Vor wenigen Tagen gelang es den Huthi-Milizen im Jemen ein amerikanisches MALE-UAV des Typs MQ-9 Reaper über der Provinz Hajjah abzuschießen. Diese Provinz liegt am Roten Meer im Nordwesten Jemens und grenzt an Saudi-Arabien. Der Abschuss bewies erneut, dass sich MALE-UAV (Medium Altitude Long Endurance) mittlerweile zu leichten Zielen selbst für einfache Luftverteidigungssysteme entwickelt haben.
In einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft erklärte der Militärsprecher der Huthis, Brigadegeneral Yahya Saree, dass dies der vierte Abschuss durch die Milizen innerhalb von zwei Wochen sei. Laut Saree setzten die Milizen „eine lokal hergestellte Rakete“ ein, um die Drohne abzuschießen. Die Huthis verfügen über Boden-Luft-Raketen die Flugzeuge abschießen können, wie beispielsweise die iranische Rakete vom Typ 358.
Israel und andere Betreiber von MALE-UAV evaluieren bereits neue „Flugmuster“, um diese großen und vor allem teuren Luftplattformen vor entsprechenden Verteidigungssystemen der Gegner zu schützen. Schließlich verloren allein die USA in den letzten Monaten 15 MQ-9 Reaper MALE-UAV, die über dem Jemen flogen. Sie wurden von iranischen Luftverteidigungssystemen abgeschossen, die von den Huthi-Rebellen betrieben werden.
Seit Ausbruch des Krieges am 7. Oktober hat die Hisbollah im Libanon zudem mehrere israelische Hermes-900-MALE-UAV erfolgreich abgeschossen. Alle wurden von Flugabwehrsystemen getroffen. In Israel wächst daher die Erkenntnis, dass die Einsatzmuster von MALE-UAV aufgrund ihrer zunehmenden Verwundbarkeit geändert werden müssen.
In ganz Europa, aber auch anderen Teilen der Welt, sind MALE-UAV allerdings weit verbreitet. Deutschland nutzt beispielsweise Heron TP aus Israel. Der Konflikt zwischen Israel sowie den iranischen Stellvertretern im Gazastreifen und im Libanon hat das Problem jedoch verschärft.
MALE-UAV oberhalb der MANPADS-Grenze
MALE-UAV können bis zu 24 Stunden über einem Ziel fliegen, wiegen zwischen 0,5 und fünf Tonnen und operieren in Höhen von 15.000 bis 30.000 Fuß. Diese unbemannten Luftfahrzeuge (UAV) haben aufgrund ihrer verbesserten Sensoren, ihrer Ausgereiftheit und ihrer modernen Befehls-, Kontroll- und Kommunikationssysteme zunehmend an Bedeutung in den Bereichen Aufklärung, Zielerfassung, Gebietsüberwachung und Angriffsoperationen gewonnen.
Laut Yair Ramati, ehemaliger Direktor der israelischen Raketenabwehrorganisation im Verteidigungsministerium, können MALE-UAV über der MANPADS-Grenze fliegen, ohne von Flugabwehrsystemen angegriffen zu werden.
„Terrororganisationen wie die Hisbollah, die Hamas, die Huthis und schiitische Milizen im Irak verfügten in der Vergangenheit nicht über die notwendigen Luftverteidigungssysteme, um diese UAV abzuschießen. Da die Iraner jedoch ihr lokal hergestelltes Flugabwehrsystem schrittweise verbessert haben, sind sie nun in der Lage, verschiedene Luftplattformen abzuschießen, darunter auch die von Israel betriebenen MALE-UAV.“
Laut Ramati erfordert diese neue Entwicklung eine Änderung: „Entweder müssen MALE-Aufgaben taktischen Formationen zugewiesen werden, die verschiedene Angriffsquadcopter, kleinere und kostengünstigere UAV und Loitering Munition umfassen, oder es müssen schwer erkennbare jetgetriebene UAV eingesetzt werden. Die Industrie hat gerade erst begonnen, auf diese sich entwickelnde Herausforderung zu reagieren.“
Wie zu erwarten war, gibt es keinen Konsens darüber, wie diesem sich schnell entwickelnden Problem begegnet werden soll. Ein sehr hochrangiger (ret.) Offizier der israelischen Luftwaffe, der an dem Einsatz von UAV beteiligt war, vertritt einen völlig anderen Ansatz.
„Die Option, die MALE-UAV mit Selbstschutzsystemen wie jene von Kampfflugzeugen auszustatten, ist nicht realistisch, da diese das Volumen der von den UAV mitgeführten Waffensysteme beeinträchtigen würden. Eine Möglichkeit besteht daher darin, eine Reihe dieser MALE-UAV mit einem Schutzschirm auszustatten, die von einem speziellen Einsatzflugzeug mit den entsprechenden Schutzsystemen geschaffen wird. Dies erschwert natürlich den Betrieb der UAV, ist aber zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Lösung.“
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