Für eine solide und skalierbare Munitionsproduktion sind Hersteller wie Rheinmetall auf sichere Lieferketten angewiesen. Mit der jetzt erfolgten Übernahme der Hagedorn-NC GmbH sichert sich Rheinmetall auch einen deutschen Zugang zu einer essenziellen Rohstoffquelle und stärkt eben diese Lieferkette bei Treibladungen. Bisher arbeitete das Unternehmen aus Osnabrück ausschließlich für den zivilen Markt. Die Umstellung auf militärische Anwendungen erfolgt ganz im Zeichen der Zeit, in der die europäische Rüstungsindustrie eigene Kapazitäten ausbaut.
Die Rheinmetall AG übernimmt die Hagedorn-NC GmbH mit Hauptsitz in Osnabrück. Das Unternehmen stellt am Standort Lingen an der Ems Cellulosenitrat her – umgangssprachlich auch als Nitrocellulose oder Schießbaumwolle bekannt. Bei Cellulosenitrat handelt es sich um eine brennbare Verbindung, die aus Zellulose und Salpetersäure hergestellt wird. Das Produkt findet unter anderem Verwendung als Bindemittel in Lacken und Druckfarben, in Sprühpflastern sowie als Bestandteil von Sprengstoffen und Treibladungen.
Für Rheinmetalls Munitionsproduktion wichtig: Cellulosenitrat ist der energetische Hauptbestandteil von Treibladungen, wie sie zum Beispiel für 155mm-Artilleriemunition benötigt werden. Nach der noch unter kartellrechtlichem Vorbehalt stehenden Übernahme plant Rheinmetall, zentrale Bereiche der Cellulosenitrat-Produktion der Hagedorn-NC künftig auf militärische Anforderungen auszurichten, zivile Kunden sollen zunächst jedoch weiter beliefert werden.
Stärkung der Lieferkette für Munitionsproduktion
„Die Übernahme hilft uns dabei, einen strategischen Engpass bei der Treibladungsherstellung zu schließen“, erklärte Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, die Beweggründe seines Konzerns. „Wir sichern uns mit dem Erwerb den Zugang zu einer wichtigen Rohstoffquelle und setzen bei der Munitionsfertigung den Fokus auf die gesamte Wertschöpfungskette. Wir freuen uns darauf, die aktuell rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hagedorn-NC im Rheinmetall-Konzern zu begrüßen und ihnen eine sichere Perspektive zu bieten.“
Rheinmetall betreibt für seine Munitionsproduktion derzeit Cellulosenitrat-Produktionsstandorte in Wimmis (Schweiz), Murcia (Spanien) und Wellington (Südafrika). Mit der Integration der Hagedorn-NC erweitert der Konzern sein globales Produktionsnetzwerk um einen weiteren strategischen Standort in Deutschland.
Munitionsproduktion – Lieferkettenstandort Deutschland
Gerd Hofmann, Vorstand der Hagedorn AG, äußerte sich ebenfalls optimistisch: „Ich freue mich sehr, mit Rheinmetall einen neuen Eigentümer für die Hagedorn-NC gewonnen zu haben, welcher der Gesellschaft neue Perspektiven und Wachstumsmöglichkeiten bieten wird. Ich bin überzeugt, dass beide Unternehmen gut zusammenarbeiten werden.“
Mit der Übernahme der Hagedorn-NC stärkt Rheinmetall nicht nur seine Position als Hersteller von Mittel- und Großkalibermunition, sondern erhöht zugleich seine strategische Unabhängigkeit bei der Versorgung mit kritischen Vorprodukten wie Cellulosenitrat. Rheinmetall selbst spricht als Systemhaus davon, bei der Munitionsproduktion alle Komponenten des sogenannten „Full Shot“ aus einer Hand produzieren zu wollen – vom Geschoss über den Zünder bis hin zur Spreng- und Treibladung.
Die Sicherung und der Ausbau deutscher Produktionskapazitäten spielen dabei eine zentrale Rolle. Gerade in Zeiten geopolitischer Spannungen und fragiler globaler Lieferketten gewinnt die heimische Fertigung von Schlüsselmaterialien für die Munitionsherstellung zunehmend an Bedeutung – nicht nur für Rheinmetall, sondern für die gesamte Rüstungsindustrie. Ein starker industrieller Kern in Deutschland und Europa sorgt für Versorgungssicherheit, kurze Reaktionszeiten und technologische Souveränität im Verteidigungsfall.
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