Sie sind zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag gewählt worden. Wie ist das neue Leben als Politiker?
MdB Ernst: Es ist eine tolle Aufgabe, eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Für mich ist natürlich vieles sehr neu und aufregend. Wir haben es ja auch bei der Wahl des Kanzlers gemerkt, dass vieles manchmal unvorhersehbar ist. Von daher freue ich mich auf die vor mir liegende Legislaturperiode.
Ich glaube, die aktuellen Aufgaben sind immens, nicht nur im Sicherheits- und Verteidigungsbereich, sondern generell in unserem Land. Und deswegen freue ich mich, meine Erfahrungen und auch ein wenig frischen Wind in den Deutschen Bundestag zu bringen.
Sie kommen aus der Verteidigungsindustrie, sind also kein Berufspolitiker wie so viele andere, sondern haben tatsächlich im Defence Bereich und zuletzt bei Dynamit Nobel gearbeitet. Brachte das gewisse Startschwierigkeiten oder ist das in der CDU kein Problem?
MdB Ernst: Nein, das war in der CDU nie ein Problem, im Gegenteil. Wir schätzen es, wenn die Kandidaten und auch die Abgeordneten eine Berufserfahrung haben. So ganz unvorbereitet bin ich allerdings nicht in die Politik gekommen. Ich habe parallel zu meiner Tätigkeit bei Dynamit Nobel Defence und auch vorher immer kommunalpolitisch gearbeitet. Jetzt bin ich natürlich nicht mehr angestellt, mit der erfolgreichen Wahl in den Deutschen Bundestag endete meine Arbeit für Dynamit Nobel Defence.
Ich glaube aber, gerade diese Mischung ist mein absoluter Vorteil, weil ich mich nicht nur auf die Politik stütze, sondern Industrieerfahrung, die Erfahrung von Arbeitnehmern und Wirtschaftsbetrieb mitbringe. Und zusätzlich noch die Erfahrungen mit dem gesamten Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, was momentan eines der Hauptthemen auch für die Politik ist und wahrscheinlich noch über viele Jahre bleiben wird.
Spüren Sie den Umschwung der Zeitenwende auch im neu gewählten Bundestag? Ist das Thema Verteidigung wirklich in der Politik angekommen?
MdB Ernst: Ja, ich habe das Gefühl – auch in den Gesprächen – dass die Verteidigung für alle eines der wichtigsten aktuellen Themen ist. Ich kenne noch die Zeiten bei der Rheinmetall, wo wir Kurzarbeit hatten. Das ist heute unvorstellbar. Und ich glaube, wir haben die richtigen Weichenstellungen gemacht.
Die Ampelkoalition, das muss man auch mal sagen, hat die richtigen Entscheidungen eingeleitet. Wir als Union haben die meisten davon mitgetragen, aus Überzeugung. Es muss natürlich jetzt noch mehr geleistet werden und wir müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, damit die Bundeswehr wieder verteidigungsfähig wird, materiell wie personell.
Wir haben beim GBAD Summit mehrfach diskutiert, dass das Personal wahrscheinlich das größte Problem sein wird, nicht so sehr das Material. Und ich glaube, da brauchen wir noch mal einen gesellschaftlichen Umschwenk in Richtung Wehrpflicht. Leider ist abschaffen und aussetzend immer einfacher als hochfahren, Personal freisetzen immer einfacher als neues Personal generieren. Aber ich glaube es ist immens wichtig, dass wir als Gesellschaft und auch als Politik jetzt die richtigen Entscheidungen treffen und umsetzen.
Was ist Ihre Vision für Ihre Zeit als MdB?
