Vergangene Woche fand in Köln die Internationale Motorrad- und Rollermesse INTERMOT statt. Veranstalter ist die Koelnmesse GmbH und ideeller Träger und Sponsor ist der Industrieverband Motorrad Deutschland e.V. (IVM) mit Sitz in Essen. Der Branchentreff für Fach- und Privatbesucher zeigte natürlich auch die neusten Modelle, die sich an die Einsatzkräfte von Militär und Polizei richten. Früher war die INTERMOT einmal die Zweirad-Leitmesse in Europa. Jetzt fand der Neustart mit der Neuausrichtung als nun jährlichen Messe statt.
Die ZERO XE beeindruckt mit ihrer Balance aus Leistung und Gewicht und soll laut Hersteller so mühelos Schmutz, Schlamm und Kies meistern können. In der Vergangenheit wurden die ZERO Motorcycles für Behörden über die Diedrich Engineering Systems (D.E.S.) Defense GmbH aus Wiehl angepasst und angeboten.
Die Diedrich Engineering Systeme (D.E.S.) Defense GmbH bietet parallel mit dem e-boost eine weitere Lösung an. e-boost lässt die Eigenschaften eines Fahrrads und eines e-Motorrad verschmelzen. Das Fahrzeug (70 kg) lässt sich mit Leichtigkeit steuern, bietet eine Beschleunigung von 0 auf 50 km/h in nur 1,5 Sekunden. Mit robusten Stollenreifen und einer stoßabsorbierenden Federung ausgestattet, kann es in härtestem Gelände eingesetzt werden.
Bei jeder Bremsung lädt sich der Akku wieder auf und bietet so bis zu 20 Prozent mehr Reichweite. Ein Akku reicht für rund 100 km, ein Nachladen von 20 Prozent auf 80 Prozent dauert laut Hersteller 45 Minuten. Die Enduro aus Deutschland lässt sich mit einer 125er-Zulassung fahren, das Fahrzeug ist sehr leicht und hochmobil und bietet eine hohe Geschwindigkeit auch im Gelände. Die Ersatzteilversorgung ist dank deutscher Lieferketten einfach und auch im Ernstfall gesichert. Der Hersteller e-boost GmbH kommt Waldkirch bei Freiburg.
BMW Konzeptstudie F 450 GS
Der deutsche Hersteller BMW zeigte auf der INTERMOT den Prototypen seiner Konzeptstudie BMW Concept F 450 GS. Da es sich um ein Konzept handelt können sich Aussehen und Eigenschaften noch bis zur offiziellen Vorstellung im Herbst 2025 ändern. Allerdings soll die in Köln gezeigte Maschine der BMW Concept F 450 GS schon recht seriennah sein.
Es handelt sich um eine Maschine mit völlig neu konstruiertem Zweizylinder-Reihenmotor, sehr hochwertigem Fahrwerk und maximal 48 PS (Führerscheinklasse A2). Der Motor soll durch einen speziellen, noch nie in Serie eingesetzten Zündversatz besonders charakterstark und drehfreudig sein. Er bietet schon bei niedrigen Drehzahlen ein ordentliches Drehmoment.
Das Gewicht wurde ebenfalls dank Innovationen und dem Einsatz von Leichtbauwerkstoffen, wie etwa Magnesium, gering gehalten, so BMW. Auch fahrwerksseitig wartet die Maschine mit Premiumtechnik auf und steht den großen GS-Vorbildern in Nichts nach. Es handelt sich um einen Brückenrahmen aus Stahlrohren in Gitterbauweise, reparaturfreundlich angeschraubter Heckrahmen, Aluminium-Hinterradschwinge mit direkt angelenktem, Weg-abhängig funktionierendem Zentralfederbein und ebenfalls voll einstellbare Upside-down-Telegabel. Zudem soll sie BMW Motorrad ABS Pro (schräglagenabhängig), Performance-Bremse, frei konfigurierbare Fahrmodi und ein 6,5 Zoll TFT-Display samt Connectivity bieten. Das Gewicht wird mit 178 Kilogramm und der Tankinhalt mit 14 Liter angegeben.
„Besonders wichtig bei der Neuentwicklung der BMW Concept F 450 GS war uns, das für dieses Segment beste Handling zu erreichen und mit einer starken Performance sowie optimaler Zugänglichkeit zu kombinieren. Der Fahrspaß on- und offroad wird bei dieser A2-BMW-GS großgeschrieben“, betont Sepp Mächler, Produktmanager bei BMW.
Konkurrenz im Bereich der Kradmelder
Zuletzt hatte die Bundeswehr Maschinen vom Typ BMW 850 GS für den Einsatz der sogenannten Kradmelder eingeführt. Damit ersetzte diese Maschine die sehr veraltete Hercules K 125. Bis in die 90er Jahre nutzte die Bundeswehr die Hercules K 125 für ihre Kradmelder. Im Anschluss aber nur als Zwischenlösung (auf absoluter Sparflamme) standen zwischenzeitlich die KTM LS 400 und die BMW G650GS als geländegängige Kräder zur Verfügung. Ab 2019 setzt man auf modernere Fahrzeuge aus dem Hause BMW mit der Typenbezeichnung des Herstellers BMW F 850 GS (GS für Gelände/Straße). Bundeswehr-intern wird diese Variante als Krad gl (Gelände) bezeichnet.
Die BMW F 850 GS wird von einem wassergekühlten Zwei-Zylinder-Benzinmotor mit 70 kW angetrieben. Der Kraftstoff wird elektronisch eingespritzt und das Abgas über einen Katalysator nach Euro 4 gereinigt. Von den 445 kg zulässigem Gesamtgewicht können 216 kg für Zuladung genutzt werden. ABS, Antischlupfregelung und Stabilitätskontrolle erhöhen die Fahrsicherheit. Aufgrund der Ausführung von Fahrwerk, Bereifung und Bodenfreiheit ist das Motorrad für Straßen- wie für Geländefahrten geeignet. Die Höchstgeschwindigkeit der Serienmaschine beträgt 200 km/h. Der Tankinhalt von 15 Litern ermöglicht (je nach Fahrweise) eine Reichweite von rund 300 km.
Doch schon bei der Beschaffung sagten die damals Verantwortlichen aus dem BAANÌNBW, dass die BMW F 850 GS (Krad gl) zu groß (Sitzbank 860 mm), zu schwer (Leergewicht: 229 kg) und zu übermotorisiert (70 kW/95 PS) sei. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Aber es gab damals aus Sicht der Beschaffung keine marktverfügbaren Alternativen.
Dies scheint sich jetzt geändert zu haben. Zum einem gibt es mit der BMW Concept F 450 GS nun eine weitere Alternative direkt aus Deutschland, die die Forderungen der Kradmelder erfüllen könnte.
Zudem hatte die Bundeswehr-Nachwuchswerbung auf der INTERMOT 2024 einen eigenen großen Stand. Dort wurden vor allem historische Motorräder der Feldjäger der Bundeswehr gezeigt, aber eben auch die BMW 850 GS der Kradmelder, die KTM 640 LS-E sowie das All-Terrain-Vehicle (Quad) Yamaha GRIZZLY 450 der deutschen Spezialkräfte.
Ebenfalls ausgestellt in Oliv und mit dem Schriftzug „Military Police“ wurde am INTERMOT-Stand der Bundeswehr eine Yamaha Super Ténéré 700. Die Maschine trug noch kein Y-Kennzeichen und war eine offizielle Vorableihgabe des Herstellers. Die Maschinen sollen sich im Zulauf befinden, zunächst für die Feldjäger, später auch für die Kradmelder. Die Maschine ist deutlich leichter als die bisher genutzte BMW 850 GS, und damit besser für schweres Gelände geeignet.
Bei der Maschine handelte es sich aber nicht um das verbesserte 2025-Modell, das am Stand von Yamaha ebenfalls auf der Messe vorgestellt wurde. Die Super Ténéré 700 wird von Yamahas neusten EU5+ 690 cm³ CP2-Motor angetrieben, der speziell auf dieses Modell abgestimmt wurde.
Die 2025 Ténéré 700 ist jetzt mit der YCC-T Drosselklappe ausgestattet und bietet eine Reihe von Funktionen, mit denen sich das Fahren auf die jeweiligen Bedingungen abstimmen lässt. Unter anderem gibt es die beiden Fahrmodi Sport und Explorer, mit denen man die Leistungs- und Drehmomentcharakteristik an die Erfordernisse anpassen kann. ABS und TCS können nun auch endlich abgeschaltet werden, um die volle Kontrolle zu erhalten, was besonders auf unbefestigtem Untergrund nützlich ist.
Der neue, robuste Stahlrahmen der Ténéré 700 wurde verbessert und bietet ein kontrolliertes und ansprechendes Fahrverhalten bei unterschiedlichsten Einsatzzwecken. Die nun einstellbaren Federelemente und die großen Speichenräder sorgen für viel Bodenfreiheit und eine komfortable Sitzposition, die sowohl auf der Straße als auch im Gelände zum Tragen kommt. Die auffällig leichte Verkleidung wurde so konzipiert, dass sie dich auch vor heftigen Umgebungseinflüssen schützt, wobei ein umfassendes 6,3-Zoll-TFT-Display gleichzeitig alle wichtigen Informationen auf einen Blick bereitstellt. Neu ist auch der LED-Scheinwerfer.
Die Yamaha Super Ténéré 700 kommt damit wohl den ursprünglichen Forderungen für die Kradmelder sehr nahe und ist besser zu handhaben als die größere BMW.
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