LOG.NET: Militärische Logistik braucht die Industrie

Heute (und morgen) treffen sich über 400 Experten aus dem logistischen Bereich von Bundeswehr und Industrie bei der diesjährigen LOG.NET in Koblenz. Die neue Location wurde notwendig, da die etablierte Veranstaltung mittlerweile zu groß geworden sei, um weiterhin in Troisdorf stattfinden zu können, berichtete der Inhaber und Verleger des Veranstalters cpm, Tobias Ehlke, bei seiner Einführung. „Es freut mich besonders, dass ich hier im Plenum eine Parität zwischen Amtsseite und Industrie sehe“, so Ehlke, „schließlich ist der Austausch miteinander der entscheidende Vorteil unserer LOG.NET.“

„Wir müssen unsere Lagerkapazitäten in der Bundeswehr neu aufbauen, neu ausbauen“, sagte Brigadegeneral Ralf Lungershausen bei der Log.Net 2024.
„Wir müssen unsere Lagerkapazitäten in der Bundeswehr neu aufbauen, neu ausbauen“, sagte Brigadegeneral Ralf Lungershausen bei der Log.Net 2024.
Foto: cpm/Sascha Schuermann

„Wir brauchen mehr zivil-gewerbliche Unterstützung, um unser Kernziel zu erreichen“, sagte Brigadegeneral Ralf Lungershausen, Stellvertretender Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr, in Richtung der anwesenden Industrievertreter. „Wir brauchen hier mehr Unterstützung. Wir sprechen nicht von Outsourcing, weil wir die Kapazitäten gar nicht haben. Wir brauchen deshalb ihre Unterstützung.“

Viele kleine Lager

Von welcher Größenordnung die Rede sei, stellte Brigadegeneral Lungershausen anhand des Beispiels eines Kampftages einer deutschen Division dar: 1.500 Tonnen Munition, 1.300 Kubikmeter Treibstoff und je nach Einsatzgebiet einen enormen Wasserbedarf der Soldatinnen und Soldaten. All dies muss jeden Tag vor Ort vorhanden sein.

Der Ukraine werden diese Güter durch andere Nationen zur Verfügung gestellt. „Wir haben den großen Vorteil in Deutschland, dass wir eine Industrie haben, die uns unterstützt“, sagte der Stv. Kommandeur. „Wir haben ein Hinterland, aus dem wir die Ukraine beliefern. Aber wir haben nur dann ein Hinterland, wenn es auch geschützt wird.“ Die Industrie müsse also im Grunde ebenso gesichert sein, wie die militärischen Liegenschaften. Und es müsse eventuell ebenfalls Lehren aus dem Ukraine-Krieg ziehen.

„Wenn Sie mit Litauen reden, dann haben die aus der Beobachtung von der Ukraine gelernt. Die werden keine großen Lager mehr aufbauen“, beschrieb Brigadegeneral Lungershausen. Anders als die wirtschaftlich sinnvollen industriellen Großlager geht die Entwicklung im militärischen Bereich in Richtung von einer Vielzahl an verstreuten Lagern, „viele kleine Ziele, die möglichst nicht zusammen bekämpft werden können“.

Starke Vernetzung und Verzahnung

Norwegen gehe einen ähnlichen Weg, wie er sich jetzt auch für Deutschland abzeichne: Die enge Vernetzung und Verzahnung von Industrie und Militär. „Unser Minister ist sehr offen, was Gespräche mit der Industrie angeht“, betonte Brigadegeneral Lungershausen. Dies sei in der Vergangenheit schon deutlich schwieriger gewesen, aber der aktuellen Führung sei durchaus bewusst, dass die Bundeswehr ohne Industrie nicht unterstützbar sei.

Bei all dieser Kritik bzw. den aufgezeigten Verbesserungsmöglichkeiten dürfe aber nicht übersehen werden, dass Deutschland noch relativ gut dastehe im Bereich der Logistik. „Die anderen Nationen haben teilweise gar nichts“, sagte der General. „Wir können schon was auf die Beine stellen.“

Was er sich von der LOG.NET erhoffe, sei der vertiefte Austausch mit Vertretern der Wirtschaft. „Ich habe keine Informationen, welche Reserven unsere Industrie noch hat. Drehen Sie bereits am letzten Zahnrad oder sind da noch Kapazitäten?“, nannte Brigadegeneral Lungershausen als Beispiel und betonte: „Wir sind hier zwei Tage mit hochrangigen Vertretern aus dem BMVg vor Ort. Sprechen sie uns an, reden sie mit uns. Es ist für uns sehr wichtig!“

Dorothee Frank

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