Abstandsfähige Waffen, Interceptoren, Lenkflugkörper und Munition befinden sich seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs deutlich stärker im Fokus der Nutzer und Beschaffer. Die Systeme von MBDA Deutschland sind mit ihren herausragenden Fähigkeiten dementsprechend in der öffentlichen und politischen Betrachtung. Auf der ILA gab Thomas Gottschild, Geschäftsführer von MBDA Deutschland GmbH, nun einen Überblick der aktuellen Entwicklungen seiner Branche.
Eine Forderung zog sich durch die gesamte Präsentation: Die Industrie benötigt Planungssicherheit. Neue Kapazitäten aufzubauen dauert seine Zeit, zumindest in einem Europa im Frieden. „Wir brauchen momentan noch zwei bis drei Jahre, um Produktionslinien mit den entsprechenden Lieferketten wieder hochfahren zu können“, beschrieb Gottschild die aktuelle Lage in der Industrie, die nicht nur für MBDA gelte.
Die Industrie benötigt Planungssicherheit
Der Krieg in der Ukraine zeige allerdings, dass nicht nur die technologischen Fähigkeiten entscheidend sind, sagte Gottschild. „Es geht um die Durchhaltefähigkeit und damit auch um Mengen und um Produktionskapazitäten.“ Es gebe viele Gespräche auch mit der Bundesregierung, deren Inhalt die Produktion und der Ausbau der Kapazitäten der wehrtechnischen Industrie seien. „Wir sind sehr dankbar, dass diese Punkte aufgegriffen werden und die Politik sich bereit erklärt, entsprechende Unterstützung zu leisten, um die Industrie in die Lage zu versetzen, höhere Produktionskapazitäten aufzubauen“, sagte Gottschild. „Die Gespräche laufen, wir müssen sie allerdings auch entsprechend umsetzen.“
Für die Umsetzung brauche es langfristige Verträge, schließlich baue niemand nur für wenige Jahre eine neue Produktionsstätte auf, inklusive Zuliefererketten und ausgebildeten Fachpersonal.
Hier spiegelt sich wahrscheinlich auch die Erfahrung mit der Vergangenheit wider, in der die Rüstungsindustrie oftmals Jahrzehnte auf Verträge warten musste, so sie denn überhaupt kamen. Die aktuelle Diskussion um den Etat des Verteidigungsministeriums dürfte ebenfalls kaum eine vertrauensbildende Maßnahme darstellen.
Doch es gebe positive Beispiele, wie für die Industrie Planungssicherheit geschaffen werden könne, sagte Gottschild.
Gottschild: Patriot-Flugkörper als Vorbild
„Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel, wie gebündelte Beschaffung funktionieren kann“, sagte Gottschild zum Vertrag zu den Patriot-Flugkörpern. Bei dieser Beschaffung hatte die NATO Support and Procurement Agency (NSPA) Anfang dieses Jahres die COMLOG, ein Joint Venture von Raytheon und MBDA, mit einem ersten Vertrag im Rahmen der European Sky Shield Initiative (ESSI) beauftragt. Der NSPA-Vertrag mit einem Gesamtwert von 5,1 Mrd. Euro berücksichtigte dabei mehrere Nutzerstaaten, darunter Deutschland, die Niederlande, Rumänien und Spanien. Er umfasst insgesamt bis zu 1.000 Patriot GEM-T Flugkörper, wenn alle Optionen ausgeübt werden.
Der Vertrag sieht vor, Komponenten zu qualifizieren, neue Zulieferer aufzunehmen sowie Testgeräte und Ersatzteile für den künftigen Fähigkeitserhalt zu beschaffen. Um die Auslieferung zu ermöglichen, wird COMLOG die Produktionskapazitäten für GEM-T Flugkörper in Europa ausbauen.
Gottschild nannte heute diesen Vertrag als beispielhaft für ein erfolgreiches Vorgehen: „Er gibt der Industrie Planungssicherheit, er gibt uns als Industrie Skalierungsfähigkeit. Das entsteht aber nur, wenn jemand vorangeht. Wenn eine Nation vorangeht und weitere Länder dann mit einsammelt.“
Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!
Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen: