeswehr, Innovation Managern des CIHBw sowie den zivilen Unternehmen MVP Factory und VisiTrans. Der nutzerzentrierte Ansatz, die permanente Einbindung der Ideengeber und die Verwendung von Design Thinking Methoden trugen dazu bei, die Software an den Bedürfnissen der Truppe auszurichten. Beim CIHBw heißt das auch: „Aus der Truppe, mit der Truppe, für die Truppe.“

Die Zukunft von Yarded verspricht eine revolutionäre Weiterentwicklung der logistischen Prozesse innerhalb der NATO und darüber hinaus. Mit Blick auf die kommenden Jahre stehen bedeutende Schritte und Potenziale im Mittelpunkt, die die Software zu einer unverzichtbaren Ressource für die militärische Mobilität machen könnten.

Diese Software hat das Potenzial, nicht nur die Effizienz der NATO zu steigern, sondern auch innovative Standards für logistische Prozesse weltweit zu setzen. Mit einem klaren Fokus auf Flexibilität, Integration neuer Technologien und internationaler Zusammenarbeit könnte Yarded die Zukunft der militärischen Mobilität entscheidend mitgestalten.

Die NATO Innovation Challenge zum Thema „Military Mobility and Transportation“ wurde gemeinsam mit dem Verteidigungsministerium Sloweniens organisiert. Die teilnehmenden Teams wurden aufgefordert, innovative Ideen, Konzepte und Lösungen für die militärische Transportplanung, interoperable Überwachung und effiziente Planung im transeuropäischen Verkehrsnetz zu präsentieren.

Christina Bornheim 

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