MdB Ernst: Erst mal: Ich liebe ich dieses Land, weil dieses Land mir viel ermöglicht hat. Ich komme nicht aus einer klassischen CDU-Familie, sondern aus einer Arbeiterfamilie. Ich habe immer gesehen, dass wenn man arbeitet und fleißig ist, dass man dann in diesem Land aufsteigen kann. Aber genau dies lässt aktuell gesellschaftlich nach, finde ich. Das Prinzip des Produzierens, des Arbeitens, das „Was schaffen wollen“, das hat so ein bisschen gelitten in den letzten Jahren. Auch der Blick auf unseren Staat hat ein bisschen gelitten.
Das kommt natürlich auch durch die starken Ränder von links und rechts, die hart daran arbeiten, dass dieses Land nicht funktioniert. Und die Einflüsse aus anderen Ländern, die bei uns einwirken, merken wir ebenfalls spürbar.
Ich glaube deshalb, dass wir jetzt einen Stimmungsumschwung hinkriegen müssen, dass wir einfach mal wieder besser und positiver über unser Land reden, natürlich ohne dabei Sachen zu beschönigen. Wir müssen die Dinge klar ansprechen, wenn sie nicht gut sind. Aber wir dürfen uns auch nicht schlechtreden, denn das wollen die Radikalen. Und das hat unser Land nicht verdient. Es ist sehr viel gut und richtig in Deutschland.
Aber wir müssen als Gesellschaft wieder dahin kommen, dass wir etwas schaffen wollen. Also weg von der Ansicht, dass die Arbeit nur das Privatleben stört, und hin zu der Erkenntnis, dass Arbeit etwas Sinnstiftendes ist. Egal in welchem Bereich man unterwegs ist, durch die Arbeit trägt man seinen Teil dazu bei, dass dieses Land funktioniert, dass unsere Sozialkassen funktionieren, dass wir etwas produzieren und in Wohlstand leben können. Uns geht es schließlich nur dann gut, wenn es der Wirtschaft gut geht.
Wo sehen Sie die größten Chancen oder Hürden im Verteidigungsbereich?
MdB Ernst: Die größten Chancen sehe ich darin, dass wir durch eine starke und qualitativ hochwertige Rüstungsindustrie in Deutschland ein Vorbild für viele Länder sind, die sich an uns anlehnen wollen. In dem entsprechenden Framework-Konzept der NATO spielt Deutschland eine entscheidende Rolle. Und die anderen Länder erwarten Führung von uns. Ich finde deshalb es war ein gutes Zeichen, dass Friedrich Merz kurz nach seiner Wahl nach Paris und dann nach Warschau geflogen ist, weil das sind wichtige Partner im Verteidigungsbereich.
Wir müssen einfach Führung zeigen und klar kommunizieren, wo wir hinwollen. Das Ziel ist ein verteidigungsfähiges Deutschland innerhalb der EU, innerhalb der NATO, das seiner Verantwortung nachkommt, in einer friedlichen Welt. Schließlich liegt es nicht an uns, dass diese Welt nicht friedlich ist, sondern an jemand anderem. Deswegen müssen wir Führung zeigen und ich glaube, dafür haben wir mit Friedrich Merz den richtigen Kanzler. Ich glaube, dass er jemand ist, der sich klar zur NATO, zur EU und auch zu unseren europäischen Partnern bekennt. Jemand, der entschlossen vorangeht.
Ist Deutschland wirklich dafür bereit, die bisher von den USA ausgeübte militärische Führungsverantwortung in Europa zu übernehmen?
MdB Ernst: Deutschland muss dafür bereit sein. Wir sind das stärkste und größte Land in Europa. Unsere Partnerländer um uns herum erwarten, dass wir eine entsprechende Verantwortung und Leistungsbereitschaft übernehmen.
Wir sind aktuell in einer historischen Situation, die sich meiner Ansicht nach in mehrere Richtungen entwickeln kann. Wenn wir uns anschauen, was geostrategisch alles vom aktuellen Standpunkt aus passieren könnte, dann können wir uns nicht zurücknehmen. Und deswegen müssen wir Führung übernehmen, weil das unsere historische Aufgabe ist.
Herr Ernst, vielen Dank für das Gespräch!
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